Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Krukenburg

160 m über NN
Gemarkung Helmarshausen, Gemeinde Bad Karlshafen, Landkreis Kassel
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Im Zentrum der Krukenburg steht die bemerkenswerte Ruine einer Kirche aus dem frühen 12. Jahrhundert. Die Burg selbst enstand gut einhundert Jahre später zum Schutz der Kirche und des Klosters Helmarshausen. Sie diente auch als Wohnsitz des Abtes. In der Folgezeit besaßen neben dem Kloster auch die Erzbistümer Köln, Paderborn und Mainz sowie der hessische Landgraf Anteile und Rechte an der Krukenburg. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts verfiel die Burg.

Basisdaten

Ortstyp:

Burg

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

gut 16 km nordnordöstlich von Hofgeismar

Lage:

Die Burgruine liegt oberhalb des ehemaligen Klosters Helmarshausen auf einem hohen Sporn in einer Diemelschleife.

Geschichte

Burggeschichte:

Älter als die Krukenburg selbst ist die Johanneskapelle, deren Ruine sich in der Mitte des Burggeländes erhebt. Sie wurde 1126 geweiht und ist ein ungewöhnlicher romanischer Zentralbau. Zum Schutz der Kirche und des Klosters Helmarshausen - u.a. vor dem Erzbischof von Paderborn - wurde Mitte der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Burg errichtet. Das Kloster stellte sich 1220 unter den Schutz des Kölner Erzbischofs und überließ ihm gleichzeitig die Hälfte der Stadt Helmarshausen und der neuen Burg - möglicherweise war jedoch auch der Erzbischof von Köln selbst Bauherr der Krukenburg. Neben Köln erwarben später auch das Erzbistum Paderborn, das Erzbistum Mainz und die hessischen Landgrafen Rechte auf der Krukenburg, die zudem vielfach verpfändet war. Konflikte zwischen dem Paderborner Erzbischof und den hessischen Landgrafen zogen die Burg zwischen 1464 und 1470 in Mitleidenschaft, weiteren Schaden erlitt sie, als Paderborn 1525 Helmarshausen einnahm. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts und bis 1620 saß ein hessischer Amtmann auf der Burg, die danach vollends verfiel.

Ersterwähnung:

1241

Laufzeit:

Anfang 13. Jahrhundert–Anfang 17. Jahrhundert

Besitzgeschichte:

Im Jahre 1220 teilten sich das Kloster Helmarshausen und das Erzbistum Köln den Besitz an der Krukenburg. Anfang des 14. Jahrhunderts verpfändete Köln seine Burghälfte an Hermann von Everstein, 1336 an Erzbischof Bernhard von Paderborn. Nach Konflikten und Spaltungen innerhalb des Konvents, die 1337 dazu geführt hatten, dass die dem Kloster verbliebene Hälfte der Burg sowohl dem Paderborner als auch dem Mainzer Erzbischof übertragen worden war, einigten sich die drei Parteien 1338 auf eine Dreiteilung dieser Hälfte: ein Drittel blieb dem Kloster Helmarshausen, eines ging an den Erzbischof von Paderborn, eines an den Mainzer Erzbischof. Die beiden letzteren schlossen 1341 einen Vertrag über den gemeinsamen Besitz an der Krukenburg. 1345 musste der Paderborner Erzbischof sein Sechstel der Burg dem Kloster verpfänden, 1352 auch jene Hälfte, die er von Köln als Pfand besaß. Kurze Zeit später erhielt er jedoch das Mainzer Sechstel und verpfändete es 1359 weiter an Bernhard von Löwenstein-Westerburg. In den folgenden Jahren kam es mit großer Regelmäßigkeit zu Einlösungen und Wiederverpfändungen der verschiedenen Burgteile. 1360 öffnete der Abt des Klosters Helmershausen seinen Teil der Krukenburg dem hessischen Landgrafen Heinrich II. Bei einer Fehde zwischen dem Erzbischof von Paderborn und dem hessischen Landgrafen nahm letztere im Juli 1465 die Krukenburg ein, die Paderborner eroberten sie einen Monat später wieder zurück. 1479 stellte sich das Kloster Helmarshausen unter hessischen Schutz, 1525 nahm der Bischof von Paderborn Stadt und Kloster Helmarshausen sowie die Krukenburg ein. Der vertriebene Abt warb bei Landgraf Philipp von Hessen um Hilfe und konnte 1536 nach Helmarshausen zurückkkehren. Vier Jahre später verpfändete er dem hessischen Landgrafen den klöstrlichen Anteil an Helmarshausen und Krukenburg, 1547 verpfändete der Landgraf den Besitz weiter an Christoph von Falkenberg. Kurz darauf klagte das Erzbistum Paderborn vor dem Reichskammergericht gegen die hessische Inbesitznahme des Burgteils, der Prozess endete 1597 mit einem Vergleich und Paderborn verzichtete auf seine Ansprüche. 1617 war die Burg komplett in hessischem Besitz.

Abgang:

In der zweiten Hälfte des 15. und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nahm die Krukenburg bei verschiedenen Konflikten großen Schaden, seit 1617 verfiel sie vollends.

Einwohnerstatistik:

1885: 1 Wohnhaus mit 5 Bewohnern

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Die romanische Kirche im Zentrum der Burganlage ist vermutlich anstelle einer älteren Kapelle um 1100 errichtet worden (Weihe 1126). Um 1215/1220 ließen das Kloster Helmarshausen oder das Erzbistum Köln die Burganlage errichten, der Bergfried stammt aus dieser Zeit. Seit 1338 bestand wohl ein Paderborner Haus auf der Krukenburg, die noch sichtbaren Reste des Paderborner Hauses gehören jedoch zu einem 1401 bis 1415 unter Bischof Wilhelm von Paderborn erbauten Wohnturm. 1536 war die Burg bis auf diesen Bau verfallen oder abgebrochen, 1542 wird sie als „bawfellig“ bezeichnet und bot keinen geeigneten Wohnsitz für einen Amtmann. Als der hessische Landgraf seinen Burgteil 1547 an Christoph von Falkenberg verpfändete, erhielte dieser den Auftrag, Reparaturen an der Burg vorzunehmen. Nach 1617 verfiel die Krukenburg. Die Ruine wurde 1980/81 saniert, der Bestand befestigt und teilweise aufgemauert.

Baubeschreibung:

Die Krukenburg war mit einem Halsgraben vom Hang abgetrennt. Im Zentrum der Anlage stehen die Reste der Johanneskapelle, eines romanischen, runden Zentralbaus. Östlich der Kirche finden sich die Reste des runden Bergfrieds. In die Ringmauer integriert sind das ursprünglich wohnturmartige, dreigeschossige Paderborner Haus im Nordosten und das Wohnhaus des Abtes (auch Mainzer Haus) in der Südwestecke. An der südwestlichen Ecke stehen die Reste des Torhauses, im nordwestlichen Abschnitt der Ringmauer standen zwei Wachtürme.

Erhaltungszustand:

Die Burg ist nur als Ruine erhalten, die grundsätzliche Struktur der Burganlage ist jedoch noch gut erkennbar.

Grabungen und Funde:

Die Krypta der Kirche 1934-39 freigelegt.

Denkmaltopographie:

Gesamtanlage Krukenburg

„Die Krukenburg liegt exponiert im Norden über der Stadt Helmarshausen auf dem Krukenberg. Inmitten der Burg liegt die Ruine derJohanneskapelle, die vermutlich anstelle einer älteren Kapelle um 1100 erbaut wurde und 1107 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Durch den immer stärker werdenden Gegensatz zwischen dem Kloster Helmarshausen und dem Bischof von Paderborn, dessen Machtanspruch im 12. Jahrhundert ständig wuchs, wurde das Kloster zum Bau der Krukenburg im Jahre 1215 veranlaßt. Die Burganlage umschließt die zentral liegende Kirche. Seit dem 16. und 17. Jahrhundert setzte der Verfall der Anlage ein. Die Krukenburganlage mit den Fragmenten der Johanneskapelle ist eine Gesamtanlage nach §2 (2) HDSchG, an deren Erhaltung aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen ein öffentliches Interesse besteht.“

Krukenburg

„Von der Anfang 13. Jh. erbauten Burganlage der hohe runde Bergfried aus der Gründungszeit und große Teile der Ringmauer mit zwei halbrunden Flankentürmen an West- und Nordwestseite erhalten. Ebenso der spitzbogige Zugbrückenturm‚ die Umfassungsmauer des unter Bischof Wilhelm von Paderborn (1401-15) erbauten, ehemals dreigeschossigen Wohnturmes mit rückwärts aus der Ringmauer vorspringendem, halbrundem Schluß und ursprünglich mit hohem hofseitigem Giebel. An der Südostseite Keller und Mauerreste des ehemaligen Mainzer Baues. Künstlerische, geschichtliche, wissenschaftliche und städtebauliche Bedeutung als Ruine der mittelalterlichen Burganlage in exponierter Lage über dem Diemeltal.“

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Spornburg

Rechtstyp:

Pfandburg

Funktionstyp:

Amtssitz

Nachweise

Literatur:

EBIDAT:

Krukenburg

Zitierweise
„Krukenburg, Gemeinde Bad Karlshafen“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/2195> (Stand: 29.9.2022)