Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Schloss Waldeck

383 m über NN
Gemarkung Waldeck, Gemeinde Waldeck, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Schloß Waldeck, ein imposante Burganlage oberhalb des Edersees, ist vermutlich eine Gründung der Grafen von Ziegenhain aus dem 12. Jahrhundert. Die gleichnamige Stadt ist jünger und ging aus der Burgmannensiedlung Rode hervor. Ende des 12. Jahrhundert kam die Burg an die Grafen von Schwalenberg, die sich bald Grafen von Waldeck nannten, und wurde so zur Stammburg des Waldecker Grafenhauses. Vom 13. bis zum 17. Jahrhundert diente das Schloss verschiedenen, zeitweise mehreren Linien der Waldecker Grafenfamilie als Residenz, später war hier ein Zuchthaus untergebracht. Im 30jährigen und im 7jährigen Krieg wurde die Burg eingenommen. Trotz regelmässiger Umbauten und Erweiterungen bis in die neuste Zeit hinein, haben sich mehrere im Kern mittelalterliche Burggebäude erhalten. Heute beherbergt Schloss Waldeck ein Hotel und ein Museum.

Basisdaten

Weitere Namen:

  • Burg Waldeck

Ortstyp:

Burg; Schloss

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

etwa 0,5 km südwestlich von Waldeck

Lage:

Schloss Waldeck liegt auf einem steilen Bergkegel oberhalb der Eder.

Geschichte

Burggeschichte:

Die Nennung des Corveyer Ministerialen Bernardus de Waldekke in einer Urkunde von 1120 gilt gleichzeitig auch als die älteste Erwähnung der Burg Waldeck; 1189 werden in einer weiteren Urkunde Waldecker Burgmannen (castellani) genannt. Von 1228 bis 1665 diente sie verschiedenen Linien des Waldecker Grafenhauses als Residenz, bevor sie von Schloss Christiansburg und später Schloss Arolsen abgelöst wurde. Zudem war Schloss Waldeck von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis 1816 Gerichts- und Amtssitz. Im 30jährigen Krieg wurde die Burg 1634 von schwedischen Truppen erobert; im 7jährigen Krieg besetzten französische Truppen die Anlage (1760 bis 1762). Seit den 1740er Jahren bis 1868 diente das Schloss als Zuchthaus, 1870/71 waren hier französische Kriegsgefangene untergebracht. Im Jahre 1906 öffnete ein Schlosshotel und 1950 wurde das Museum des Waldeckischen Geschichtsvereins eingerichtet.

Ersterwähnung:

1120

Laufzeit:

12. Jahrhundert–

Besitzgeschichte:

Die Burg Waldeck lag im Herrschaftsbereich der Grafen von Ziegenhain und kam vermutlich über die vor 1144 geschlossene Ehe zwischen Graf Volkwin II. von Schwalenberg und Lutgardis, Erbtochter des Grafen Poppo I. von Ziegenhain-Reichenbach, an die Schwalenberger. Graf Widukind III. von Schwalenberg nannte sich 1180 auch Graf von Waldeck. Seit 1228 war die Burg Residenz der Grafen von Waldeck. Bei der Erbteilung von 1397 kam Waldeck an die Linie Waldeck zu Waldeck (neuere Linie); bei der Erbteilung von 1486 blieb das Schloss im gemeinsamen Besitz der Linien Waldeck-Eisenberg (ältere Linie) und Waldeck-Wildungen (ältere Linie): die Eisenberger bewohnten den Südflügel, die Wildunger den Nordflügel. 1598 war das Schloss im alleinigen Besitz von Waldeck-Eisenberg (mittlere Linie) und bei der Teilung von 1607 fiel es an Waldeck-Wildungen (neuere Linie). Seit 1692 war Christian Ludwig alleiniger Herrscher der Grafschaft Waldeck. Seit 1921 ist Schloss Waldeck im Besitz der Waldeckischen Domanialverwaltung.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Die Burg Waldeck entstand vermutlich im 12. Jahrhundert unter den Grafen von Ziegenhain. Die Grafen von (Schwalenberg-)Waldeck ließen die Anlage im 13. Jahrhundert ausbauen, unter anderem wurde der (seitdem mehrfach umgebaute) runde Bergfried errichtet und die Umfassungsmauer verstärkt. Um 1500 begann der schlossartige Neubau des Nordflügels (Linie Wildungen), der bis 1577 andauerte. Dieser Flügel ist später mehrfach umgebaut und erneuert worden). Gleichzeitig wurden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts auch Arbeiten am Südflügel ausgeführt (Linie Eisenberg) und in der Vorburg ein 120 Meter tiefer Brunnen angelegt. Beide Waldecker Linien beschlossen 1513 zudem den Ausbau der Befestigungsanlagen und schlossen 1543 einen Vertrag über die Erhaltung des oberen Torgebäudes. In den Anfangsjahren des 30jährigen Krieges sind 1621 bis 1624 die Befestigungen erneut verstärkt worden, 1637 wurde das vordere Tor erneuert („Pulverturm“) und 1643/44 Außenbefestigungen, Wälle und Bastionen angelegt. Für 1688/89 lassen sich Reparaturarbeiten an den Burggebäuden nachweisen. Seit 1732 war der waldeckische Baumeister Julius Ludwig Rothweil im Auftrag von Fürst Karl von Waldeck auf dem Schloss aktiv: 1733 baute er den Torflügel aus, 1734 ließ er den baufälligen Südflügel abbrechen und 1735 wurde der Schlossbrunnen ausgebessert. Im Jahre 1743 ließen die Waldecker Grafen ein Zuchthaus in ihrem Schloss einrichten, 1745 wurde der Bergfried als Archiv ausgebaut, jedoch zog das Archiv schon Anfang der 1760er Jahre nach Arolsen um. 1755/56 wurden das mittlere und das obere Tor wiederhergestellt. Im 7jährigen Krieg nahmen französische Truppen das Schloss ein und während der Rückeroberung lag Schloss Waldeck im Juli 1762 zwei Tage unter Beschuss und wurde dabei schwer beschädigt. Die Wiederherstellung leitete 1763 Friedrich Franz Rothweil. Unter Baumeister Theodor Escher wurde Anfang des 19. Jahrhunderts das Torhaus verlängert, 1811/12 Reparaturen an den Umfassungsmauern vorgenommen und 1814 die Zugbrücke erneuert, die dann 1830 entfenrt wurde. Seit 1906 dienten Teile des Schlosses als Hotel, 1940 zerstörte ein Brand den Nordflügel. Er wurde beim Wiederaufbau 1948 bis 1952 und 1966 innen modernisiert, der Bergfried wurde 1952 zum Wasserturm umgebaut, im Süden der Anlage entstand ein Restaurantbau mit Cafetérasse. 1986 bis 1988 wurde, teilweise auf dem Gelände des ehemaligen Südflügels, ein Museumsneubau errichtet, vor der westlichen Schmalseite des Nordflügels entstand ein Hotelneubau (über der Bastion an der Zufahrt). Museum, Hotel und Bergfried wurden 1998/99 umgestaltet und neu ausgebaut.

Baubeschreibung:

Die Burganlage steht auf einem etwa ovalen Areal. Das vorder Tor befindet sich im Westen, von dort führt ein Torweg zum mittleren Tor im Nordwesten. Nach links öffnet sich die Vorburg (mit Brunnenhaus), geradeaus gelangt man durch das obere Tor in die etwa dreieckige Hauptburg. Der Nordflügel ist ein dreigeschossiger Steinbau mit vorgelagertem Treppenturm, Flankenturm an der Nordostecke und Hotelneubau vor der Westfront. Im Osten steht der Bergfried, über dem östlichen Teil des ehemaligen Südflügels erhebt sich der Museumsneubau, im Westen steht als Rest des Südflügels der „Uhrturm“ (ursprünglich Treppenturm).

Erhaltungszustand:

Burg Waldeck ist im Laufe ihrer Geschichte regelmäßig umgebaut, erweitert und veränderten Bedürfnissen angepasst worden. Zu den ältesten Gebäudeteilen zählen Bergfried, mehrere Kellerräume und Teile der Umfassungsmauern. Der Nordflügel (frühes 16. Jahrhundert) wurde mehrfach erneuert ist aber im Kern erhalten. Der Südflügel ist im 18. Jahrhundert abgetragen worden, lediglich ein Treppenturm („Uhrturm“) existiert noch.

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Gipfelburg

Rechtstyp:

Dynastenburg; Residenzburg; Residenzschloss

Funktionstyp:

Residenz; Amtssitz

Nachweise

Quellen:

Literatur:

EBIDAT:

Schloss Waldeck

Zitierweise
„Schloss Waldeck, Gemeinde Waldeck“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/1856> (Stand: 12.1.2022)
Indizes

Burgherr(en):

  • http://www.burgenlexikon.eu/15.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=504&cHash=b5b8de522e918ef791360bc1473de7bd