Burgen, Schlösser, Herrenhäuser
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- 53501308001
Burg Nieder-Ohmen
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254 m über NN
Gemarkung Nieder-Ohmen, Gemeinde Mücke, Vogelsbergkreis Die Turmburganlage wurde vermutlich im 10. Jahrhundert durch mainzische Ministeriale, die von dort aus die Interessen des Erzbistums im nördlichen Vogelsberg vertraten, gebaut. Sie diente wohl der Sicherung alter Handelsstraßen an einer Ohmfurt. Die Reste der Burg wurden 1986 beim Bauarbeiten entdeckt und restauriert.
- Basisdaten ↑
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Historische Namensformen:
- Der zeitgenössische Namen der Burganlage ist unbekannt
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Ortstyp:
Burg
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Bezeichnung der Siedlung:
- burg schaln (1730) [Hessische Flurnamen]
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Lagebezug:
26 km westnordwestlich von Lauterbach gelegen
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Lage:
Die Burg befand sich in heutiger Ortslage von Nieder-Ohmen am linken Ufer der Ohm auf einer von Mühlgraben und Ohm umflossenen Insel, in der Flur "Burgschall". Ursprünglich stand die Burganlage außerhalb des alten Ortskerns.
- Geschichte ↑
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Burggeschichte:
Der Ort Nieder-Ohmen wird bereits 775 genannt. Vermutlich wurde der Turm als Wehrturm am nördlichen Ufer der Ohm errichtet. Die Burg stand auf einer durch den Mühlgraben gebildeten, langgestreckten Insel in einem durch Hochwasser gefährdetem Gebiet. Wegen seiner Lage haben Theune und Vogt den Turm am Ohmufer in Zusammenhang mit der Furt in Nieder-Ohmen gesehen und eine Funktion "ähnlich der der spätmittelalterlichen Warten" angenommen. Sie lassen die Frage, ob es sich hier um eine Burganlage oder um einen Turm zur Sicherung der Furt handelte, offen (Theune/Vogt). Laut Böhme zählt der Turm zu den "Turmburgen mit rundem Wohnturm" (Böhme).
1008 überlässt Kaiser Heinrich II. der St. Stephanskirche zu Mainz das Gut zu Amene im Oberlahngau und empfängt dagegen den Hof Buchinebach im Rangau für die St. Peterskirche zu Bamberg [in loco amena MGH Diplomata Könige 3, Heinrich II. : Bresslau, S. 213, Nr. 178; Original HStAD Bestand A 3 Nr. 257/1]. Dieser Königshof dürfte jedoch nicht mit dem Turm identisch sein. Böhme hält es für gut vorstellbar, "dass Mainzer Ministeriale, die in der Folgezeit (nach 1008) mit der Verwaltung der großen Curtis betraut worden sein dürften, in der natürlich geschützten Ohmniederung eine mächtige Turmburg errichteten, um die erzbischöflichen Interessen wirksam vertreten zu können".
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Abgang:
Nach Aussage der Funde dürfte die Anlage vermutlich im 12. Jahrhundert aufgegeben worden sein.
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Sonstiges:
Scherben von Kugeltöpfen des (9.) 10.-11. Jahrhunderts und vermutlich eingeschwemmtes neuzeitliches Fundmaterial. Funde des 12.-15. Jahrhunderts fehlen.
- Bau und Baugeschichte ↑
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Baugeschichte:
Neben neuzeitlicher Keramik wurden vor allem Scherben des 9. bis 11. Jahrhunderts gefunden, während Funde aus dem Zeitraum zwischen dem 12. und dem 15. Jahrhundert fehlen. Die Scherben gehören zu Kugeltöpfen, die sich in in die Zeit des 10. bis frühen 11. Jahrhunderts datieren lassen. Nur wenige Stücke gehören dem 9. Jahrhundert an, so dass der Turm frühestens im 10. Jahrhundert erbaut und bis in das 11. Jahrhundert genutzt worden sein dürfte. (Theune/Vogt).
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Baubeschreibung:
Das Turmfundament wurde 1986 bei Arbeiten für einen Abwasserkanal zufällig entdeckt. Bei Ausgrabungen im Spätsommer 1986 wurde ein rundes Steinfundament freigelegt und restauriert. Der Turm hatte einen Durchmesser von mehr als 13 m, die Mauerstärke betrug durchschnittlich 3 m, der nutzbare Innenraum wies einen Durchmesser von ca. 7 m auf. Die Außen- und Innenschalen des Mauerwerks wurden aus bis zu 50 cm großen Steinen erstellt, der Zwischenraum mit kleineren Steine aufgefüllt. An einzelnen Steinen hafteten geringe Reste von Kalkmörtel. Für die ursprüngliche Höhe, Tür- und Fensteröffnungen oder die Dachabdeckung liegen keine Hinweise vor. Weitere zum Turm gehörige Gebäude, Gräben oder Wälle wurden nicht festgstellt. (Theune/Vogt)
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Erhaltungszustand:
Das Fundament wurde restauriert und gesichert. Es liegt heute in einem parkartigen Grüngelände am Ufer der Ohm.
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Grabungen und Funde:
Bei Ausgrabungen wurden Scherben von Kugeltöpfen des (9.) 10.bis 11. Jahrhunderts und vermutlich eingeschwemmtes neuzeitliches Fundmaterial freigelegt. Funde des 12. bis 15. Jahrhunderts fehlen.
- Burgtyp ↑
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Bautyp:
Niederungsburg
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Funktionstyp:
Passburg; Sperrburg
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 240
- Theune/Vogt, Ottonische Niederungsburg in Nieder-Ohmen, in: Archäologische Denkmäler in Hessen 73 (1988)
- Böhme, Burgen der Salierzeit in Hessen, in: Burgen der Salierzeit, Bd. 2, S. 50-51
- Gemeinde Mücke (Hrsg.),1200 Jahre Nieder-Ohmen, 1982
- Gensen, Nieder-Ohmen, in: Archäologie in Deutschland 3 (1987), S. 14-15
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EBIDAT:
- Zitierweise ↑
- „Burg Nieder-Ohmen, Gemeinde Mücke“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/174> (Stand: 12.3.2024)