Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Schloss Rauschenberg

313 m über NN
Gemarkung Rauschenberg, Gemeinde Rauschenberg, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Das Schloss befand sich auf dem 313 m hohen Schlossberg 400 m westsüdwestlich von Rauschenberg. Vermutlich entstand bereits im 12. Jahrhundert eine Burganlage im Zusammenhang mit der Ausdehnung ziegenhainischer Besitz- und Herrschaftsrechte in dieser Zeit. Im 13. Jahrhundert wurden mehrfach Burgmannen erwähnte, die die Burganlage im Auftrag der Grafen von Ziegenhain verteidigten. Im 14. und 15. Jahrhundert verpfändeten die Grafen von Ziegenhain mehrfach Anteile an Schloss Rauschenberg an Vertreter anderer Adelsfamilien. Seit dem Anfall der Ziegenhainer Erbschaft an die Landgrafen von Hessen im Jahr 1450 stand die Burg bzw. das Schloss in hessischem Besitz und war Teil des nun landgräflichen Amtes Rauschenberg. Bei der Burg bzw. dem Schloss handelte es sich um eine unregelmäßige, breitovale Gipfelanlage mit einer vorgeschobenen äußeren, ehemals mit Wall und Graben verstärkten Umfassungsmauer und einer inneren Ringmauer sowie einem dreigeschossigen Wohnbau.

Basisdaten

Weitere Namen:

  • Burg Rauschenberg

Ortstyp:

Burg

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

13 km nordöstlich von Marburg gelegen

Lage:

Auf einem 313 m hohen Berg über dem rechten Ufer der Wohra liegen westlich von Rauschenberg die Ruinen der früheren Burg- und Schlossanlage.

Geschichte

Burggeschichte:

Das Alter der gesamten Burg- und Schlossanlage konnte bisher nicht genauer datiert werden. Vielleicht existierte die Burg schon im 12. Jahrhundert, deren Erbauung sich dann in Zusammenhang mit dem Erwerb der fuldischen Besitz- und Herrschaftsrechte um Rauschenberg durch die Grafen von Ziegenhain bringen ließe. Nach der Inbesitznahme durch die hessischen Landgrafen wurde die Anlage auch als Jagdschloss genutzt. 1500 starb dort Wilhelm III. nach einem Jagdunfall. 1638 wurde die Burg von den Schweden erobert und 1646 durch niederhessischen Truppen während des Hessenkrieges zerstört. Die Ruine wurde 1830 in Folge von Baumaterialgewinnung und der Umgestaltung des Geländes größtenteils abgetragen.

Laufzeit:

um 1200–1646

Besitzgeschichte:

Für die Jahre 1219 (?) und 1260 werden Burgmänner auf Burg Rauschenberg genannt. 1304 werden Burg und Stadt Rauschenberg durch Heirat zwischen Hedwig von Castell, Witwe Graf Gottfrieds V. von Ziegenhain, und Graf Philipp von Falkenstein-Münzenberg zur Hälfte an die Münzenberger abgetreten. 1339 ist die Hälfte wieder im Besitz Graf Johanns I. von Ziegenhain, der sie seiner Frau als Wittum überlässt. 1364 ist die Hälfte von Burg Rauschenberg mit Zubehör an Land, Leuten, Dörfern und Gericht an die von Hatzfeld versetzt. Die Lösung eines Teiles der Pfandschaft erfolgt im Jahr 1365. 1368 wird ein Drittel an Burg, Stadt, Gericht und Vogteien an Kraft Vogt von Fronhausen und Wigand von Erfurtshausen versetzt. Die Lösung des Rests der hatzfeldischen Pfandschaft findet schließlich 1371 statt. Zudem kommt es zu einer Neuverpfändung von zwei Dritteln des Amts an die Landgräfin Elisabeth von Cleve, die 1382 wiederum an Kraft Vogt von Fronhausen übertragen werden. 1411 hat Ludwig von Erfurtshausen das Amt von Ziegenhain zu Pfand, dessen Lösung im Jahr 1415 erfolgt. Seit 1450, nach dem Anfall der ziegenhainischen Erbschaft an die Landgrafen von Hessen, war das Schloss Teil des nun landgräflichen Amtes Rauschenberg.

Funktion:

Zur Zeit der Ziegenhainer war die Burganlage mehrfach Sitz der Grafenwitwen, so etwa in den 1270er Jahren und in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Unter landgräflicher Herrschaft diente die Burg bevorzugt als Jagdschloss.

Abgang:

1646 wird Schloss Rauschenberg während des sog. Hessenkrieges von niederhessischen Truppen zerstört. Bis zum 1830 sind große Teile der Ruine zur Gewinnung von Baumaterial abgetragen.

Sonstiges:

Schultheiß (1252)

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Vermutlich wurde die Burg um 1200 Jahrhundert errichtet, Mitte des 13. Jahrhunderts von den Grafen von Ziegenhain und zwischen 1594 und 1597 von den Landgrafen von Hessen schlossartig ausgebaut.

Baubeschreibung:

Bei der Burg handelte es sich um eine unregelmäßige, breitovale Gipfelanlage mit einer vorgeschobenen äußeren, ehemals mit Wall und Graben verstärkten Umfassungsmauer und einer inneren Ringmauer. Diese umschloss zwei Hauptgebäude im Süden und Norden, einen runden Bergfried im Westen sowie eine Kapelle im Osten. Das Hauptgebäude im Süden, ein dreigeschossiger turmartiger Wohnbau aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, enthält im Erdgeschoss Reste von Kreuzgratgewölben mit ehemals Birnstabrippen auf Konsolen. Auch das Obergeschoss war vormals wohl mit Kreuzgratgewölben versehen und verfügte über Kreuzstockfenster vom Ende des 16. Jahrhunderts, die wohl Ähnlichkeiten zum Marburger Landgrafenschloss aufgewiesen haben.

Erhaltungszustand:

Erhalten sind neben dem Schutthügel des Bergfrieds Teile des aufgehenden Mauerwerks eines dreigeschossigen Wohnbaues über tonnengewölbtem Keller aus dem 13. Jahrhundert im Bereich des südlichen Burggeländes und Teile der Ringmauer.

Grabungen und Funde:

Spätgotische und renaissancezeitliche Ofenkacheln.

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Gipfelburg

Rechtstyp:

Pfandburg; Amtssitz

Funktionstyp:

Witwensitz; Jagdschloss

Nachweise

Literatur:

EBIDAT:

Schloss Rauschenberg

Zitierweise
„Schloss Rauschenberg, Gemeinde Rauschenberg“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/14572> (Stand: 19.1.2022)