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Hessische Biografie

Portrait

Alexander Josef Prinz von Battenberg
(1857–1893)

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Battenberg, Alexander Josef Prinz von [ID = 812]

* 5.4.1857 Verona, † 17.11.1893 Graz, Begräbnisort: Graz Reininghaus'sche Grabkapelle, 27.11.1893 Sophia, Mausoleum in St. Georg, evangelisch
Offizier, General, Fürst
Biografischer Text

Die Erziehung der älteren Battenberg-Söhne durch den 1862 dazu eingestellten Pfarrvikar Dr. Heinrich Hager (1837–1921), zu der auch erste Bildungsreisen – im Sommer 1864 ins Rheintal, 1867 in die Schweiz – gehörten, endete für den zweiten Sohn Sandro mit einem See-Urlaub der Familie in Boulogne 1869. Der Besuch des Darmstädter Gymnasiums wurde, teils wegen des Lehrplans, teils wegen des unfreundlichen Verhaltens der Mitschüler, das man heute mobbing nennen würde, bereits nach einem Jahr abgebrochen. Erfolgreicher waren die Folgejahre an der thüringischen Erziehungsanstalt Schnepfenthal, denen 1873/75 eine militärische Ausbildung am Kadettenhaus in Dresden und an der Kriegsschule in Kassel folgten. Ab 1875 Leutnant im Hessischen Leibdragoner-Regiment Nr. 24, nahm der Prinz auf Einladung seines Patenonkels, Zar Alexander II., 1877/78 im Hauptquartier des Großfürsten Nikolaus an den Kämpfen des russischtürkischen Krieges in Bulgarien teil. Ein Zusammentreffen mit Bruder Ludwig, der mit dem englischen Geschwader vor Konstantinopel lag, bewirkte vor allem in England negative Presse-Reaktionen.

Als der Berliner Kongress die Schaffung eines vom Osmanischen Reich gelösten Fürstentums Bulgarien beschlossen hatte, wurde der von den Großmächten nominierte Prinz Alexander von Battenberg Ende April 1879 von der Nationalversammlung in Sofia zum ersten Fürsten gewählt; der Amtsantritt verzögerte sich durch die vorgängige Einweisung durch Kaiser Alexander II. in St. Petersburg, der ihn zum russischen Generalmajor ernannte. Sandro’s Wirken in Sofia blieb durch die Mitsprache russischer Beamten und Offiziere belastet. Als es im zunächst abgetrennten, nach wie vor türkisch beherrschten Ostrumelien 1885 zu einem Aufstand kam, befahl Fürst Alexander den Einmarsch, den das benachbarte Serbien mit der Kriegserklärung beantwortete. Sandro erkämpfte mit seinen Truppen im November 1885 bei Slivnitza einen entscheidenden Sieg, der Serbien zum Frieden zwang, wurde aber im Folgesommer durch einen vom seit 1881 herrschenden Zaren Alexander III. unterstützten Putsch gestürzt und musste trotz zunächst erfolgreicher Rückkehr nach Sofia am 7. September 1886 abdanken.

Fürst Alexander war seit 1883 mit der preußischen Prinzessin Victoria (1866–1929), genannt Moretta, verlobt, eine Verbindung, die von preußischer Seite, insbesondere vom Reichskanzler Fürst Bismarck, als Gefahr für die Beziehungen zu Russland von Anbeginn bekämpft worden war. Die Ehepläne mussten daher trotz massiver Unterstützung durch die Mutter, Kronprinzessin Victoria, und die britische Königin in der sogenannten „Battenberg-Krise“ 1888 aufgegeben werden, zumal Sandro inzwischen eine Beziehung zur Darmstädter Opernsängerin Johanna Loisinger eingegangen war. Nach der Heirat unter den vom Darmstädter Großherzog verliehenen Namen Graf und Gräfin von Hartenau (nach einem Gut an der Bergstraße) erreichte Alexander 1890 die zunächst abgelehnte Übernahme in die österreichische Armee. Er starb bereits 1893 als Generalmajor und Kommandant einer Infanterie-Brigade in Graz. Mit Genehmigung des neuen Fürsten Ferdinand von Sachsen-Coburg wurde er unter dem Geleit der Familie nach Sofia überführt und dort in einem Mausoleum beigesetzt. Mit dem Tod des Sohnes Assen Hartenau (1890–1965), der keine eigenen Kinder hatte, ist die Linie erloschen.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 364 f.)


Literatur