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Seligenstadt

Stadtteil · 110 m über NN
Gemeinde Seligenstadt, Landkreis Offenbach 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

16 km südöstlich von Offenbach

Lage und Verkehrslage:

Bahnhof der Eisenbahnlinie Hanau – Eberbach ("Odenwaldbahn I";"Mümlingtalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.5.1882).

Ersterwähnung:

815

Siedlungsentwicklung:

Im Bereich der Altstadt auf dem Hochufer des Mains vom Gelände der staufischen Pfalz über den Marktplatz in West-Ost-Richtung und von der Kleinen Maingasse bis zur Mohrmühlgasse in Nord-Stüd-Richtung ehemaliges Kohortenkastell und Lagerdorf am Mainlimes.

Historische Namensformen:

  • superior Mulinheim (815) [Codex Laureshamensis I, Nr. 19]
  • Saligunstat (10. Jahrhundert)
  • superiori Mulnheim, quod moderno tempore Selgenstat nuncupatur (933)
  • Saligunstat, de (um 1000) [Engels, Zinsregister und Ersterwähnung, S. 379]
  • Selegonostat (1002)
  • Selgenstat (1012)
  • Selingestat (1026)
  • Saligenstat (1041)
  • Molnheim nunc vero Seligunstat (1045)
  • Selgenstat (1063)
  • Saligenstad (1120)
  • Seligenstad (1122)
  • Selingestat (1136)
  • Seliginstat (1247)
  • Selingestat (1249)
  • Selginstat (1255)
  • Selgenstat (1256)
  • Selegenstad (1266)
  • Seligenstad (1366)
  • Mülheim nunc Seligenstat dicto (1405)

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (815)
  • civitas (1232)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3498064, 5545149
UTM: 32 U 497990 5543371
WGS84: 50.042627° N, 8.971927° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

438013030

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 8172, davon 2987 Acker, 705 Wiesen, 4191 Wald
  • 1961 (Hektar): 2043, davon 1026 Wald (= 50.22 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1829 2624 Einwohner
  • 1961: 9647, davon 1800 evangelisch (= 18.66 %), 7720 katholisch (= 80.02 %)
  • 1970: 12165

Diagramme:

Seligenstadt: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 815: Maingau, einstmals im Besitz des Grafen Drogo
  • 1787: Kurfürstentum Mainz, Oberes Erzstift, Oberamt Steinheim, Amtsvogtei Seligenstadt (zum Umfang der Amtsvogtei s. Mittelpunktfunktion)
  • 1803: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Provinz Starkenburg, Amtsvogtei Seligenstadt
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Seligenstadt
  • 1820-1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Seligenstadt
  • 1821-1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Seligenstadt
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landkreis Offenbach
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Dieburg
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landkreis Offenbach
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Landkreis Offenbach
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Offenbach
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Offenbach

Altkreis:

Offenbach

Gericht:

  • Centgericht Seligenstadt (Seligenstadt, Mainflingen, Zellhausen, Klein-Krotzenburg, Forschhausen und Klein-Welzheim sowie die Wüstungen Dreckhausen und Zell.
  • 1821: Landgericht Steinheim
  • 1835-1879: Landgericht Seligenstadt
  • seit 1879: Amtsgericht Seligenstadt

Herrschaft:

1175 cives de Selgestat (Mainzer Urkundenbuch 2, 1, Nr. 376)

Gemeindeentwicklung:

Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Seligenstadt, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Seligenstadt.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 815 schenkt König Ludwig der Fromme an Einhard in Michelstadt das Dorf Seligenstadt im Maingau, einst Besitz des Grafen Drogo, mit einer kleinen gemauerten Basilika. Im Dorf 19 Hofreiten, 13 Knechte mit Frauen und Kindern.
  • 1025 überträgt der Adlige Ruogger Besitzungen in Seligenstadt an das Kloster Fulda.
  • 1175-1237 Erzbischöfe von Mainz
  • 1237-1254 Reichsstadt
  • 1254-1273 Erzbischöfe von Mainz
  • 1273-1292 Reichstadt
  • 1292-1301 Erzbischöfe von Mainz
  • 1301-1309 Reichsstadt
  • 1309-1803 Erzbischöfe von Mainz
  • Weitere Grundherren: Kloster Patershausen

Zehntverhältnisse:

1461 ist der Zehnt bei Kloster Seligenstadt

Ortsadel:

1219-1518

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 815 basilica parva muro facta
  • 828: Laurentiuskapelle
  • (830): Kirche der heiligen Marcellinus und Petrus
  • 1266 Pleban

Patrozinien:

  • Laurentius; Bartholomäus; Petrus; Marcellinus; Maria; Lambertus (Lampert)

Pfarrzugehörigkeit:

Das Kirchspiel umfasste Froschhausen, Klein-Welzheim und Zellhausen sowie die Wüstungen Dreckhausen, Hausen und Zell

Patronat:

1255 Abtei Seligenstadt; zuvor beim Erzstift Mainz

Klöster:

Diakonische Einrichtung:

Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 zwei Schwesternstationen mit je 1 Kraft

Bekenntniswechsel:

Evangelische Bewegung um 1525 belegt.

Der Ort blieb katholisch, erste evangelische Pfarrei 1845.

Kirchliche Mittelbehörden:

Erzdiözese Mainz, Archidiakonat St. Peter und Alexander zu Aschaffenburg, Landkapitel Montat

Juden:

Vor Mitte des 14. Jahrhunderts existierten die Judengasse (platea iudeorum 1391; in vico iudeorum 1495), die identisch ist mit der späteren kleinen Rathausgasse oder Mühlheimer Straße. Dort lag auch die Synagoge (judenschule). Vermutlich bestand auch ein Judenbad; 1293 Erwähnung einer Schule.

Nach der Verfolgung im 14. Jahrhundert wieder eine Ansiedlung vermutlich 1373, belegt ist 1378, letzte Zeugnis aus 1469, kurzzeitige Ansiedlung 1649, durchgehend erst wieder im 19. Jahrhundert. 1828: 121, 1871: 244 (fast 8 % der Einwohner), 1900: 227, 1925: 172

Kultur

Schulen:

1703 alte Volksschule genannt, 1840 Erweiterung mit Neubau

1708 Latein- und deutsche Schule, aus Klosterschule hervorgegangen, 1718 Befugnisse zwischen Abtei und Stadt geteilt, 1840 bischöfliches Progymnasium, erweitert 1907, städtisches Realgymnasium; 1910 zwei Volksschulen, davon eine mit acht, die andere mit vier Klassen; Schulhaus von 1842, erweitert 1887 und 1906

Hospitäler:

1365 Pilgerherberge, wird zum Spital

1699 Neues Spital

1867 Schwesternhaus St. Josef der Schwestern vom Göttlichen Erlöser

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

1390: Amtssitz, zu dem neben Seligenstadt Froschhausen, Klein-Welzheim, Zellhausen, Mainflingen, Klein-Krotzenburg, Weiskirchen, Hainhausen, Jügesheim und Rembrücken gehören

1787 gehören zur Amtsvogtei Seligenstadt Froschhausen, Hainhausen, Jügesheim, Klein-Krotzenburg, Klein-Welzheim, Mainflingen, Rembrücken, Seligenstdt, Weißkirchen und Zellhausen.

Wirtschaft:

Landwirtschaft, Weinbau (bis 1620), Handel und Gewerbe bilden Grundlage der Wirtschaft gefördert durch die Wallfahrten zur Abtei; Zünfte bestehen seit dem 14. Jahrhundert, als wichtigste die der Wollweber, daneben für die Leinweberei und die Fischerei; Station für den Durchgangsverkehr

1659 Brauerei, 1744 zweite Brauerei

1776 Beginn der Nutzung der Braunkohlelager, 1840 Sägewerk

um 1950 Leder- und Schuhindustrie, Möbelfabrik und Emaillierwerk

Mühlen:

1232 verleiht der Abt von Seligenstadt die untere Mühle im Stadtgraben gegenüber Krotzenburg der Witwe Liugard und ihren Kindern

1574 Klostermühle

Markt:

1045 bestätigt Kaiser Heinrich III. dem Kloster Seligenstadt das Marktrecht; 1820 vier Jahrmärkte

Münze:

1045 bestätigt Kaiser Heinrich III. dem Kloster Seligenstadt das Münzrecht

Zoll:

(1337-1345) hat der Vogt ein Drittel des Mainzolls während 14 Tagen vor und 14 Tagen nach Petrus und Marcellinus. 1339 entscheidet Erzbischof Heinrich von Mainz, daß der Abt von Seligenstadt den Zoll haben soll. 1694 hat das Kloster Seligenstadt zu zwei Dritteln, ein Drittel fällt an Kurmainz.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Seligenstadt, Landkreis Offenbach“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/14133> (Stand: 15.8.2023)