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Bad Nauheim

Stadtteil · 161 m über NN
Gemeinde Bad Nauheim, Wetteraukreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

3,5 km nördlich von Friedberg

Lage und Verkehrslage:

Bahnhof der Eisenbahnlinie Kassel – Frankfurt am Main ("Main-Weser-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 9.11.1850).

Endbahnhof (Bahnhof Nord) der Eisenbahnlinie Butzbach/Griedel – Bad Nauheim ("Wettertalbahn (II)") (Inbetriebnahme der Strecke 2.4.1910) bis zur Stilllegung der Strecke am 31.5.1975.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • Römerkastell

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Im Nordwesten der Altstadt ehemals mit Wassergräben umgebene Burg, von der sich keine Reste erhalten haben.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3481745, 5581075
UTM: 32 U 481678 5579282
WGS84: 50.365327° N, 8.742383° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

440002010

Flächennutzungsstatistik:

  • 1961 (Hektar): 945, davon 134 Wald (= 14.18 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1961: 13431, davon 9193 evangelisch (= 68.45 %), 3479 katholisch (= 25.90 %)
  • 1970: 14242

Diagramme:

Bad Nauheim: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1787: Landgrafschaft Hessen, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Dorheim
  • 1803: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hanau, Amt Dorheim
  • 1806/7-10: Kaiserreich Frankreich, Fürstentum Hanau, Amt Dorheim (Militärverwaltung)
  • 1810: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Dorheim
  • 1816: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hanau, Amt Dorheim
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Kreis Hanau
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hanau
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Landkreis Hanau
  • 1866: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Friedberg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Friedberg
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis

Altkreis:

Friedberg

Gericht:

  • 1821: Justizamt Dorheim
  • 1845: Kurhessisches Justizamt Nauheim (verlegt aus Dorheim), 1866 zu Hessen-Darmstadt
  • 1867-1879: Landgericht Nauheim
  • 1879: Amtsgericht Bad Nauheim
  • 1943: Zweigstelle Amtsgericht Friedberg
  • 1945-1968: Amtsgericht Herbst, danach aufgelöst
  • 1968: Amtsgericht Friedberg

Gemeindeentwicklung:

1854 Stadtrechtsverleihung durch Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von Hessen.

Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Bad Nauheim, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Bad Nauheim.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Die Abtei Seligenstadt besaß hier ein Hofgut, das 1478 an Graf Philipp von Hanau verkauft wurde.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1231 Pleban

Pfarrzugehörigkeit:

1307: eigenständige Pfarrei

Patronat:

Kloster Seligenstadt

ab 1255: Mainzer Domkapitel (Verbleib des Präsentationsrechtes beim Kloster Seligenstadt)

Beginen:

1325 wird eine Begine Jutta genannt.

Diakonische Einrichtung:

1879 - 1994 Diakonissen des Elisabethenstifs Darmstadt; Elisabethhaus 1879 – 1964 ist Kinderheilanstalt (Einrichtung der Inneren Mission) und Krankenhaus; Gemeindepflege 1900 - 1920, 1933 – 1994; Kindergarten 1900 - 1941, 1945 - 1946, 1951 – 1953; Diakonisen im Konitzkystift 1864 – 1967, im Otto-Wissigheim 1939 – 1942 (Angaben basieren auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021); Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen Ausgabe von 1900 und 1928 nennt für 1900 Kinderheilanstalt „Elisabethhaus“ als Einrichtung der Inneren Mission, für 1928 auch eine Kleinkinderschule mit einer Schulschwester; nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit zwei, zwei Kindergärten mit 8 Kräften, eine im Gemeindeamt, zwei Gemeindehelferinnen

Bekenntniswechsel:

Evangelische Bewegung Mitte der 1530er Jahre belegt.

Erster evangelischer Pfarrer: Lorenz Bauernheim 1553-1572

Reformierter Bekenntniswechsel: 1596

Neben der reformierten Gemeinde bestand seit 1734 eine lutherische.

Seit 1824 unierte Pfarrei.

Kirchliche Mittelbehörden:

Erzbistum Mainz, Archidiakonat Mariengreden, Dekanat Friedberg, Sendbezirk Nauheim

Juden:

Nach dem 14. Jahrhundert ist eine jüdische Ansässigkeit erstmals 1464 bezeugt, Ende des 18. Jahrhunderts nur 2-5 Familien; Begräbnisstätte im Gemeindewald, Friedhof seit 1854; Synagogen 1868-1930

1754: 21 Juden, 1871: 53, 1900: 119, 1925: 290

Kultur

Schulen:

1550er Jahre Allgemeine Schule, daneben private Latein- und Rechenschule; Schulmeister: Johannes Bauernheim: bis 1572; 1697 reformierte und lutherische Schule, nach 1820 Vereinigung; französische und englische Sonderklassen für Kurgäste; 1898 Volksschule mit Aufbauklassen, 1910 Volksschule mit acht Klassen, Schulhaus von 1902, Berufsschule

1914 Staatliche Realschule, dann Oberrealschule, seit 1945 Realgymnasium

1926 Privates Realgymnasium Liobaschule

Hospitäler:

1896 Konitzkystift - unter städtischer Verwaltung für arme Kurpatienten

1904 Staatsbad

1929 Kerckhoff-Institut (Herzkrankheiten)

1933 Städtisches Krankenhaus

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Neben der Landwirtschaft hat das Salzgewerbe seit dem Mittelalter hohe Bedeutung; 1459 Söderzunftordnung, die Salzgewinnung regelt, 1598 bestehen 33 Siedepfannenanlagen, Ausübung der Zunftgerichtsbarkeit durch 6 Södermeister, 1585 Erwerb der Salzgewinnungsanlagen durch den Landesherren, Graf von Hanau; Einführung des Gradiersystems

1835 Aufbau eines Kurbetriebes, 1846 Ausbruch des Großen Sprudels; Entwicklung zu einem Kurbad von Weltruf, mit Trinkkur- und Badeanlagen im Jugendstil, Aufbau weitere Kliniken für Herz-, Rheuma-, Nervenleiden

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Bad Nauheim, Wetteraukreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/12055> (Stand: 25.8.2023)