Historisches Ortslexikon
- Messtischblatt
- 5622 Steinau
- Moderne Karten
- Kartenangebot der Landesvermessung
- Topografische Karten
- KDR 100, TK25 1900 ff.
- Urkataster+
- Steinau an der Straße
- Historische Karten
- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 95. Steinau
Steinau an der Straße
-
Stadtteil · 183 m über NN
Gemarkung Steinau, Gemeinde Steinau an der Straße, Main-Kinzig-Kreis - Siedlung ↑
-
Ortstyp:
Stadt
-
Lagebezug:
6,5 km südwestlich von Schlüchtern
-
Lage und Verkehrslage:
Am linken Ufer der Kinzig gelegen.
Bahnhof der Eisenbahnlinie Bebra – Hanau – Frankfurt am Main ("Bebraer Bahn";"Bebra-Hanauer-Bahn") seit 1868. Die Teilstrecke Neuhof - Steinau an der Straße wurde am 15.12.1868 eröffnet und die Teilstrecke Steinau an der Straße - Wächtersbach am 1.7.1868 in Betrieb genommen.
-
Siedlungsentwicklung:
1928 erfolgt die Eingemeindung der aufgelösten Domäne Hunsrück und von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Steinau.
-
Historische Namensformen:
- Steina (1290)
- Steinahe (1304)
- Steyna an der strasze gegin Fulde (1339)
- Stena (1361)
- Steinau (1364)
-
Bezeichnung der Siedlung:
- oppidum (1290)
-
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
-
Burgen und Befestigungen:
- Festungsartig ausgebaute Schloßanlage südlich der Altstadt an der Stelle einer früheren Burg. Von dieser quadratischer Stumpf des Bergfrieds aus dem 13. Jahrhundert erhalten.
-
Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3533024, 5575308
UTM: 32 U 532936 5573517
WGS84: 50.312844° N, 9.462582° O OpenLayers - Statistik ↑
-
Ortskennziffer:
435028080
-
Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 2616, davon 851 Acker (= 32.53 %), 677 Wiesen (= 25.88 %), 935 Holzungen (= 35.74 %)
- 1961 (Hektar): 3427, davon 1711 Wald (= 49.93 %)
-
Einwohnerstatistik:
- 1587: 65 Schützen, 49 Spießmänner, 15 Schlachtschwerter, 9 Zimmermänner (dazu 17 Schützen und 32 Federspießer in Niederdorf)
- 1633: 245 Haushaltungen und 15 Gefreite
- 1753: 262 Haushaltungen mit 1289 Personen
- 1812: 237 Feuerstellen, 1453 Seelen
- 1885: 2189, davon 2094 evangelisch (= 95.66 %), 90 katholisch (= 4.11 %), 1 andere Christen (= 0.05 %), 4 Juden (= 0.18 %)
- 1961: 4078, davon 3236 evangelisch (= 79.35 %), 764 katholisch (= 18.73 %)
- 1970: 6095
-
Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
-
Verwaltungsbezirk:
- 1299: officiatus
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Steinau an der Straße (zum Umfang des Amtes s. Mittelpunktfunktion)
- 1806/7-10: Kaiserreich Frankreich, Fürstentum Hanau, Amt Steinau (Militärverwaltung)
- 1810-1813: Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau, Distrikt Steinau
- 1816: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hanau, Amt Steinau
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Landkreis Schlüchtern
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hanau
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Landkreis Schlüchtern
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Schlüchtern
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Schlüchtern
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Schlüchtern
- 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Schlüchtern
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis
-
Altkreis:
Schlüchtern
-
Gericht:
- Amtsgerichtsort zu dem außer der Stadt 1633 Seidenroth und der Hof Hundsrück gehören.
- 1822: Justizamt Steinau
- 1867: Amtsgericht Steinau
- 1968: Amtsgericht Schlüchtern
-
Herrschaft:
1290 erhält Ulrich, Herr von Hanau, vom König für sein oppidum Steinau die Freiheiten von Gelnhausen
-
Gemeindeentwicklung:
Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Steinau an der Straße, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Steinau an der Straße.
- Besitz ↑
-
Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Der Besitz kam durch Heirat aus rieneckischem an Hanau.
- 1339 beanspruchte das Erzstift Mainz den Heimfall der Stadt als verfallenes Lehen, doch blieb Steinau bei Hanau und wurde zu unbekannter Zeit Fulda als Lehen aufgetragen (erster Lehenbrief über Burg und Stadt 1442).
- Kirche und Religion ↑
-
Ortskirchen:
- 1015 und um 1160: Zehntkirche
- 1273: Pfarrkirche
-
Patrozinien:
- Maria [1273] (Altar)
- Katharina [1414] (Kirche)
- Heilig Kreuz (Crux) [1477] (Altar)
- Jacobus [1512] (Altar)
- Anna [1541] (Altar)
-
Pfarrzugehörigkeit:
1319 wird die Filialkirche in Steinau der Kollegiatkirche in Salmünster vom Abt von Fulda übergeben.
-
Patronat:
Bis zur Reformation hatte der Abt von Fulda das Kollationsrechte inne. Die Herren von Hanau besaßen das Kollationsrecht für die Frühmesse als Lehen der Äbte von Fulda.
-
Diakonische Einrichtung:
1832 - 1955 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Steinau Pfarrarchiv Steinau an der Straße); 1890 Genesungsheim des Kurhessischen Diakonissenhauses, gegründet als Alten- und Siechenheim; 1893 Kreiskrankenhaus Eröffnung im November; zwei Diakonissen in der Krankenpflege; 1906 Diakonissenstation für Betreuung der Gemeinde, Vereinsarbeit, Kinderschule, Krankenpflege (2 Diakonissen; Schwestern im Kreiskrankenhaus angestellt Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904, nach Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S. 337-338, am 1.11.1893 Übernahme der Verwaltung und Pflege im Kreiskrankenhaus durch Hessische Diakonissen aus Kassel; Diakoniestation bis 1973 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)
-
Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Johann Gass 1541-1546
Reformierter Bekenntniswechsel
Neben der reformierten Gemeinde bestand eine lutherische, erster Pfarrer Johann Jakob Breithaupt 1691-1694.
Seit 1818 unierte Pfarrei.
-
Kirchliche Mittelbehörden:
Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Mariengraden, Dekanat Roßdorf, Sendbezirk Salmünster
-
Juden:
Juden leben bereits vor Mitte des 14. Jahrhunderts in der Stadt. Für das Jahr 1400 jüdische Familien für den Ort belegt.
- Kultur ↑
-
Schulen:
1555-1635 Diakonatsstelle, mit der Schuldienst verbunden ist; vor 1775 Bau eines Schulhauses; 1910 Volksschule mit sechs Stellen
1839 Handwerksschule; 1873 Neugründung einer Handwerksschule, Fortbestand bis 1926
-
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Wirtschaft ↑
-
Mittelpunktfunktion:
1787 gehörten zum Amt Steinau an der Straße Seidenroth, Steinau, Hundsrück und Thalhof.
-
Wirtschaft:
Landwirtschaft als Haupterwerbszweig
1662 Grafen von Hanau fördern Weinbau in schwierigenLagen (232 Weinberge), Verfall bis 1618, 1655-1690 erneute Blüte, wiederum Verfall, 1822 neue Anpflanzungen, 1895 endgültige Aufgabe des Weinbaus
erfolgreicher Hopfen- und Tabakanbau, Niedergang durch napoleonische Kriege (seit 1805), Wiedereinführungsversuche um 1850, Schließung der letzten Tabakfabrik um 1925
1910 Ende der uralten Ton- und Eisenindustrie
seit Ende des 19. Jahrhunderts Aufbau von Betrieben zur Stein- und Holzverarbeitung, Kisten- und Wagenfabriken, Holzhandel, Seifenfabrik
-
Mühlen:
An von der Kinzig abgeleiteten Betriebsgräben lassen sich eine Hopfenmühle, eine Walkmühle sowie die sogenannte Herrenmühle (Sägemühle) und die Neumühle (Mahl- und Sägemühle) nachweisen.
1835 und 1895 Papiermühle
1895 Schleifmühle (1925 Entwicklung zu bedeutenden Diamantschleifereien)
-
Markt:
1845 6 Jahr- und 4 Viehmärkte
-
Zoll:
1373 Verleihung eines Zolls als Reichslehen der Stadt durch Karl IV. an Ulrich IV. von Hanau
- Nachweise ↑
-
Literatur:
- Leinweber, Kirchliche Organisation, S. 100
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 45
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 454
- Hartmann, Geschichte Steinau 1
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 374-375
- Hessisches Städtebuch, S. 410-412
- Klein, Geschichte des Mühlenwesens, S. 87-92
- Aschkewitz, Pfarrergeschichte des Sprengels Hanau, S. 762ff.
- Germania Judaica 3/2, S. 1410
- Zitierweise ↑
- „Steinau an der Straße, Main-Kinzig-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/12557> (Stand: 30.1.2023)