Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Inhalt

↑ Johannes Struckmann, Mobilmachung und erste Kriegswochen des Thüringischen Ulanen-Regiments Nr. 6 aus Hanau

Abschnitt 15: Abschnitt 15

◀ [68-69] Gefallen war der Ulan Georges, verwundet wurden die Ulanen Höhn, Streicher, Vogt, Prieß und Karl, letzterer durch Sturz vom Pferde. Auch die 4. Esk. hatte bei diesen Patrouillen vor Arlon weitere Verluste. Am 16. fiel bei St. Marie Ulan Stenzinger, Gefreiter Schimpf wurde schwer verwundet.

Am 18. August begann der allgemeine Vormarsch der 1.—5. deutschen Armee, den die Heereskavallerie glänzend vorbereitet hatte. Die Brigade von der Esch trat den Vormarsch von Arlon an. Ulanen-Regt. 6 in der Vorhut. Nach kurzem Marsch bezog das Regiment in Fauvillers und Bo- dange Ortsbiwak.

Am 20. August wurde der Vormarsch fortgesetzt. Schon am 19. hatten unsere Patrouillen die Fühlung mit dem Feind gewonnen. Wie schwierig deren Arbeit, dem beweglichen, aus 2 Kav -Div. bestehenden Feinde gegenüber war, schildert der nachfolgende Bericht des Vizewachtmeisters Herrmann der 3. Esk. (lebt jetzt in Hanau):

„Am 19. August gegen 1 Uhr hatte die 3. Esk. beim Regiment in Fauvillers Biwak bezogen. Da bekam ich den Befehl, mit einer Patrouille von acht Reitern in Richtung Longlier—NeufchLteau aufzuklären und Stärke und Verbleib des dort gemeldeten Feindes sestzustellen.

Nachmittags gegen 5 Uhr stießen wir auf eine feindliche Kavallerie- Patrouille. Wir setzten zur Attacke an. Der Gegner verschwand im Wald. Wir ritten dann weiter und erreichten gegen 6 Uhr nachmittags Longlier, suchten dieses Dorf ab und ritten weiter in Richtung auf NeufchLteau. Vor dem Bahndamm westlich Longlier bekamen wir Maschinengewehrfeuer. Wir beobachteten, daß die Bahnlinie von feindlichen Truppen besetzt war. Es wurde Meldung an das Regiment gesandt. Als es dunkelte, zogen wir uns zurück. Wir biwakierten im Walde, zwei Kilometer östlich Longlier. Des Nachts gingen Vizewachtmeister Herrmann, Gefreiter Krause und Ulan Gußner zu Fuß auf Schleichwegen über die Bahnlinie bis an NeufchLteau vor und stellten fest, daß stärkere feindliche Truppen in NeufchLteau Unterkunft bezogen hatten. Diese Meldung wurde sofort nachts zur Division geschickt.

Am 20. August ritten wir bei Tagesanbruch wieder vor und kamen bis an den Westausgang von Longlier. Von hier beobachtete ich feindliche Truppen [S. 69] von Neufchäteau im Anmarsch. Zu gleicher Zeit bekamen wir heftiges Feuer, galoppierten zurück, um von Norden her unsere Vormarschstraße wie-der zu gewinnen. Auf der Höhe nördlich Longlier hatten uns inzwischen die Franzosen den Weg abgeschnitten. Die Patrouille saß ab und ging mit Schützen im Fuhgefecht vor, um sich den Weg freizumachen. Das Feuer wurde immer heftiger. Mit Erstaunen mußten wir feststellen, daß wir eine feindliche Radfahrkcmpagnie vor uns hatten. Gefreiter Krause fiel, Reservist Gerlach wurde verwundet. Außerdem verloren wir zwei Pferde. Wir gingen sofort an unsere Pferde zurück und versuchten auf Umwegen aus dem Schlamassel herauszukommen. Kaum im Walde, stießen wir auf eine feindliche Kovalleriepatrouille. Vor unserer Attacke machte diese aber Kehrt und ver-schwand über die Chaussee hinter einer Anhöhe. Dort war eine feindliche Eskadron zum Fußgesecht abgesessen. Sie empfing uns sofort mit einer Salve und beschoß uns weiter. Zum Glück wurde niemand getroffen. Wir mußten abermals kehrt machen und auf dem schnellsten Wege von der Bildfläche ver-schwinden. Eine feindliche Patrouille verfolgte uns mindestens 3 Kilometer weit bis Offaing. Eine Patrouille deutscher Jäger zu Pferde tränkte hier gerade ihre Pferde. Wir griffen gemeinsam zum Karabiner und beschossen die feindliche Patrouille. Während wir uns herumschossen, ritt Rittmeister v. Günther mit seiner 1. Eskadron vor und kam auch ins Gefecht mit der feindlichen Kavallerie und den Radfahrern." ▶