Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Schweres Hochwasser in Frankfurt und Südhessen, 23. Februar 1970

In Frankfurt am Main und weiten Teilen Südhessens richtet das schwere Hochwasser, das bereits weite Teile der Bundesrepublik betroffen hat, gewaltige Schäden an. Schwerpunkte sind der Neckar bei Hirschhorn, die Fulda im Kreis Rotenburg und mehrere Ortschaften im Rheingau, die komplett von der Umwelt abgeschnitten sind. Schwer getroffen hat die bereits als „Jahrhunderthochwasser“ eingestufte Flut auch Fluss- und Bachtäler im Odenwaldkreis. Das Stadtzentrum Dieburgs steht komplett unter Wasser.¹

In der Stadt Frankfurt, wo am Dienstag, den 24. Februar, Hochwasseralarm ausgelöst worden ist, hat das Technische Hilfswerk mit Stegen vielfach behelfsmäßige Zugänge eingerichtet. Sandsackbarrieren verhindern nicht nur ein weiteres Vordringen des Wassers in zahlreiche Wohnungen, sondern schützen auch die Keller der Degussa und eine Trafostation vor dem schlimmsten. Trotzdem wird mit Schäden in Millionenhöhe gerechnet. Kritische Infrastrukturen der Stadt sind nichtsdestoweniger den Fluten vorübergehend zum Opfer gefallen. Durch das Eindringen der Wassermassen in den Fernheizleitungskanal an der Werftstraße ist die Wärmeversorgung in der Innenstadt teilweise unterbrochen. Die Stadtwerke haben in der Nacht auf Mittwoch, den 25., die unter 17 Atmosphären Heißdampf stehende Fernleitung stillzulegen, um einer möglichen Explosion vorzubeugen.

Am Abend des 25. Februar werden zwar erste Fahrzeuge der städtischen Berufsfeuerwehr aus dem Einsatz zurückgerufen, doch kann von einer Entschärfung der Lage durch zurückgehende Wasserstände keine Rede sein. Befürchtungen, eine zweite Welle könne in der Nacht von Mittwoch, den 25., auf Donnerstag, den 26. Februar, den Pegel des Mains erneut auf einen Höchststand anschwellen lassen, bewahrheiten sich nicht. Ein vom Wasser- und Schifffahrtsamt vorhergesagter erneuter Anstieg des Hochwassers bereits am Nachmittag des 25. Februar bleibt aus. Der zunächst auf 5,20 Meter vorausberechnete Pegelstand verharrt seit Mittwochvormittag auf 5,09 bis 5,10 Meter.²
(KU)

1. Chronik Hessen, S. 464 ↑
2. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.2.1970, S. 23. ↑