Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Funerary Monuments

Outline map of Hessen
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild

Margareta Landgräfin von Hessen-Homburg, geb. Gräfin Brahe 1669, Homburg

Bad Homburg · Gem. Bad Homburg v. d. Höhe · Hochtaunuskreis | Historical Gazetteer
Place of Location | Characteristics | Description | Inscription | References | Citation
Place of Location

Place of Location:

Bad Homburg

Premises:

Bad Homburg, Schlosskirche, Fürstengruft

Angaben zum Standort:

Ehemals an der Stirnseite der Gruft aufgestellt.

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Wurde 1936/37 unter dem Gewölbe in der ersten Reihe gegenüber dem Eingang rechts plaziert, eng am Gewölbepfeiler.

Characteristics

Dating:

1669

Type:

Sarkophag

Material:

Zinn

Conservation:

erhalten

Dimensions:

75 x 84 x 203 cm (B x H x L)

Größe der Buchstaben:

1,3-2 cm

Description

Description:

Sarkophag der Margareta Landgräfin von Hessen-Homburg, geb. Gräfin Brahe.1) Prunksarkophag. Sehr aufwendig verzierter, großer Zinnsarkophag mit umfangreicher Beschriftung auf Deckel und Schmalseiten. Auf der Deckeloberseite ist ein plastisches Kruzifix mit Titulus (A) aufgebracht. Darunter befindet sich die Grabinschrift (B) in 50 Zeilen. Auf den beiden Längsseiten des Deckels stehen in aus Zweigen gebildeten Medaillons rechts die Bibeldichtungen (C–E), links (G–I). An der Fußseite ist das siebenzeilige Bibelzitat (F) gleichfalls einem Medaillon eingefügt; darüber befindet sich ein weiteres Medaillon aus Zweigen mit einem Putto in Halbrelief, der sich auf einen Totenkopf stützt; daneben steht ein Stundenglas. An der Kopfseite des Deckels halten zwei vollplastische Putten eine Krone über das geometrisch gestaltete, aus verschlungenen Buchstaben zusammengefügte Monogramm (K) der Verstorbenen. Darunter ist deren reliefiertes Vollwappen aufgelegt, umgeben von ornamentalem Pflanzenwerk. An den unteren Längsseiten des Sarkophags sitzen sechs Tragegriffe in Löwenmäulern. Restaurierter Zustand. Zur Worttrennung und Interpunktion dienen Quadrangel in variabler Höhe. Inschriften und Applikationen wurden gegossen.


  1. Hamel, Namens-Verzeichniß Nr. 15; Liste der Bestatteten nach Hamel Nr. 16; VSSG Inv.-Nr. 4.7.1543.

Sex, Age, Family Status:

weibliche Person(en)

Estate:

Adlige

Dargestellte Personen:

Margareta war am 28. Juni 1603 in Rydboholm als Tochter des schwedischen Reichsrats und Statthalters in Nordland, Abraham Brahe Graf zu Wisingsborg und Freiherrn von Rydboholm und Lindholm, und der Elsa Nilsdotter Gyllenstierna geboren worden.12) Ihre erste Ehe schloss sie am 4. Juli 163313) in Stralsund mit dem schwedischen Reichsrat, General und Generalgouverneur in Livland und Ingermanland Bengt (Benedikt) Oxenstierna. Nach dessen Tod in Riga am 9. Juni 1643 verehelichte sie sich am 20. August 1648 mit dem Reichsrat Johann Axelsson Graf Oxenstierna (Kat.-Nr. 247), der zugleich Gesandter in Deutschland sowie Präsident und Landrichter in Uppland war; dieser starb am 5. Dezember 1657. Am 12. Mai 1661 schloss die 58jährige Schwedin den dritten Ehebund mit dem fast 30 Jahre jüngeren Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Homburg, der seit 1654 als Oberst eines deutschen Reiterregiments in königlich-schwedischen Diensten stand und 1659 zum Generalmajor der Kavallerie bestellt worden war. Noch im Jahre der Eheschließung nahm Friedrich seinen Abschied vom schwedischen Dienst; seit 1670 war er General der Brandenburgischen Kavallerie.14) Margareta Brahe starb nach monatelangem Krankenlager in Weferlingen15) (Oebisfelde-Weferlingen, Lkr. Börde) am Morgen des 15. Mai 1669 und wurde am 5. August 1669 in der Fürstengruft in Homburg beigesetzt.


  1. Vgl. Knetsch, Haus Brabant 380 zu Landgraf Friedrich II. (= ebd. XXIII 7) mit Anm. 22, auch zum Folgenden.
  2. Nach anderen Quellen am 8. Juli, so auch im Sterbevermerk; vgl. Knetsch ebd. mit Anm. 23 und Europ. Stammtafeln NF VIII Taf. 155.
  3. Vgl. Jungfer, Kriegsdienste pass.
  4. Sie hatte in ihrem Testament vom 8. August 1661 noch bestimmt, dass ihre Leiche in Schweden in der von ihr erbauten Kapelle in Jädher in Södermanland beigesetzt werden sollte, wo bereits ihre vorverstorbenen Gemahle ruhten (vgl. Knetsch, Haus Brabant 380 Anm. 21, das dort erwähnte, bis vor dem Zweiten Weltkrieg im H­ HStAW aufbewahrte Testament ist heute verloren, eine Kopie im Reichsarchiv Stockholm (RAS) E 3332). Zum Tod der Landgräfin Margarete befindet sich ein Konvolut im RAS E 3333 (mit Leichenpredigt).

Miscellaneous:

In vielen Belangen, insbesondere auch bei den mächtigen blockartigen Kapitalisbuchstaben der durchgängig erhabenen Schrift, drängt sich die Frage auf, ob der Sarkophag nicht doch eine auswärtige Produktion sein mochte, weil bei keinem anderen Sarkphag in Homburg solch mächtige Buchstaben, Wappen und Zierate durch Guss hergestellt wurden. Man wird sich kaum in Schweden, sondern bei Fürstenhäusern Mittel- und Nordostdeutschlands umsehen müssen. Entsprechend ausgestattete Sarkophage weist etwa die Hohenzollerngrablege im Berliner Dom auf.16)


  1. Vgl. Rücker, Grabinschriften der Hohenzollern, passim. Leider reicht das Bildmateriel für eine vergleichende Suche nicht aus. Die Schrift heißt dort Reliefschrift, vgl. bei Nrr. 19, 21 m. Abb. 9f.
Inscription

Umschrift:

A I(ESUS) N(AZARENUS) R(EX) I(UDEORUM)2)

B DIE DURCHLAUCHTIGSTE / FURSTIN UND FRAW FRAW / MAR

GARETHAa) / LANDGRAFIN ZU HESZEN / FURSTIN ZU HERSFELD

/ GRAFIN ZU CATZENELNBO/GEN DIETZ ZIGENHAIN NID/DA

SCHAWENBVRGb) ISEN/BVRG UND BUDINGEN / GEBOREN BRA-

HEc) / GRAFIN ZU WISINGSBURG / IST GEBORENa) / ZU RYDBO-

HOLM3) IM KÖ/NIGREICH SCHWEDEN / DEN 28 IUNYd) · 1603 /

WURDE UERHEYRATETd) / AN DEN HOCHGEBOHR/NEN HERRN

BENEDICT / OXENSTIRN KONIGL(ICH) / SCHWEDL(AENDISCHER)

REICHSRAHT / GENERAL UND GENERAL/GOUVERNEUR IN

LIEFL(AND) / UND INGERMANLAND / DEN 8 IULYd) · 1633 / 2 · AN

DEN HOCHGEBOHR/NEN GRAFEN HERRN . / IOHAN OXENSTIRN

KO/NIGL(ICH) SCHWEDL(AENDISCHER) REICHS/RAHT EXTRA-

ORDINARIE / AMBASSADEUR IN / TEUTSCHLAND DES / TRIBU-

NALS ZU WISMAR / PRESIDENTEN UND / LANDRICHTERN IN UP/

LAND DEN 3 IUL(Y) · 1648 / 3 · AN DEN DURCHLAUCH/TIGSTEN

FURSTEN / VND HERRN HERRN / FRIEDERICHa) / LANDGRAFEN

ZU / HESZEN FURSTEN ZU / HERSFELDT GRAFEN / ZU CAT-

ZENELNBOGEN / DIETZ ZIEGENHAIN / NIDDA SCHAWEN/BURG

ISENBURG UND / UNDe) BUDINGEN DEN / 12 MAY · A(NN)O · 1661a)

/ IST IN GOTT SEEL(IG) / ENTSCHLAFFEN / SONNABENTS DEN /

15 · MAYd) · A(NN)O · 1669 / FRUH NACH 7 UHR / IHRES ALTERS · 65 ·

/ IAHR . X M(ONATE) XV · TAGE / IM FURSTL(ICHEN) HAUSE / HOM-

BURG FURSTL(ICH)f) / BEGRABEN / DONNERS TAGES / DEN 5 AU-

GUSTI / ANNO 1669

C HIOB 19 · V(ERS) · 52g) /

ICH WEIS DAS MEIN ERLÖSER LEBT / OBSCHON IETZT MEIN

LEICH,

WIRT ZUR / VERWESUNG HINGESETZT DEN ANDERN / TODTEN

GLEICH,

SO WIRDT DOCH EINST ALL / MEIN GEBEIN, MEIN IESUS, AUFER

WECKEN /

ICH WERDE IHN SEHEN IN MEINEM / FLEISCH,

MEIN HAUT WIRD / MICH BEDECKEN4)

D 1 · TIMOT 3 · V(ERS) · 15h) /

AUF DEN MEIN GLAUB GERICHT / HAB ICH SCHON LENGST GE-

KENNET/

VND BIN DARUM GEWIS, OB SCHON DIE SEEL / GETRENNET,

UON DIESEM SCHWACHEN LEIB / DER HIE WIRD BEIGELEGT

DAS DOCH AL MEIN / GEBEIN, WIRT UNUERLETZT GEHEGT,

BIS HIN AM / IENEM TAG DA GOTT AUF SEINEM STUHL /

SPRICHT DEM DEN HIMMEL ZU, DEM ANDERN / SATHANS

PFUHL5)

E ESA · 38 · V(ERS) · 17 /

MEINER SEELEN HASTU DICH

GOTT / SO HERTZLICH ANGENOMMEN,

DAS SIE / NICHT IN SATHANS MACHT

ZUM UERDERBEN / MOCHTE KOMMEN.

DARUM HASTU HINTER / DICH.

ALLE MEINE MISSETHATEN.

WEGGELEGT / DAS UBER MICH.

TODES MACHT NICHT / MOCHTE RAHTEN6)

F APOCAL · 3 · U(ERS) 5i) /

WER UBER WINDET DER / SOL MIT WEISEN KLEIDERN / ANGELE-

GET WERDEN VND ICH / WERDE SEINEN NAHMEN NICHT / AUS-

TILGEN AUS DEM / BUCHE DES LEBENS7)

G APOC · 14 · U(ERS) · 13 /

WIE SEHLIG IST DER MENSCH / DER IN DEM HERRN STIRBET /

IHM SCHADET NICHT OB SCHON / SEIN LEICHNAM HIER UER-

DIRBET /

DIE STUNDE DIE IHM HIER DES LEBENS / ENDE BRICHT

BEIIj) GOTT IHM WIE/DERUM OHN ENDE LEBEND MACHTk) 8)

H PS · 7 V(ERS) · 11 /

MEIN SCHILDT IST STETS BEI GOTT / WAN MEINER SEELEN

FEINDT /

DER GRIMME HELLEN LOW FENGT HEFTIG / AN ZU STREITEN

ICH BIN DARIN GEWIS / GOTT IST DER FROMMEN FREUND

UND / HILFT DEN SELBEN AUS IN SCHWEREN / TRUBSALSZEI-

TEN9)

I SAPl) 3 U(ERS) 1 /

WER HIER UNSTREFLICH LEBT OB ER / GLEICH LEIBLICH STIR-

BET

RUHT SEINE / SEELE DOCH IN GOTTES THEURER HAND /

IHN RUHRET KENEj) QVAL VON IHM IST ABGEWAND /

WAS SUNDLICH IST UND HESTj) DADURCH DIE / SEEL UERDIR-

BET

GERECHTE STERBEN NICHT / ES WIRDT NUR DURCH DEN TOD

DAS LEBEN / EINGETAVSCHT UIEL FREUDE UOR / VIEL NOHT10)

K M(ARGARETHA) G(RÄFIN) V(ON) B(RAHE) Z(U) W(ISINGSBURG)

L(ANDGRÄFIN) Z(U) H(ESSEN)11)


  1. Zeile zentriert und in größeren Buchstaben.
  2. Schabenburg Becker.
  3. Wort in größeren Buchstaben.
  4. Y spiegelverkehrt.
  5. Wort irrtümlich doppelt, fehlt bei Becker.
  6. Stattdessen und in der fürstlichen Gruft Schasse, Dölemeyer.
  7. Sic, Drehfehler.
  8. Thim. II. 12: Schasse, Dölemeyer.
  9. Bibelstellenangabe fehlt bei Schasse, Dölemeyer.
  10. Sic!
  11. Sic! Der Reim wäre mit dem altertümlichen MICHT oder davor mit BRACHT zu erhalten gewesen.
  12. Lach. (Hagai) Schasse, Dölemeyer.
  1. ach Joh 19,19.
  2. Schloss bei Åkersberga, Uppland, nahe Stockholm.
  3. Ijob 19,25 (gedichtete Paraphrase).
  4. 1 Tim 3,15 (gedichtete Paraphrase).
  5. Jes 38,17 (gedichtete Paraphrase).
  6. Offb 3,5.
  7. Anlehnung an Offb 14,13 (gedichtete Paraphrase).
  8. PsH 7,11–12 (gedichtete Paraphrase).
  9. Weish 3,1 (gedichtete Paraphrase).
  10. Vgl. zur Auflösung des Monogramms Grosche, Im prächtigen Sarg o. S.

Kommentar:

Deutsche Reimverse (C–E, G–I), Paar-, Kreuz- und Zwischenreim.

Schrift:

Kapitalis, erhaben

References

Bibliography:

Coat of Arms:

Grafen Brahe

Editing:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 333.

Citation
„Margareta Landgräfin von Hessen-Homburg, geb. Gräfin Brahe 1669, Homburg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/gdm/id/2541> (Stand: 20.3.2023)