Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

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Margareta Elisabeth, Landgräfin von Hessen-Homburg, geb. Gräfin von Leiningen-Westerburg und Schaumburg 1667, Homburg

Bad Homburg · Gem. Bad Homburg v. d. Höhe · Hochtaunuskreis | Historical Gazetteer
Place of Location | Characteristics | Description | Inscription | References | Citation
Place of Location

Place of Location:

Bad Homburg

Premises:

Bad Homburg, Schlosskirche, Fürstengruft

Angaben zum Standort:

Ursprünglich befand er sich an der Stirnseite der Gruft.

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Seit 1936/37 ist er als zweiter Sarkophag links neben dem Eingang aufgestellt.

Characteristics

Dating:

1667

Type:

Sarkophag

Material:

Zinn

Conservation:

erhalten

Dimensions:

60 x 175 cm (H x L)

Größe der Buchstaben:

0,5-4 cm

Description

Description:

Sarkophag1) der Margareta Elisabeth, Landgräfin von Hessen-Homburg, geb. Gräfin von Leiningen-Westerburg und Schaumburg. Da der Kopfteil so eng an der Wand steht, konnte die von Becker 1896 veröffentlichte Lesung (D, E) nur bis auf wenige Buchstaben an den Texträndern überprüft werden. Schlichter Sarkophag aus Zinn, auf dem Deckel und den beiden abgeschrägten Längsseiten mit zahlreichen Inschriften versehen. Oben auf dem Deckel ist an der Kopfseite eine ausführliche Grabinschrift (A) eingraviert, die von einem großen Kreuz mit vierzeiligem Bibelzitat (B) unterbrochen ist, darunter folgt das Bibelzitat (C). An der Stirnseite befinden sich die Bibeldichtungen (D, E) versweise in Zeilen gefasst; auf der rechten und der linken Längsseite des Deckels befinden sich zwei Wappen mit Beischriften (W1–2). Auf der rechten Seite schließen sich drei Bibelzitate (F–H) an, auf der linken Längsseiten drei weitere, hier in Leserichtung vom Fuß her (I–L); auf der Fußplatte steht (M). Bei Schasse fehlt (M), während er (D, E) kennt; der Sarkophag stand also zu seiner Zeit so, dass die Stirn- statt der Fußseite zugänglich war, eine Konstellation, die sich in der Gruft mehrfach beobachten ließ. Die lange Grabinschrift ist teilweise durch Punkte bzw. Kommata auf der Grundlinie gegliedert. Der Unterteil hat acht reliefierte Löwenköpfe mit Tragringen. Restaurierter Zustand.


  1. Hamel, Namens-Verzeichniß Nr. 20; Liste der Bestatteten nach Hamel Nr. 21; VSSG Inv.-Nr. 4.7.1504.

Sex, Age, Family Status:

weibliche Person(en)

Estate:

Adlige

Dargestellte Personen:

Margareta Elisabeth wurde in Schadeck am 30. Juni 1604 als einzige Tochter des Grafen Christoph von Leiningen-Westerburg in Schadeck, Cleeberg und Minsfeld aus dessen erster Ehe mit Anna Maria Gräfin von Weißenwolf geboren.17) Am 20. August 1622 wurde sie in Butzbach mit Landgraf Friedrich I. von Hessen-Homburg (Kat.-Nr. 246) vermählt. Nach dem Tode ihres Gatten im Jahre 1638 übernahm sie für ihre Söhne Ludwig Philipp (Kat.-Nr. 252), Wilhelm Christoph,18) Georg Christian19) und den späteren Landgrafen Friedrich II.20) die Regentschaft und leitete die Regierungsgeschäfte bis 1650. Während ihres dreijährigen Aufenthaltes bei ihrer Tochter Anna Margareta und deren Gemahl Herzog Philipp Ludwig von Schleswig-Holstein-Sonderburg auf Schloss Wiesenburg (Stadt Wildenfels, Lkr. Zwickau) verfasste die Landgräfin am 10. Juli 1667 ihr Testament21). Sie war dazu wohl durch eine längere Krankheit veranlasst, der sie am 13. August 1667 „nach ausgestandener langwieriger Schwachheit nachts gleich gegen 11 Uhr“22) erlag. Ihr Leichnam wurde nach Homburg überführt und dort am 19. Dezember 1667 in der (alten) Fürstengruft beigesetzt.23) Entstehungsort und Zeitstellung des Sarkophags sind noch nicht ermittelt.


  1. Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 32; ebd. NF I,2 Taf. 252.
  2. Vgl. zu diesem beim Sarkophag der Ehefrau (Kat.-Nr. 313); dort auch Verweise zu Särgen von Kindern.
  3. Georg Christian, geb. am 10. Dezember 1626, schlug die Soldatenlaufbahn ein, war als General der Kavallerie im niederländischen Heer, später unter König Ludwig XIV. in französischen Diensten. 1660 wechselte er zum katholischen Glauben; die letzten Jahre verbrachte er in Frankfurt a. M., wo er am 11. August 1677 starb, vgl. Lotz, Geschichte Bad Homburg I 56f. Seine Leiche wurde im Mainzer Dom beigesetzt, vgl. Arens, Mainzer Inschriften I Nr. 1647.
  4. Zu Friedrich II. „mit dem Silbernen Bein“ vgl. Kat.-Nr. 419; auch Knetsch, Haus Brabant 380–383 XXIII 7; zum Lebenslauf vgl. u. a. Lotz, Geschichte Bad Homburg I 59–121 mit weiterer älterer Literatur; neuerdings Gräf, Landgraf Friedrich II. 2007 u. dasselbe 2008/2009.
  5. Das ehemals im HHStAW 310, U 573 Dep. aufbewahrte Testament gehört zu den Verlusten von 1944/45.
  6. Vgl. Knetsch, Haus Brabant 120 XXII 40 Anm. 8 und ebd. 377 XXII 1, hier Anm. 12.
  7. Ebd. 377.

Miscellaneous:

Die Verse von (D) sind in gewisser Zeitnähe u. a. auch in Grabinschriften in Basel und in Nürnberg bezeugt;13) sie kommen 1638 auf dem Sarkophag von Margareta Elisabeths Gemahl, Landgraf Friedrich I. (Kat.-Nr. 246), und nochmals auf dem ihres 1708 verstorbenen Sohnes, Landgraf Friedrich II., vor.14) Die Verse (E) finden sich beispielsweise als Gebet eines Sterbenden in einem alten Kirchenlied15) und kommen mehrfach bei Grabmälern vor.16)


  1. Freundl. Hinweis von Dr. Michael Oberweis, Mainz, von 2011 auf Arndt, Psalmen 124 zu PsH 16,9–10; zu den Baseler Grabinschriften vgl. Tonjola, Basilea sepulta 81 (Begräbnis von 1636), ebenso Beschreibung der MünstersKirche 71; zum Nürnberger Grabmal des Friedrich Dinkelmayr (1658) vgl. Gugel, Freydhöfe Gedächtnis 151f., Nr. 348, zu dem des Hanns Bierfelder (1600) vgl. DI 68 (Nürnberg: St. Johannis, St. Rochus u. Wöhrd II) Nr. 2476.
  2. In der Homburger Fürstengruft 493f.
  3. Vgl. Wohleingerichtetes Gebet=Buch 55 unter den Kranken- und Sterbegebeten.
  4. Vgl. DI 34 (Bad Kreuznach) Nr. 341 zu 1577; DI 56 (Stadt Braunschweig II) Nr. 1122 zu 1665; DI 76 (Lüneburger Klöster) Nr. 309 zu 1685.
Inscription

Umschrift:

A RVHEBETTLEIN / DES / IN CHRISTO GEHEILIGTEN / FŸRSTL(ICHEN)

LEICHNAMBS / DER / DVRCHLEYCHTIGSTEN FŸRST͜EINa) / VND

FRAVEN FRAVEN MARGARETHENb) / ELISABEHEN,a) VERMEHLTER

LAND=/GREFIN ZV HESSEN, FŸRSTIN ZV HIRSCH/FELD GEBOHR-

NER GREFIN ZV LEININGEN / FRAVEN ZV WESTERBVRG VND

SCHAVMBVRG / DES HEIL(IGEN) ROM(ISCHEN) REICHS SEMPER-

FREIEN WITTIBEN / WELCHE, / IN DIESE WELD GEBOHREN DEN

30TENc) JVNŸ IM JAHR 1604 / HATT / FV¨RSTLICH BEILAGER GEHAL-

TEN / MIT DEM WEILAND / DVRCHLEVCHTIGSTEN FŸRSTEN

VND HERRN HERRN, / FRIEDERICHEN, LANDGRAVEN ZV HES-

SEN, FŸRSTEN ZV HIRSCH/FELD, GRAVEN ZV CATZENELNBOGEN,

QIETZd), ZIEGENHEIN, NIDDA, / SCHAVENBVRG, ISENBVRG

VND BŸDINGEN, DEN 10DENc) AVGVSTI. 1622. / ZV BVTZBACH /

VND IN SOLCHER FŸRSTLICHEN EHE ERZIELET 5 FŸRSTLICHE

SOHNE / VND 1 FRA͜EWLEINe) // IST / ZV WIESENBVRG IM MARG-

GRAFTHVMB MEISSEN / NACH DEM SIE BEI DES HERRN HER-

TZOGS / VON HOLLSTEIN VND DESSEN FRAW GEMALIN / IHREM

HERRN SCHWIEGERSOHN VND FRAW / TOCHTER FV¨RSTLICHEN

DVRCHLEVCHTIG/KEITEN IN DAS 3TEc) IAHR FŸRSTLICHEN /

HOFF GEHALTEN VND ETLICHE MONAT / BETTLA͜EGERIG GEWE-

SEN SANFT VHDa) / SELIG ENTSCHLAFEN DEN 13TENc) AVG/VSTI

IM JAHR 1667

B Psalm 68 . vers . 20 . et . 21 . / Gott leget uns eine Last auf, aber er hilft / vns auch,

wir haben einen Gott, der da hilft, / und den Herrn der vom Tode erwecket.2)

C 2. Tim. 4 . v(ers) . 8 . / Ich habe einen guten kampf gekämpfet / Ich habe den

Lauff vollendet, Ich habe / glauben gehalten,f) Hinforth ist mir beÿ=/geleget die

Crone der Gerechtigkeit, Welche / mir der Herr an jenem tage der gerechte /

Richter geben wird.3)

D Hier lig Ich und schlaff ohn alle klag

vnd ruh bis an den iüngsten tag

Da Gott wird mein grab auff decken

Vnd mich zur ewigen freud erwecken.4)

E Herr Iesu Dier leb ich, Dir sterb ich.

Dein bin ich tod und lebendig.5)

F Hiob 19. v(ers) . 16 . et 17g) . / Ich weis das mein Erlöser lebet, und Er wird

mich / hernach aus der Erden aufferwecken und werde / hernach mit dieser mei-

ner Haut umbgeben werden, / und werde in meinem fleisch Gott sehen,h) Den/

selben werde ich mir schauen und kein frembder.6)

G Phil. 1 . v(ers) . 21 . / Christus ist mein Leben. / Sterben ist mein Gewinn.7)

H Ephes. 3 . v(ers) . 6 . / Christum lieb haben ist besser / den alles Wissen.8)

I P(salm)i) 118 . v(ers) . 17 ./ Ich werde nicht sterben, sondern / leben, und des

Herrn Werck ver=/kündigen.9)

K Apoc. 14 . v(ers) .13 . / Selig sind die Todten die in dem, / Herrn sterben, von

nun an.10).

L 2 . Cor. 5 . [v(ers) . 1 .] / Wir wissen, das so unser irdisch Haus dieser / Hütten

zerbrochen wird, wir einen Bau / haben, von Gott erbauet ein Haus nicht mit /

Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.11)

M P(salm)i) 3 . v(ers) 6 . / Ich liege und schlaffe und erache / denn der Herr er-

helt mich.12)

W1 HESSEN

W2 LEYNINGEN WESTERBVRG


  1. Sic!
  2. Der letzte Buchstabe klein eingestellt.
  3. Verhältnismäßig klein und nach rechts schrägliegend hochgestellt.
  4. Sic für DIETZ.
  5. Hier unterbricht die Abschrift Schasse und fährt nach dem eingeschobenen Psalmzitat fort.
  6. Hier endet die Abschrift Schasse, der bei der Bibelstellenangabe den 7. Vers nennt, vgl. bei Anm. 3.
  7. Sic, die Verse auf dem Sarkophag falsch angegeben, siehe bei Anm. 6, bei Schasse offenbar kommentarlos richtiggestellt. Bei ihm fehlt allerdings der letzte Satz.
  8. Hier endet die Abschrift Schasse.
  9. Der Anfangsbuchstabe wie ein griechisches Phi.
  1. PsH 68,20–21.
  2. 2 Tim 4,7–8.
  3. Ähnliche Fassung in Arndt, Passions= und Oster=Predigten 583 in der 19. Passionspredigt, siehe auch bei Anm. 12.
  4. Versifizierte und erheblich umgearbeitete Paraphrase von Röm 14,8, siehe auch bei Anm. 15. Der Text oft bei späten Grabinschriften, und zwar meist als Bibelzitat, vgl. Kat.-Nr. 180, 239, 241, 281 (dt.), aber auch paraphrasiert dt. in Kat.-Nr. 399, lat. in Kat. Nr. 221.
  5. Ijob 19,25–26.
  6. Phil 1,21.
  7. Eph 3,6.
  8. PsH 118,17.
  9. Offb 14,13
  10. 2 Kor 5,1.
  11. PsH 3,6.

Kommentar:

Kopfseite kaum zugänglich, Lesung mit Becker und Schasse geprüft (D, E).

Deutsche Reimverse (D, E).

Schrift:

Kapitalis (A, W), Barocke Schreibschrift, teilweise im Wechsel (B–M)

References

Bibliography:

Coat of Arms:

Landgrafen von Hessen, Linie Hessen-Darmstadt bzw. Hessen-Homburg · Leiningen-Westerburg

Editing:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 323.

Citation
„Margareta Elisabeth, Landgräfin von Hessen-Homburg, geb. Gräfin von Leiningen-Westerburg und Schaumburg 1667, Homburg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/gdm/id/2539> (Stand: 20.3.2023)