Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

The Topography of National Socialism in Hessen

Trutzhain, Kriegsgefangenen Mannschaftsstammlager IX A (Stalag IX A)

Trutzhain, Gemeinde Schwalmstadt, Schwalm-Eder-Kreis | Historical Gazetteer
During the NS Era: Ziegenhain
Classification | Utilization | Indices | References | Illustrations | Citation
Classification

Category:

Militär

Sub Category:

Stalag 

Utilization

Object Description:

Auf dem Gelände des heutigen Trutzhain befand sich während des Zweiten Weltkrieges ein Kriegsgefangenenlager: das STALAG IX A. Nachdem die Gefangenen dort zunächst in Zelten untergebracht worden waren, begann im Frühjahr 1940 der Auf- und Ausbau der Baracken: Für das Wachpersonal wurden Holzbaracken und für die Kriegsgefangenen „massive Fachwerkbaracken“ errichtet. Das Lager, das fünf Kilometer vom Bahnhof Ziegenhain Nord entfernt und in drei Areale unterteilt war,dem deutschen Vorlager, dem Hauptlager und dem „Russenlager“, nahm eine Gesamtfläche von 47 Hektar ein. Im Verlaufe der Krieges reichten die für die Unterbringung von Gefangenen angedachten Kapazitäten des Lagers bei weiten nicht mehr aus und es kam zu einer erheblichen Überbelegung des Lagers. So waren die für 250 Personen ausgelegten Baracken seit September 1943 zeitweilig mit bis zu 800 Personen belegt. [Vgl. Gedenkstätte und Museum Trutzhain (13.4.2010)]

Description:

Das 47 Hektar umfassende Kriegsgefangenenlager war das größte seiner Art in Hessen. Neben Franzosen, die die Mehrheit der dortigen Gefangenen stellten, waren in dem Lager Niederländer, Briten, Belgier, Amerikaner, Serben, Italiener, Polen und Russen inhaftiert. Die Russen wurden von den anderen Gefangenen getrennt untergebracht. Unter den Kriegsgefangenen war auch der spätere französische Staatspräsident François Mitterand.

1944 gehörten 50.000 Kriegsgefangene diesem Stalag an. Viele der Kriegsgefangenen waren nicht im Lager selbst untergebracht. Sie waren in die mehr als 2.800 Arbeitskommandos des Wehrbereichs IX eingeteilt, die u.a. in Kasseler Rüstungsbetrieben Zwangsarbeit zu verrichten hatten. Auch im Kreis Marburg-Biedenkopf wurden in Erksdorf Gefangene aus dem Lager im „Kriegsgefangenen-Arbeitskommando 482“ zur Zwangsarbeit eingesetzt. Im Frankfurter Stadtteil Bockenheim wurde ein Arbeitskommando, das dem Stalag IX A Ziegenhain angehörte, von den VDM Luftfahrtwerken eingesetzt. Dieses war im Februar 1942 mit mindestens 251 Männern in Frankfurt eingetroffen. In den Werken hatten die dort eingesetzten russischen Kriegsgefangenen unter unmenschlichen Bedingungen zu leben, so dass nach nur dreiwöchigem Aufenthalt lediglich 17 Gefangene in einem normalen Gesundheitszustand waren.

Utilized From (First Mention):

26. September 1939

Utilized Until (Last Mention):

30. März 1945

Pre NS-Utilization:

Das Gelände war zuvor unbebaut.

Post NS-Utilization:

Bis zum Sommer 1946 wurde das ehemalige Kriegsgefangenen Lager von der US Army als ,Civil Internment Camp 95' (CIC 95) zur Unterbringung von Mitgliedern der Waffen-SS, der NSDAP, der SA- und SS, sowie der Wehrmacht genutzt. Auch Frauen wurden in diesem Zeitraum dort einquartiert. Zwischen Anfang August 1946 und Ende November 1947 bot das Lager unter dem Namen "DP-Lager 95-443 Ziegenhain" Unterkunft für Displaced Persons (DP). 1948 wurde der Grund des Lagers für fünf Jahre an den Kreis Ziegenhain verpachtet. Der Kreis siedelte seit dem Frühjahr 1948 gezielt Flüchtlinge und Heimatvertriebene auf dem Gelände an. Die Ansiedlungen waren von langfristigen Erfolg gekrönt: Am 1. April 1951 erfolgte die Gründung der Gemeinde Trutzhain auf dem ehemaligen Lagergelände. Seit 1985 steht die Anlage des ehemaligen Stalags unter Denkmalschutz.

Indices

Places:

Trutzhain

Keywords:

Stalag · Militär · Wirtschaft

References

Co-operation Partner(s):

Gedenkstätte und Museum Trutzhain

Bibliography:

Weblinks:

Gedenkstätte und Museum Trutzhain

Illustrations

Illustrations:

Citation
„Trutzhain, Kriegsgefangenen Mannschaftsstammlager IX A (Stalag IX A)“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/nstopo/id/356> (Stand: 8.12.2021)