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Unbekannter Ritter 2. Dekade 13. Jahrhundert, Philippsthal

Philippsthal (Werra) · Gem. Philippsthal (Werra) · Landkreis Hersfeld-Rotenburg | Historical Gazetteer
Place of Location | Characteristics | Description | Inscription | References | Citation
Place of Location

Place of Location:

Philippsthal (Werra)

Premises:

Philippsthal, Evangelische Pfarrkirche.

Angaben zum Standort:

Südseite der Kirche.

Angaben zum Aufbewahrungsort:

An der Südwand des Chores.

Characteristics

Dating:

2. Dekade 13. Jahrhundert

Type:

Grabplatte

Material:

gelbgrauer Sandstein

Conservation:

erhalten

Dimensions:

80 x 177 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

4 cm

Description

Description:

Grabplatte eines unbekannten Ritters. Die Platte aus gelbgrauem Sandstein steht heute an der Südwand des Chores, sie war in der Zeit des Schloßumbaus 1733 auf der Südseite der Kirche gefunden worden. Die Inschrift läuft auf dem Rand um. In dem eingetieften Feld steht die Figur eines Ritters. Sein Kopf wird von über die Ohren reichendem Haar bedeckt und ragt in die obere Leiste hinein; rechts davon beginnt die Inschrift. Über dem gegürteten Gewand, das am Hals mit einem schildförmigen Fürspan geschmückt ist, trägt er einen Schnurmantel. Mit der rechten Hand umfaßt er den Schwertgriff, und mit der linken hält er den Schild mit dem Wappen vor seinem linken Bein. Die untere Leiste fehlt, die obere und die rechte Leiste weisen starke Beschädigungen auf, und die linke Leiste ist so stark beschädigt, daß die Inschrift fast völlig ausgelöscht wurde. Als Worttrenner dienen halbkugelig vertiefte Punkte.

Ehemals vier Hexameter, leoninisch zweisilbig rein gereimt.

Der erste Vers ist ein leoninisch zweisilbig rein gereimter Hexameter, der zweite Vers ist unvollständig, dürfte aber ebenfalls einen Hexameter gebildet haben. Auf der abgetrennten unteren und der völlig abgearbeiteten linken Leiste hat sich mindestens ein weiterer Vers befunden.

Die Inschrift ist in einer noch nicht sehr entwickelten gotischen Majuskel geschrieben. Die Bogenschwellungen sind nur schwach ausgeprägt, und die Schäfte zeigen noch keine keilförmigen Verbreiterungen. Die Balken- und Schaftenden sind zum Teil mit kleinen dreieckigen Sporen versehen. C und E besitzen keine Abschlußstriche, und auch die übrigen Buchstaben lassen keine Abschließungstendenzen erkennen. Die Inschrift kennzeichnet ein Nebeneinander von unzialen, runden und kapitalen Formen. Das A erscheint sowohl in der pseudounzialen als auch in der kapitalen Form. Auch E, D, und T kommen in unzialer bzw. runder und kapitaler Form vor. N ist als runder und kapitaler Buchstabe vorhanden und unziales U wechselt mit V. Vergleichbare allgemeine Merkmale zeigt die Grabplatte für den 1279 verstorbenen Konrad Schenk von Erbach auf,2) die jedoch deutlich weniger unziale und runde Buchstaben aufweist. E. Wenzel ordnete 1918 die Ritterfigur in das 13. Jahrhundert ein. Aufgrund des Gewandes sah er eine Datierung ins frühe 13. Jahrhundert als möglich an. Doch aufgrund der Ähnlichkeit zu den Stifterfiguren im Naumburger Dom tendierte er vor allem wegen Details der Rüstung und der gesamten Ausführung der Figur zu einer Datierung in die Zeit zwischen 1260 und 1270.3) Für diesen Zeitraum sprach sich 1924 auch Gustav Andrè aus, der ebenfalls auf Vergleichsbeispiele im Naumburger und im Bamberger Dom hinwies.4) Zudem identifizierte er den Dargestellten mit dem Ritter Berthold von Creutzburg (Bertold de Cruceburch), dessen Siegel an einer Urkunde von 1267 das gleiche Steinbockshorn wie auf dem Wappen der Grabfigur zeigt.5) Durch die Zerstörung der linken Leiste ist es jedoch unmöglich, den Namen in der Inschrift zu rekonstruieren.


  1. DI 63 (Odenwaldkreis) Nr. 6.
  2. Wenzel, Kloster Kreuzberg 70.
  3. Andrè, Grabfigur 52f.
  4. Andrè, Grabfigur 54.

Sex, Age, Family Status:

männliche Person(en)

Inscription

Umschrift:

+ LEC[TO]R ◦ I[T/ER] TENDAS ◦ IV(L)II ◦ LUCENTE ◦ KALENDAS ◦

Q(UI)NTO MORS [IS]TV(M) ◦ STRAVIT P(RE)CE [.... / – – – / – – – /

– – – ] +

Übersetzung:

Leser, lenke deinen Schritt hierhin. Am fünften Tag vor den Kalenden des Juli (27. Juni) streckte der Tod diesen nieder ...

Schrift:

Gotische Majuskel

References

Bibliography:

Coat of Arms:

Unbekannt (Creutzburg?)1)#Ein Steinbockshorn · nach Siebmacher, Sachsen 2, 33 ein Hirschgehörn, aber auf Taf. 24 zwei einzelne Steinbockshörner..

Editing:

Die Inschriften des Landkreises Hersfeld-Rotenburg. Gesammelt und bearb. von Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 91). 2015, Nr. 26.

Citation
„Unbekannter Ritter 2. Dekade 13. Jahrhundert, Philippsthal“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/gdm/id/2246> (Stand: 20.3.2023)