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Unbekannter Priestermönch 10. Jahrhundert, Hersfeld

Bad Hersfeld · Gem. Bad Hersfeld · Landkreis Hersfeld-Rotenburg | Historical Gazetteer
Place of Location | Characteristics | Description | Inscription | References | Citation
Place of Location

Place of Location:

Bad Hersfeld

Premises:

Bad Hersfeld, Stiftsruine

Angaben zum Standort:

Unmittelbar nördlich der nördlichen Eckquaderung der südlichen Nebenapsis im Querhaus direkt über Bodenniveau

Heutiger Aufbewahrungsort:

Bad Homburg, Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten

Characteristics

Dating:

10. Jahrhundert

Type:

Gedenkstein

Material:

roter Sandstein

Conservation:

erhalten

Dimensions:

46 x 20 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

4,2 cm

Description

Description:

Memorienstein eines unbekannten Priestermönchs. Der Quader aus rotem Sandstein, der unmittelbar nördlich der nördlichen Eckquaderung der südlichen Nebenapsis im Querhaus direkt über Bodenniveau verbaut war,1) wird heute von der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Bad Homburg vor der Höhe (Inventar-Nr. 3.4.274) verwahrt. Die Inschrift ist in zwei Zeilen angebracht. Als Worttrenner dient ein Dreieck. Vor allem die linke Hälfte des Steins weist so starke Beschädigungen auf, daß eine vollständige Lesung der Inschrift nicht mehr möglich ist, wodurch auch der Name des Verstorbenen unsicher bleibt. Die Lesung Bramms ID(V)S V A(P)RI(LI)S OBIIT / RATHGER scheitert schon am Anfang daran, daß eine Nachstellung der Tageszählung beim römischen Kalender nicht nachweisbar ist. Bramm erkannte zwar die Buchstaben ID und V richtig, zog aber aufgrund seiner Fehldeutung der folgenden Buchstaben die falschen Schlüsse. Das folgende OBIIT ist eindeutig, aber der am Anfang der nächsten Zeile stehende Name bleibt fraglich. Die drei letzten Buchstaben GER sind noch relativ gut zu sehen, so daß der von Bramm gelesene Name RATHGER naheliegend scheint. Da aber die am Anfang des Wortes sichtbaren Schäfte, nach Bramm die Cauda des R und der linke Schaft des A, an ihren unteren Enden verbunden sind, spricht dies für ein M. Der Bogen des R wäre außerdem deutlich kleiner als bei den beiden folgenden R. Auch bei T ergäben sich Probleme. Sein Schaft steht sehr nahe am A, so daß der unsichtbare Balken auf der linken Seite sehr kurz sein müßte. Der nach T folgende Buchstabe kann kein H sein, da zwar ein linker Schaft, jedoch keine Spur von einem rechten Schaft zu sehen ist. Vielmehr ist hier ein Buchstabe aus Schaft und Bogen zu erwarten. Bramm entdeckte aber noch mehr Text auf dem Stein und meinte, unterhalb der bisher gelesenen Inschrift zwei weitere Zeilen mit kleineren Buchstaben entziffern zu können. Er las dort: ARTIFEX / ANNO DCCCXX FDS. Das FDS löste Bramm zu FULDENSIS auf und identifizierte den genannten Rathger mit dem 817 abgesetzten Abt Ratgar von Fulda.2) Eine gründliche Untersuchung des Steins ergab jedoch, daß sich an der von Bramm für die Fortsetzung der Inschrift in Anspruch genommenen Stelle überhaupt keine Buchstaben oder Buchstabenreste befinden. Da die stark beschädigten Buchstaben keine paläographische Analyse mehr zulassen und nur ein Worttrenner zu erkennen ist, muß die Datierung über das Formular erfolgen, das sich erst ab der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts nachweisen läßt.3) Der Stein wurde beim Wiederaufbau der Kirche nach dem Brand von 1037 oder 1038 in Zweitverwendung vermauert, daher entstand die Inschrift vermutlich im 10. Jahrhundert.


  1. So nach der Zeichnung bei Leonhard Müller. Frau Verena Smit, Köln, ist herzlich für den Hinweis auf die Zeichnung, den Text und die Lokalisierung zu danken.
  2. Bramm, Alter 100f.
  3. Vgl. dazu Nr. 4 mit Anm. 10.

Sex, Age, Family Status:

männliche Person(en)

Estate:

Ordensangehörige · geistliche Person

Inscription

Umschrift:

+ [ID]VSa) FEB(RVARII) OBIIT / [MI..]GER ◦ PR(ESBITER) E[T] MO(NACHVS)b)


  1. So statt IDIBVS.
  2. + [:]DVS DEC(EMBRIS) ◦ OBITT / A[E]◦EER ◦ PR(ESBYTER) [E]TI MO(NACHVS) mit drei Kürzungsstrichen und eckigen C und E in der Nachzeichnung bei Müller; [ID]VS DEC(EMBRIS) OBIIT / [.]AT[.]GER PR(ESBYTER) E(T) MO(NACHVS) Hörle, Schmidt; ID. APL. OBIIT RATGER PREMO, Bramm, HARTVVIN 15; Bramm, Inschriftenstein 62; + ID(V)S V A(P)RI(LI)S OBIIT / RATHGER PR(ESBITER) ET MO(NACHVS) Bramm, Alter 100. Für Ratger entschied sich auch May, Hersfelder Inschriften 28. Die Fehllesungen sind alle durch massive Ausbrüche, vor allem beim Datum, verursacht.

Übersetzung:

An den Iden des Februar (13. Februar) starb ..., Priester und Mönch.

Schrift:

Kapitalis, nachkarolingische

References

Bibliography:

Editing:

Die Inschriften des Landkreises Hersfeld-Rotenburg. Gesammelt und bearb. von Sebastian Scholz und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 91). 2015, Nr. 7.

Citation
„Unbekannter Priestermönch 10. Jahrhundert, Hersfeld“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/gdm/id/2236> (Stand: 20.3.2023)