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Heinrich Sorg 1621, Emmershausen

Emmershausen · Gem. Weilrod · Hochtaunuskreis | Historical Gazetteer
Place of Location | Characteristics | Description | Inscription | References | Citation
Place of Location

Place of Location:

Emmershausen

Premises:

Emmershausen, Evangelische Kirche.

Angaben zum Standort:

Der ursprüngliche Anbringungsort ist unbekannt.

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Das Denkmal ist innen in die Nordwand der Kirche plan eingelassen.

Characteristics

Dating:

1621

Type:

Grabplatte

Conservation:

erhalten

Dimensions:

66 x 69 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A) 2,5, (B) 2,7 cm

Description

Description:

Grabplatte des Heinrich Sorg. Die fast quadratische gusseiserne Tafel war zerschlagen und wurde zu unbekannter Zeit wieder neu zusammengesetzt.1) Sie zeigt von einem bescheidenen Rahmen umlaufen im Feld die in einer Zeile umlaufende Grabinschrift (A) und davon umschlossen das in zehn Zeilen abgefasste Grabgedicht (B), darunter drei Handwerkszeichen (Schmiedezangen), bei der mittleren eine Marke mit Initialen. Bei (A) sind die wenigen Worttrenner in Form erhabener Punkte ausgeführt, von denen einige noch die Quadrangelform erkennen lassen.


  1. Vgl. Steinmetz.

Sex, Age, Family Status:

männliche Person(en)

Estate:

Handwerker · Amtspersonen · Bürger

Dargestellte Personen:

Das Grabgedicht (B) thematisiert die Trennung von totem Leib und im Himmel lebender Seele. Sie verknüpft den Nachnamen des Schmiedemeisters Heinrich Sorg mit dem Topos des lebenslangen „sich-Sorgens“ auf Erden in der „sorgenschweren“ Zeit des beginnenden (Dreißigjährigen) Krieges; im Himmel wird der Verstorbene nun mit einem „sorgenfreien“ ewigen Leben belohnt, was im allgemeinen Gebet am Ende des Gedichtes nochmals aufgegriffen wird.

Die Biographie des um 1552 wahrscheinlich in Kraftsolms geborenen Heinrich Sorg ist recht gut dokumentiert.5) 1588 wurde er gemeinsam mit seinem Bruder Peter von der Familie von Hattstein mit der Emmershäuser Eisenhütte6) betraut, der er als Schmiedemeister bis zu seinem Tode vorstand; auch führte er einen Hochofen auf der Schmiede im Weilgrund. Von den Brüdern Sorg stammen etliche erhaltene Ofenplatten.7) Im Jahre 1583 als Ortsschreiber, 1594 als Schöffe am alten Ortsgericht für Emmershausen, Winden und Langenbach tätig, übernahm Heinrich Sorg ab 1604 das Amt des dillenburgischen Schultheißen und war auch Zöllner und Wirt.8) Mit seiner Ehefrau Dorothea hatte er vier Kinder, von denen die beiden Söhne Johann Nikolaus und Johann die Familie im Usinger Land und darüber hinaus bis ins Saarland fortsetzten.9) Die Initialen gehören Sorgs Sohn Johann.


  1. Vgl. Kaethner, Schmittmeister Henrich; Kaethner/Kaethner, Weilrod 117f.; Baeumerth, Ofenplatten 173ff.
  2. Vgl. dazu Kaethner/Kaethner, Weilrod 396–399.
  3. U. a. eine von 1607 im Museum Basel, vgl. ebd. 398 Abb. 108, und eine 1958 in Treisberg (Stadt Wetter, Lkr. Marburg-Biedenkopf) aufgefundene, vgl. Mielke, Ofenplattenfund; es handelt sich um eine Platte mit den Initialen der Elisabeth Gräfin von Solms-Braunsfels, geb. Gräfin von Nassau-Dillenburg (1542–1603). Im Hessenpark bei Neu-Anspach gibt es eine Sammlung von Produkten der Werkstatt und eine Dokumentation zur Familie.
  4. Kaethner/Kaethner, Weilrod 132 (Schultheißenliste); auch Kaethner, Schmittmeister Henrich Sp. 74ff.
  5. Sogar in den USA sind Nachkommen des Heinrich Sorg vorhanden, vgl. Kaethner/Kaethner, Weilrod 118.

Miscellaneous:

Marke: Johann Sorg2).

Herstellungsbedingte Buchstabenbildungen sind festzustellen; V und U sind nebeneinander verwendet, wobei außer in QVAL nach dem Lautwert unterschieden wird.

Die bereits in mittelalterlicher Zeit zwischen Weilmünster und Reifenberg erwähnten Eisenhämmer, kleineren Hüttenwerke und Schleifmühlen bildeten eine Art Gewerbestraße im Weiltal.3) Hier wurden nicht nur Roheisen, sondern Acker- und Hausgeräte, Waffen, Rüstungen und andere gusseiserne Gegenstände produziert. Das Schmiedehandwerk gehörte somit zu den ältesten Gewerben des Usinger Landes. Während in den Städten eine weitreichende Spezialisierung der Schmiede feststellbar wird, lagen deren Aufgaben auf dem Land vorwiegend im Hufbeschlag der Pferde und in Anfertigung und Reparatur landwirtschaftlicher Geräte. Zu den Werkzeugen des Schmieds gehörten neben Essen, Blasebalg und Amboss verschiedene Hämmer und Zangen, wie sie auf dem Epitaph abgebildet sind, ferner Feilen, Schneid- und andere Spezialwerkzeuge.4)


  1. Aus großem Herz wachsender Vierkopfschaft, flankiert von den Initialen I(OHANN) S(ORG); s. Anhang Nr. 15.
  2. Vgl. Ernst.
  3. Altes Handwerksgerät 22–28, hier 23.
Inscription

Umschrift:

A ANNO · 1621 · DEN 26 M͜ERTZa) · ZWISCH͜EN / 9 UND 10 UH͜R STARB ·

DER · EH͜RNHAFFTE HENRICHb) / SORG DILLENBURGISCH͜ER ·

SCHULTH͜EIS UN͜D · / SCHMITTENM͜EISTER ZU EMM͜ERSHAUSEN ·

B HENRICH SORG SCHLEFFT SANFFT ALHIR

SEIN SEEL OHN SORG LEBT O H͜ERR GOT IN DIR

SEIN NAHM VON SORGE(N) WAR REHTc) ERN͜ENT

MIT SORGEN ER SEIN TAG VOLENT

DA ER GESORGT NEUN UN͜D SECHZIG IAH͜R

ERLOST IHN GOTT VOM SORGEN GA͜R

UN͜D MACHT IH͜N SORGLOS NA͜H͜M IH͜N IN SEIN REICHd)

O H͜ERR IESU HILF UNS ALLEN ZU GLEICH

VON ALLER ANGST SORG MUH UN͜D QV͜AL

UN͜D NIM UNS IN DEIN FREUDEN SAH͜L


  1. Linker Schaft des M reicht nicht auf die Grundlinie, Sporn fehlt.
  2. Letzter Buchstabe halbiert.
  3. Statt RECHT. Der Sinn des Satzes ist, dass Heinrich seinen Namen Sorg zu Recht trug.
  4. H klein in C eingestellt.

Kommentar:

Deutsche Reimverse (B).

Schrift:

Kapitalis, erhaben

References

Bibliography:

Editing:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 209.

Citation
„Heinrich Sorg 1621, Emmershausen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/gdm/id/2491> (Stand: 20.3.2023)