Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Funerary Monuments

Outline map of Hessen
  • Vorschaubild

Agnes Meisenbug geb. von Ehringshausen 1619, Witzenhausen

Witzenhausen · Gem. Witzenhausen · Werra-Meißner-Kreis | Historical Gazetteer
Place of Location | Characteristics | Description | Inscription | References | Citation
Place of Location

Place of Location:

Witzenhausen

Premises:

Witzenhausen, Liebfrauenkirche

Angaben zum Standort:

Die hochrechteckige Platte, die an der Südwand des Turmsaals aufgestellt ist, hatte man – in vier Teile zerbrochen und mit leichten Beschädigungen – 1992 unter dem Chor gefunden.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Witzenhausen, Bauhof

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Die Grabplatte lag zusammen mit fünf weiteren Grabsteinfragmenten 1999 auf dem Bauhof.1)


  1. Cornelius, Bildwerke 79.
Characteristics

Dating:

1619

Type:

Grabplatte

Conservation:

erhalten

Dimensions:

87 x 196 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A) 5, (B) 4,5 cm

Description

Description:

Grabplatte der Agnes Meisenbug geb. von Ehringshausen. Am Rand umlaufend Inschrift A, zwischen eingehauenen Linien. Einige Wörter sind verloren. Im eingetieften Innenfeld oben zwei Vollwappen in Halbrelief, darunter in Beschlagwerkkartusche ein erhabenes Feld mit Inschrift B, oben und unten Schriftverlust. Unten zwei weitere Vollwappen in Halbrelief, das rechte beschädigt. Inschriften eingehauen; wenige Quadrangel als Trenner.

Die Grabplatte, für deren Entstehung kurz nach dem Todesjahr 1619 es keinen Hinderungsgrund gibt, ist insofern bedeutungsvoll, als sie mit dem M mit leicht gewölbten Innenschäften und dem N mit geschwungenem Schrägschaft, wenngleich daneben auch die Normalform vorkommt, moderne Varianten präsentiert, die auch schon 1616 am Ermschwerder Schloss (Kat.-Nr. 44/II-IV) vorkommen. Vor allem das auffallende N erscheint im lückenhaften Bestand erst um die Mitte des Jahrhunderts häufiger.

Sex, Age, Family Status:

weibliche Person(en)

Estate:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Meisenbug3)

Ehringshausen4)

Wetzhausen5)

Lehrbach6)


  1. Wappen Meisenbug (Vogelbein), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 12, S. 41, Taf. 32.
  2. Wappen Ehringshausen (gespalten: halber Adler, 2 Balken), vgl. Siebmacher, Wappenbuch I, Taf. 139, s. Kat.-Nr. 119.
  3. Wappen Wetzhausen (2 geschachte Balken), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 13, S. 31, Taf. 21.
  4. Wappen Lehrbach (geteilt), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 4, S. 17, Taf. 18.

Dargestellte Personen:

Agnes von Ehringshausen (*vor 1550) war seit 15707) mit Christoph Meisenbug verheiratet. Er könnte in der Lücke am rechten Rand erwähnt worden sein. VGENTR kann aber auch als Rest des Epithetons „tugendreich“ angesehen werden. Dann würde jedoch der Platz nicht ausreichen, den Namen Meisenbug zu erwähnen, den sie als verheiratete Frau führte. Das Fehlen dieses Namens wäre sicherlich auffällig, wenn er aber nicht zwingend erforderlich ist, so ist die Ergänzung IS[T DIE WOLEDLE GROS EHR VND T]VGENTR[EICH]E vorzuziehen.

Belegt ist eine Tochter Dorothea, die mit Heinrich von Bünau verheiratet war.8) Aus einer Stammtafel Bünau gehen die Namen von Christophs bzw. Agnes’ Eltern hervor: Johann Meisenbug und Katharina Truchsess von Wetzhausen bzw. Otto von Ehringshausen und Margaretha von Lehrbach.9) Auf der linken Seite erscheinen demnach die Wappen des Ehemanns, rechts die der Ehefrau.

Siegel gibt Heinrich Meisenbug, den Amtmann in Lichtenau von 1527 bis 1547, als Christophs Vater an.10) Das ist plausibel, doch ein Verwandtschaftsverhältnis ist in den Quellen, die Siegel anführt, nicht bezeichnet. So muss offen bleiben, wer Christophs Vater war. Mit Sicherheit ist Christoph ein Vetter von Johann LadW, Leo, Kurt und Jost; denn wäre er ihr Bruder, wäre er mit ihnen zusammen in den entsprechenden Quellen angeführt.11) Christoph Meisenbug hat als erster seinen Wohnsitz in Retterode genommen.12) Der Stadt Lichtenau verkaufte er einige Grundstücke zur Anlage eines Löschteichs.13) Ein andermal geriet er mit ihr in Streit wegen eines Durchgangs zwischen der Stadtmauer und seinem Burgsitz; sein Vetter Johann, der Landvogt an der Werra war, musste den Streit schlichten.14)

Christoph starb Walpurgis 1587 ohne männliche Erben.15) Nach seinem Tod übernahm (sein Vetter) Leo den „Rittersitz“ Retterode. Als Leo 1595 starb, ging der Besitz an Junker Johann über.16) Dieser ließ einen neuen Herrensitz errichten, das sogenannte Schloss Retterode (vgl. Kat.-Nr. 75). Bis zu dessen Fertigstellung, vielleicht auch darüber hinaus, wird Agnes am alten, wenig komfortablen Platz geblieben sein oder, wie Cornelius vermutet, den Junkerhof in Lichtenau bewohnt haben. Johann starb vor 1612, denn 1612 wollten seine Söhne mit denselben Gütern belehnt werden wie ihr Vater.17)


  1. Beide Daten nach Cornelius, Bildwerke 79.
  2. HStAD, A 12, 302.
  3. HStAD, A 12, 49. Margaretha von Ehringshausen geb. Lehrbach war eine Schwester des Dietrich von Lehrbach, s. HStAD, E 12, 201/2: „Vormund Hans Ludwig von Hattenbach der Schlern sowie Witwen Katharina und Margaretha von Ehringshausen geb. von Lehrbach ./. Witwen Juliana von Lehrbach geb. Riedesel von Eisenbach und Anna von Lehrbach geb. von Dalwigk: Nachlaß der Brüder Dietrich und Ruppe von Lehrbach. Laufzeit 1597–1598.“ Margaretha gehört also in die „Hartmannische Linie“, s. Xaver 112.
  4. s. Siegel 92. Er schloss das wohl daraus, dass Christoph Grundstücke besaß, die vorher Heinrich gehört hatten. – Nach RvButtlar ist Christoph der Sohn des Caspar und der Margreth von Dörnberg.
  5. Zu den vier Brüdern s. Kat.-Nr. 100.
  6. s. Kat.-Nr. 75.
  7. s. Siegel 391 (Urkunde 67 vom 2. Mai 1546).
  8. s. Siegel 29 Anm. 4: „1579 versuchte der Burgmann Christoph von Meisenbug den Wehrgang innerhalb seines Burgsitzes zu sperren, musste ihn aber auf Anordnung des Landvogts an der Werra, Johann von Meisenbug alsbald wieder freigeben, auch zu diesem Zwecke in die von ihm gezogenen Abschlussmauern an der oberen, wie an der unteren Grenze seines Besitzes je eine Thür brechen lassen. Die Schlüssel dazu erhielt der Rath.“ und S. 402 (Urkunde 74 vom 5. April 1579).
  9. Zu Christoph und seinem Sterbejahr s. Chronik Retterode II 29.
  10. Das Jahr 1595 ergibt sich aus Chronik Retterode I 59 Anm. 14. Weltzien nennt 1593 als Leos Sterbejahr, wohl nicht zu Recht, auch wenn Johann schon 1593 mit Retterode zu tun hatte: Es gab in diesem Jahr eine „Strittige Hute im „Walbach“ zwischen der Gemeinde Schnellrode und Johann von Meysenbug zu Retterode“, so HStAM, 17e, Lichtenau 8 (zitiert nach Arcinsys, geprüft am 03. 11.2015). – Zur Identität des Junker Johann s. Kat.-Nr. 274.
  11. s. Chronik Retterode I 59 Anm. 18.
Inscription

Umschrift:

A ANNO DOMINI 16 · 1 · 9 / [DEN] 22 · MAII · I[ST – – – T]VGENTR[. /.

CH]Ea) FRAW AGNES GE=/BOHRNE VON ER[I]NGSHAVSEN IN

[GOTT ENT]SCH[LAFEN]

B EX PS[ALMO 6]8 / GELOBET SEI /DER HERR TAG/LICH GOTT

L[E]/GET VNS EINE / LAST AVEb) ABER / ER HILFT VNS / AVCH

WIR HABE(N) / EIN(EN) GOTT DER / DA HILFT [VND VOM / TOD

ERRE]TTE/[Tc) / A(M)E]Nd) 2)


  1. s. Kommentar.
  2. Nebenform von AVF, häufig im Wort AVERSTEVNG:
  3. Aus Platzmangel ist das Bibelzitat vermutlich stark verkürzt unter Auslassung nach VND: DEN HERRN HERRN DER. Vor dem E steht kein M, der Abstand wäre bei der gedrängten Schrift zu groß; das das Wort zwingend abschließende T stand wohl schon in der letzten Zeile, eine Kürzung verschafft dort genügend Raum.
  4. N in Zeilenmitte, es folgt eine florale Vignette.
  1. PsH 68, 20–21.

Schrift:

Kapitalis

References

Coat of Arms:

Meisenbug · Ehringshausen · Wetzhausen · Lehrbach

Editing:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 141.

Citation
„Agnes Meisenbug geb. von Ehringshausen 1619, Witzenhausen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/gdm/id/2340> (Stand: 20.3.2023)