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Henrich (Geilfuß?) 1587-1590, Witzenhausen

Witzenhausen · Gem. Witzenhausen · Werra-Meißner-Kreis | Historical Gazetteer
Place of Location | Characteristics | Description | Inscription | References | Citation
Place of Location

Place of Location:

Witzenhausen

Premises:

Witzenhausen, Liebfrauenkirche

Angaben zum Standort:

An der Westwand des südlichen Seitenschiffes auf zwei Sockeln aufgestellt.

Characteristics

Dating:

1587-1590

Type:

Grabplatte

Conservation:

erhalten

Dimensions:

90 x 185 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A) 6, (B) 4,5 cm

Description

Description:

Grabplatte für Henrich (Geilfuß?). Hochrechteckige Platte. Umlaufende Leiste von ca. 10 cm Breite, darauf Inschrift A. Im Innenfeld ein bärtiger Mann, einen Kelch haltend, Flachrelief. Darunter Schriftfeld mit Inschrift B. Unten fehlt der Grabplatte ein Teil von mindestens 40 cm Höhe. Das Schriftfeld ist im Verhältnis zur Darstellung um 90° nach rechts gedreht. Inschrift A erhaben in vertiefter Leiste; B eingehauen, größtenteils ohne Worttrennung, die Pentameter eingerückt.

Sex, Age, Family Status:

männliche Person(en)

Dargestellte Personen:

Abbildung und Text (REVERENDUS = hochwürdig) deuten auf den geistlichen Stand des Verstorbenen hin. Hütteroth nennt unter Witzenhausens althessischen Pfarrern und Vikaren bzw. Kaplänen nur einen einzigen Henrich, nämlich Henrich Geilfuß (1541–1586).2) Ihn erwähnt auch ein Stadtbucheintrag von 1711: „(Der Pfarrer Justus Benenius Corbacensis) hat auch drei Seniores als Diaconi, nahmentlich (1) Henricus Geilfues, (2) Christianus Gravius (3) Christophorus Werner, welche auf den Filialen und des Nachmittags in der Stadt gelesen, auch den Communicanten den Kelch gereicht.“3) Darum ist die Identifizierung sehr wahrscheinlich. Heinrich Geilfuß, *ca. 1518, war unstudiert, wurde aber von Pfarrer Justus Benenius zum Kaplan begehrt und 1541 ordiniert. Er war bis 1586 im Amt. Gestorben ist er nach 1587 und vor dem 7. 1. 1590.4) Also ist seine Grabplatte in diesen Zeitraum zu datieren. Nach Hütteroth 97 hatte er einen Sohn Cyriakus Geilfuß, der von 1588 bis 1606 Pfarrer in Oberrieden und Wendershausen war und nach Einführung der Verbesserungspunkte nach Halberstadt ging.5) Ein Christoph Geilfuß (* ca. 1566) heiratete am 3. 2. 1590 Anna Sophia Behn (* ca. 1570), Tochter des Pfarrers Justus Behn.6)


  1. Hütteroth 550 s. v. Witzenhausen.
  2. s. Eckhardt, Bausteine 28.
  3. Hütteroth 97 s. v. Geilfuß, Heinrich.
  4. Eckhardt, Studierende 19 s. v. Geilfuß zählt die Mitglieder der Familie auf, diese Grabplatte erwähnt er nicht. Für Cyriakus Geilfus († 1625) existiert eine Grabplatte bzw. ein Epitaph in der Martinikirche zu Halberstadt, s. DI 86 (Stadt Halberstadt) Nr. 266.
  5. Die Ehe bezeugt Hütteroth 21 s. v. Bene; die weiteren Angaben zu Christoph Geilfuß sind ohne Belege zitiert unter: https://gedbas.genealogy.net/person/show/995899620 (Stand 19. 1. 2016).

Miscellaneous:

In Inschrift A sind die Buchstaben breit ausgeführt: Die Bögen beim S und die Balken beim E sind keilförmig verdickt; das D ist offen, der Bogen ist weit über die Haste gezogen. In B sind die Buchstaben unregelmäßig ausgerichtet und folgen einem anderen Formungsprinzip, sie sind schmal und hochgestreckt ausgeführt, sie tragen meist Serifen. A ist meist spitz, manchmal setzen die Schrägschäfte deutlich nebeneinander an, selten mit Deckstrich. Y ist asymmetrisch, S nach rechts geneigt; die Cauda des R ist bald gerade, bald nach rechts oder links leicht durchgebogen.

Inscription

Umschrift:

A [– – –/. . . . .]VRa) [DOCT(VS)] AC REVE[RE]NDVS HENR[ICVS

– – –/– – –/– – –]RGENSb)[. . . . .] Q(VE) FINEc) [– – –]

MILITIA⌣ESPECIES VI[TA EST NEC VELLERE CESSANT]d)

NAM CA⌣RO ME BLANDIS ET G[RANDIBVS ICERE SEMPER]d)

TENTAV(I)T MISERV(M) SO[LLICITVDINIBVS]d)

5 OMNIBVS EXHAVSTIS EVA[SI VIRIBVS ILLINC]d)

SYNCERA(M) RETINE(N)S DE [VITIIS ANIMAM]d)

[E]T NVNC PARTA [Q]VIESe) ET M[OLLITER ORBE RELICTO]d) f)

CESPITE SVB VIRIDI MEM[BRA SOLVTA CVBANT]d) f)


  1. Der untere Teil des V, die weit ausgreifende Cauda des R und dessen unteres Schaftende sind deutlich zu erkennen. Davor stand kaum nach traditioneller Formel ANNO CHRISTI 158[.] /OBIIT, sondern eher eine Wendung der Grabbezeugung mit [CONDIT]VR.
  2. Ergänzbar zu [RESV]RGENS.
  3. Lesung unsicher.
  4. Text rechts verloren, an der Bruchkante Lesung unsicher. Konjektur.
  5. Heutiger Befund nur OVIES, Cauda verloren?
  6. Variante in Vers 7/8: MOLLITER VSQVE CVBARE / . . . MEMBRA SOLVTA LICET.

Übersetzung:

(A) Ein gelehrter und hochwürdiger Mann, Heinrich . . .

(B) Eine Art Kriegsdienst ist das Leben,1) (und) die Bisse nicht endender (Schlechtigkeit hören nicht auf, das Herz zu quälen.) Das Fleisch hat nämlich mich Armen mit schmeichlerischen und (großen Verlockungen ständig zu reizen/stechen) versucht. Als alle (Kräfte) erschöpft waren, (entkam ich ihnen), (die Seele von Verfehlungen) rein zurückbehaltend. Und nun ist Ruhe gewonnen und (sanft schlummern nach dem Verlassen der Welt die erlösten Glieder) unter dem grünen Rasen.


  1. Möglich, dass der Verfasser mit dieser Anspielung an Militiae species amor est (Ov. ars 2,233) diejenigen Verlockungen hat andeuten wollen, die dem Verstorbenen besonders zusetzten.

Kommentar:

Vier elegische Distichen (B).

Schrift:

Kapitalis

References

Editing:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 88.

Citation
„Henrich (Geilfuß?) 1587-1590, Witzenhausen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/gdm/id/2324> (Stand: 20.3.2023)