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Johann (Jakob) Illhausen 1613, Eppstein

Eppstein · Gem. Eppstein · Main-Taunus-Kreis | Historical Gazetteer
Place of Location | Characteristics | Description | Inscription | References | Citation
Place of Location

Place of Location:

Eppstein

Premises:

Eppstein, Evangelische Pfarrkirche

Angaben zum Standort:

Das Grabdenkmal ist innen an der Südwand des Kirchenschiffes aufgerichtet.

Characteristics

Dating:

1613

Type:

Epitaph

Material:

roter Sandstein

Conservation:

erhalten

Dimensions:

85 x 204 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A) 1,5, (B, C) 1,5-2 cm

Description

Description:

Epitaph des Johann (Jakob) Illhausen. Es wirkt, als seien drei Hauptteile eines ädikulaartigen Aufbaus aus rotem Sandstein auf einem geglätteten Block montiert worden; anscheinend fehlen mittlerweile Architekturteile. In der Sockelzone befindet sich eine querovale Inschriftkartusche mit der in sechs Zeilen ausgeführten Inschrift (A); darüber sind über einem Gesims zwei Vollwappen angebracht. In der Mitte folgt eine von Rollwerk umfasste querrechteckige Tafel, auf der die in elf Zeilen ausgeführte Grabinschrift (B) eingehauen ist; sie präsentiert sich heute in einem leicht vertieften rechteckigen Feld. Der Bibelspruch (C) schließt nach oben an, er ist direkt ohne Dekor und Einfassung in das Gebälk gehauen. Im Giebel des Denkmals sind ein Rollwerkmedaillon mit der Auferstehungsszene und ein geflügelter Totenschädel angebracht. Die Wappen sind tingiert, die Inschriften ungefasst. Der sinnhaften Trennung dienen runde, halbkugelig vertiefte Punkte auf der Grundlinie (A) und wenige Quadrangel, teils wenig über der Grundlinie, teils auf Zeilenmitte (B), dort auch Schrägrechtsstriche.

Sex, Age, Family Status:

männliche Person(en)

Enthaltene Wappen:

Illhausen3)

Eppstein (illegitim)4)


  1. In Schwarz ein silbernes, großes I.
  2. Eppstein, mit rotem Bastardbalken.

Dargestellte Personen:

Auftraggeberin des Denkmals war Margretha geb. Eppstein, offenbar eine illegitime Nachfahrin der Eppsteiner Grafen,5) was sich an ihrer Wappenführung zeigt. Keinesfalls ist sie trotz der Namensgleichheit zu verwechseln mit der 1610 verstorbenen Margareta Eppstein, Gemahlin des Wilhelm Wilk(r)ing (Kat.-Nr. 181). Als Sterbetag des angesehenen Rates und Sekretärs Johann Jakob Illhausen wurde im Ev. Kirchenbuch abweichend der 18. Januar angegeben;6) seine Ehefrau ist zum 17. Oktober 1631 eingetragen.7) Illhausen stammte wohl aus Heringen (Lkr. Nordhausen), denn nur auf diesen Ort trifft die Lokalisierung in Thüringen zu; auch hatten die Grafen von Stolberg dort Besitz. Er muss schon als relativ junger Mann in stolbergisch-königsteinische Dienste getreten sein, wenn er dem 1574 verstorbenen Grafen Ludwig diente und nach der Übernahme Königsteins durch Mainz 1581 noch Keller in Ortenberg blieb (bis 1583).8) Mit Johann Kellner (Kat.-Nr. 114) hatte Illhausen 1581 an Graf Christophs Testament mitgewirkt, wie noch eine viel später zusammengestellte Quellensammlung zum Streit Stolberg versus Mainz zeigt.9)

Irgendwann danach trat Illhausen in kurfürstliche Dienste. Erstaunlich ist die Verwendung von Luthers Psalmtext. Anders als beim Altar Dietrich-Eisenbach in Kronberg (Kat.-Nr. 199) lassen sich hier noch keine Anzeichen einer Konversion erkennen.


  1. Zu den unebenbürtigen Nachkommen der Herren von Eppstein vgl. Fußgänger, Unebenbürtige Nachkommen und Heil, „Filii naturales“ zu anhaltendem Vorkommen mit dem Namen Eppstein und Sp. 133 zu einem Wappen Eppstein bei Kontinuität bürgerlicher Lehen. Heil leugnet nicht den Umstand, dass der Name bloß die Herkunft bedeuten kann, was hier nicht zutrifft.
  2. Ev. KiBu Eppstein fol. 172r (neue Zählung fol. 160r) Nr. 2: „Herr Johann Illhausen, konigsteinisch secretarius, starb den 18. Januarii sed non peste“.
  3. Ebd. fol. 174.
  4. Vgl. Bock, Chronik Eisenberger 334.
  5. Vgl. An Die Röm. Käyserl. Auch zu Hispanien, zu Hungarn und Böheimb Königl. Majestät Allerunterthänigste Supplica Und Bitte Umb Cassation Des nichtigen Königsteinischen Vergleichs, Allenfalls aber Restitution in integrum & reimmision in alle Königsteinsche Lande, etc. ...: o. O. 1730, 14.

Miscellaneous:

Die Kapitalis in (A) ist mit noch teilweise erkennbarer Vorlinierung relativ sorgfältig ausgehauen. Überbreiter Duktus und unterschiedliche Buchstabenabstände verhindern ein gleichmäßiges und ausgewogenes Schriftbild. Zur Unruhe im Schriftbild tragen auch extreme Strichstärkenunterschiede bei. Immerhin bemühte man sich, die Formensprache klassischer Vorbilder nachzuahmen, indem man Linksschrägen- und Bogenverstärkung, teilweise sogar in klassischer Ausrichtung, setzte und kreisrunde Bogenformen anstrebte. Überlange untere Balken des E und weit ausgreifende, geschwungene Cauda des R gehören zu den auffälligen Besonderheiten der Spätrenaissance. Die Qualität leidet unter dem raumgreifenden Duktus, den übertrieben starken Bögen und Schäften und mehrfach übergroßen oberen Bögen des S. Der Steinmetz fügte an richtiger Stelle des Textes Punkte ein, um das Ende des jeweiligen Distichons anzuzeigen. Die in der Formgebung professionelle Fraktur weist eine zumeist nicht v-förmig ausgehauene Kerbe auf, ohne dass man ein System darin erkennen könnte; deutlich zeigen sich näher an den Außenkanten zwei vertiefte Rillen und dazwischen ein leichter Buckel. Dieses Erscheinungsbild lässt sich nur damit erklären, dass eine weitgehend gleichmäßige Ordination der Schrift, etwa mittels vorgeritzter Konturen, nicht überall fertig eingetieft, die Schrift somit nicht fertiggestellt wurde. Trotzdem gibt es nur wenig Variation im Buchstabenkanon. Wie die Kapitalis zeigt die Fraktur idealtypische Bildungsweisen, da die in Inschriften des weiteren geographischen Raumes eher selten realisierten Schwellschäfte und -züge hier vorhanden sind.

Inscription

Umschrift:

A ACCESSVM NOCTIS CEV / M͜ERCENARIVS OPTAT.

A CVRIS / DOMINI LIBER VTa) ESSE QVEAT. /

SIC TV IOHAN͜N͜ES EXHAVSTIS / PECTORE CVRIS.

NVNC EXOP/TATVS CA͜ELICA REGNA TEN͜ES1)

B A(nn)ob) · 1613 · den 17. Januarij Morgens zwische(n) 9 / vnd 10 Vhrn Ist

in Gott verschiede(n) der Ehrnvest Vor/geacht vnd Wolgelährte H(err) Johan

Illhau­sen von He/ringe(n) in Thüringe(n) · Weilandt beider Hochwolgebor-

ne(n) Gra/ffen Lvdwigs v(nd) Christophen Grauen zu Stolberg Konig=/stein,

Rutschefortc) v(nd) Wernigeroda · Herrn zu Epstein Müntze(n)=/berg v(nd)

Breuberg Cd) geweszner Rath v(nd) geheim(er) Secreta=/ri(us) · volgents Chur-

f(ürstlich) Maintzisch(er) Registrator · seines Al=/ters vb(er) 70 jahr · dere(n)

Seel Gott gnadee) · vnd hat sein hind(er)=/laszne Wittibe(n) die thugentsame

fraw Margretha Epstein=/in ihme dieszes Epitauium zur gedechtn(us) alhi(er)

vffrichte(n) lasz(en)

C Der gerecht Musz vil Leiden aber der Herr hilftt im / Aus dem allen. ps. 34f) 2)


  1. Mit der Schreibung VT LIBER wäre der Pentameter korrekt, wie schon der Anonymus korrigierte.
  2. o klein und hochgestellt. BKdm. zitiert nur in Auszügen zu 1617 und mit fehlerhaftem Namen Althausen.
  3. Für Rochefort.
  4. Wohl für (et)C(etera), da der Titel der Grafen Stolberg seit 1593 mit neuer Wappenbildung lautet: „Grafen von Stolberg, Königstein, Rochefort, Wernigerode und Honstein, Herren zu Eppstein, Münzenberg, Breuberg, Agimont, Lohra und Klettenberg“, vgl. http://www.stolberger-geschichte.de/grafen2.html (Stand: 29.10.2014).
  5. dem Gott genad Anonymus.
  6. Nach der Ziffer 4 folgt eine Vignette. Anonymus las aus der 4 mit niedrigem Kopf eine 1.
  1. Ausgehend von der Klage Jobs, der wie der geplagte Tagelöhner zur Ruhe kommen möchte (Ijob 7,2), schlägt der Text ohne lange Umwege einen Bogen zur Belohnung des Gerechten.
  2. PsH 34,20.

Übersetzung:

(A) So, wie der Tagelöhner den Eintritt der Nacht herbeisehnt, um von den Obliegenheiten für seinen Herrn frei zu sein, so hast du, Johannes, nachdem du im Herzen alle Sorgen überstanden hast, jetzt als Auserwählter die himmlischen Reiche inne.

Kommentar:

Zwei elegische Distichen (A).

Schrift:

Kapitalis (A), Fraktur (B, C)

References

Bibliography:

Coat of Arms:

Illhausen · Eppstein (illegitim)

Editing:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 186.

Citation
„Johann (Jakob) Illhausen 1613, Eppstein“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/gdm/id/2482> (Stand: 20.3.2023)