Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Castles, Palaces, Manor Houses

Sababurg

319 m über NN
Gemeinde Hofgeismar, Landkreis Kassel
Basic Data | History | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | References | Citation | Indices

Die erhaltenen Ruinen der Sababurg - ein rechteckiger Steinbau mit zwei mächtigen Rundtürmen - gehören ins frühe 16. Jahrhundert. Die Geschichte der Burg reicht jedoch zurück bis in die erste Hälfte des 14. Jahrunderts, als der Erzbischof von Mainz die Burg im Reinhardswald vermutlich auch zum Schutz des Wallfahrtsorts Gottsbüren anlegen ließ. Nachdem Hessen zwei Jahrzehnte später Mitbesitzer geworden war, verlor die Burg an Bedeutung und war Mitte des 15. Jahrhunderts verfallen. Die hessischen Landgrafen ließen die Sababurg Anfang des 16. Jahrhunderts als großzügiges Jagdschloss neu erbauen. Unter Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel entstand in den 1570er Jahren der Tierpark Sababurg. Das ehemalige Kanzleigebäude dient heute als Hotel und Gaststätte.

Basic Data

Other Names:

  • Zapfenburg (bis 16. Jahrhundert)

Settlement Type:

Burg; Schloss

Naming:

Localization:

etwa 12 km ostnordöstlich von Hofgeismar

Location:

Die Burgruine liegt auf einem Basaltstumpf im Reinhardswald.

History

Burggeschichte:

Die Sababurg, bis ins 16. Jahrundert trug sie den Namen Zapfenburg, war ursprünglich eine mainzische Burg. Der Erzbischof hatte sie vermutlich zum Schutz des Ortes Gottsbüren anlegen lassen, der sich zu seit 1330 zu einem Wallfahrtsort entwickelte. Mit der Burggründung griff Mainz in ein Gebiet ein, an dem auch das Bistum Paderborn und die Landgrafschaft Hessen Interessen hatten. 1355 einigten sich Hessen und Mainz auf den gemeinsamen Besitz der Burg, die damit ihre militärische Bedeutung verlor. Sie war in der Folgezeit mehrfach verpfändet und lag um die Mitte des 15. Jahrhunderts wüst. Neue Bedeutung erlangte sie seit Ende des 15. Jahrhunderts als Stützpunkt der Pferdezucht und als Jagdschloss. Besonders Philipp der Großmütige besuchte das Schloss regelmässig. 1583 wurde die Sababurg Sitz des Amtes Gieselwerder, zur gleichen Zeit ließ Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel unterhalb der Burg einen Tierpark anlegen. Auch Landgraf Karl (1677-1730) nutzte das Schloss intensiv. 1806 versuchte Kurfürst Wilhelm I. vergeblich, den hessischen Silberschatz vor den französischen Truppen auf der Sababurg zu verstecken.

Earliest Reference:

1334

Time Span:

1. Hälfte 14. Jahrhundert–

Besitzgeschichte:

Die Burg war zunächst Mainzer Besitz, doch bereits kurz nach ihrer Gründung verständigten sich die Bistümer Mainz und Paderborn darauf, die Sababurg gemeinsam zu besitzen. Nach Auseinandersetzungen zwischen Mainz und Hessen wurde 1347 in einer Sühne bestimmt, der Mainzer Erzbischof solle die Burg abbrechen oder sie zur Hälfte dem hessischen Landgrafen übertragen. 1351belehnte der Mainzer Erzbischof Heinrich und Burkhard von Hanstein mit der Burg, 1353 verpfändete er das Amt Hofgeismar, zu dem die Burg zählte, dem Bistum Paderborn. Eine neuerliche Sühne zwischen Mainz und Hessen bestimmte 1354 wiederum, dass der Erzbischof dem Landgrafen die Hälfte der Burg übertragen solle. Dies geschah 1355. Im gleichen Jahr verpfändete Mainz Anteile an Paderborn und an die Herren von Hanstein. Letztere verpfändeten ihren Anteil weiter an Arnold von Portenhagen und Lamprecht von Stockhausen, welche das Pfandgut 1368 wiederum weiter an Hans von Gladbeck gaben, der seit 1358 schon die hessische Hälfte als Pfand besaß. 1386 löste Burkhard von Schöneberg im Auftrag des Erzbischofs den Mainzer Teil der Sababurg von Ludolf von Gladbeck ein, der hessische Teil war 1385 bis 1399 im Besitz Ludolfs von Dinkelberg, dann hatte ihn wieder Ludolf von Gladbeck inne. 1428 starben die Herren von Schöneberg in männlicher Linie aus und die hessischen Landgrafen kauften den Erben deren Burgteil ab. Zwar besaß Hessen diesen Anteil als mainzisches Pfand, da er aber nie abgelöst wurde, ist Hessen seit 1429 als alleiniger Besitzer der Burg anzusehen. 1430 ist erstmals ein hessischer Vogt auf der Sababurg nachweisbar.

Abgang:

Die Sababurg verfiel seit Beginn des 19. Jahrhundert. Kurfürst Wilhelm II. von Hessen-Kassel ließ drei Schlossflügel abbrechen und das Baumaterial nach Hofgeismar transportieren, um das Kurbad Gesundbrunnen auszubauen. 1886 wurde das Dach des Hauptbaus abgetragen.

Bau und Baugeschichte

Building History:

In der Abrechnung eines Mainzer Amtmanns in Hofgeismars wird zum 19. April 1334 vermerkt: incepta est edificatio castri Zappenborch. Dieses Datum kann also als Baubeginn der Sababurg angesehen werden. 1340 vereinbarten Erzbischof Heinrich von Mainz und Hofgeismar, dass die Stadt „dem Erzbischof zuliebe und sich selbst zum Schutze“ einen Turm auf der Sababurg errichten würde. Als Burkhard von Schöneberg 1386 Pfandherr des mainzischen Burgteils wurde, verpflichtete er sich, 100 Mark Silber an der Sababurg zu verbauen. 1455 wird die Burg als wüst bezeichnet. Seit etwa 1486/87 begann unter Landgraf Wilhelm I. die Nutzung der Burganlage als Gestüt, unter Wilhelm II. wurde der Ausbau fortgesetzt und es entstand um 1491 ein neues Herrenhaus, das auch als Jagdhaus diente. Wilhelm II. von Hessen ließ 1508 noch die mit der Anlage eines größeren Jagdschlosses beginnen, dessen Bau unter Philipp dem Großmütigen bis 1521/22 abgeschlossen wurde. Die Schlossgebäude wurden 1578/79 unter Wilhelm IV. von Hessen erneuert, 1582 entstand das Amtsgebäude. Während des 30jähirgen Krieges verwüsteten kaiserliche Truppen Mitte der 1620er die Sababurg, die Schäden wurden jedoch schnell behoben. Nach Kriegsende 1648 lag die Burg wiederum zesrtort und wurde in den 1650er Jahren instand gesetzt. Landgraf Karl ließ 1701 einen neuen Schlossflügel errichten. Im 7jähirgen Krieg hielten französische Truppen die Burg 1758 besetzt, 1765 wurden die Kriegsschäden beseitigt. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts verfielen die Burggebäude. Im Kanzleigbäude wurden Ende der 1950er Jahre Hotel und Gaststätte eingerichtet.

Baubeschreibung:

Der als Ruine erhaltene dreistöckige Hauptbau der Sababurg besitzt zwei runde Ecktürme an der nördlichen und der westlichen Ecke sowie einen Treppenturm an der Südecke. An den westlichen Eckturm schliesst sich nach Westen hin das Kanzleigebäude an. Die abgebrochenen Schlossflügel, die halbkreisförmig um die Ostfront des Hauptbaus lagen, besaßen ein steinernes Untergeschoss sowie zwei Fachwerkobergeschosse und waren niedriger, als der Haupttrakt. Westlich schloss sich die Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden und Beamtenwohnungen an.

Erhaltungszustand:

Erhalten haben sich die Außenmauern des steinernen Hauptbaus aus dem frühen 16. Jahrhundert mit zwei Ecktürmen und einem Treppenturm. Das Kanzleigebäude von 1582 dient heute als Hotel und Gaststätte. Darüber hinaus haben sich einige Mauerreste erhalten.

Denkmaltopographie:

„Geschichtliche und bauliche Entwicklung: Der ursprünglich „Zappenburg“ genannte Stützpunkt der Mainzer Erzbischöfe im Reinhardswald wurde im Jahre 1300 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. 1334 wurde die Zappenburg ausgebaut. Finanziert wurde der Bau vermutlich mit Einnahmen aus der Wallfahrt in Gottsbüren. Die angrenzenden Potentaten, die hessischen Landgrafen, das Bistum Paderborn und das Herzogtum Braunschweig empfanden dies als einen Affront gegen sich. Es kam 1346 zu Auseinandersetzungen, die damit endeten, daß das unterlegene Mainz eine Hälfte der Burg an Hessen übergab und die andere Hälfte an Paderborn verpfändete. Nachdem dann ein Teil für kurze Zeit im Schöneberger Besitz gewesen war, erwarb Landgraf Ludwig I diesen Teil 1429 von den Erben der Schöneberger zurück. Die zweite Hälfte gelangte nach dem Ende der Mainzer Stiftsfehde 1462 ebenfalls an Hessen. Unter Wilhelm I wurde seit 1490 die „Zapfenburg“ zu einem Jagdschloß mit Gestüt ausgebaut. Nach einer längeren Unterbrechung der Bautätigkeit vollendete Philipp der Großmütige 1519 die Anlage, zu der auch die heutige Ruine des Hauptbaus gehörte. 1571 ließ der naturwissenschaftlich interessierte Wilhelm IV den Tiergarten anlegen, wofür u. a. Elche, Renntiere und Gemsen nach Nordhessen importiert wurden. Außerdem wurden Teiche und eine Wasserleitung angelegt. Mit der Übertragung des Amtssitzes auf die Sababurg im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts taucht auch der neue Name auf. 1582 erbaute man das Kanzleigebäude neben dem Burgtor, dem jetzigen Hotelbetrieb. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Sababurg besetzt, geplündert und beschädigt. Unter Landgraf Karl wurde das berühmt gewordene landgräfliche Gestüt 1724 nach Beberbeck verlegt. Unter ihm entstand als letzte Erweiterung der Anlage 1701 ein neuer Flügel. Dieser wurde schon nach 1826 zusammen mit anderen Fachwerkgebäuden des Burghofs wieder abgebrochen. 1886 wurde dem funktionslos gewordenen gotischen Herrenhaus das Dach abgenommen. Seit 1961 besteht in der Sababurg ein Hotel und Restaurant. 1976 wurde es durch einen modernen Anbau erweitert.

Gesamtanlage Sababurg: Die Sababurg wurde von den Erzbischöfen von Mainz gegründet. Unter den hessischen Landgrafen erfolgte im 16. Jh. der Ausbau zum repräsentativen Jagdschloß. Gleichzeitig wurde unterhalb der Burg der in jüngster Zeit wieder reaktivierte Tierpark angelegt. Die im Reinhardswald idyllisch gelegene Burg mit dem Vorwerk, Mauern und Graben und der zugehörigen kleinen Arbeitersiedlung im nördlichen Vorfeld und dem zugehörigen ummauerten Tierpark ist aus künstlerischen und geschichtlichen Gründen eine Gesamtanlage nach § 2 HDSchG.

Palas: Von der ehemaligen Burganlage sind Teile der Zwingermauer und des Grabens, der Palas mit zwei runden Ecktürmen, das Kanzleigebäude und Fragmente der Toranlage erhalten. Der nach 1508 entstandene Palas ist ein zweigeschossigen rechteckiger Steinbau von noch wehrhaftem Charakter. Erhalten sind nur noch die Außenmauern mit den Giebeln und den mächtigen Ecktürmen sowie an der Südostecke ein polygonaler Treppenturm. Teilweise unterkellert. Der Kellerraum mit quadratischem Grundriß, mit kräftigem Mittelpfeiler und Kreuztonnengewölbe. Davon abzweigender tonnengewölbter Schacht. Gewölbter Kellerhals. Hohe Kreuzstockfenster und kleinere Rechteckfenster in tiefen Nischen, z. T. axiale Anordnung. In der Mittelachse eine Reihe Rundpfeiler erhalten für den ehemaligen Längsunterzug. Großer Frührenaissancekamin. Im Nordgiebel breiter Abtritt auf Konsolsteinen. Die Türme mit schiefergedeckten Welschen Hauben.

Kanzleigebäude: Das 1582 angebaute Kanzleigebäude mit rechteckigem Gefangnisturm über Eck gestellt. Schmaler, zweigeschossiger Massivbau mit Satteldach, an der östlichen Schmalseite quadratischer Treppenturm, breite, rundbogige Toreinfahrt. 1961 Innenausbau. 1976 Anbau eines zweigeschossigen Gaststättentraktes im Süden.

Burgtor: Das Burgtor im Nordwesten, geschützt von runden Flankentürmen. Zweibogige Brücke über dem Graben. Das rundbogige Haupttor mit Renaissanceelementen, daneben Pforte. Künstlerische, geschichtliche und wissenschaftliche Bedeutung als Rest des landgräflichen Jagdschlosses im Reinhardswald aus dem 16. Jh.“

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Gipfelburg

Rechtstyp:

Pfandburg

Funktionstyp:

Jagdschloss; Amtssitz

References

Sources:

Bibliography:

EBIDAT:

Sababurg

Citation
„Sababurg, Gemeinde Hofgeismar“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/bg/id/7520> (Stand: 21.7.2022)