Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Castles, Palaces, Manor Houses

Schloss Heydau

191 m über NN
Gemarkung Altmorschen, Gemeinde Morschen, Schwalm-Eder-Kreis
Basic Data | History | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | References | Citation | Indices

Die Schlossanlage liegt rund 500 m südlich der Ortsmitte von Altmorschen, unweit des rechten Ufers der Fulda. Im Anschluss an die Reformation wurde das Kloster Heydau im Auftrag Landgraf Philipps I. ab 1527 in ein schlossartiges Jagdhaus umgewandelt. Insbesondere Landgraf Moritz von Hessen-Kassel ließ von 1616 bis 1619 umfangreiche Baumaßnahmen an dem kleinen Schlossbau durchführen. Von 1830 bis zu seiner Auflösung 1938/1940 war Heydau dann kurhessische Staatsdomäne. Bei dem Schloss handelt es sich um einen Komplex von drei jeweils zweigeschossigen Gebäuden, die sich zusammen mit der ehemaligen Klosterkirche um einen rechteckigen Hof, den früheren Kreuzgang, gruppieren. Schlossbau, Klosterkirche, Landschaftspark und Wirtschaftsgebäude sind erhalten.

Basic Data

Historical Names:

Settlement Type:

Schloss

Naming:

Localization:

15 km ostnordöstlich von Homberg (Efze) gelegen

Location:

Die Schlossanlage liegt rund 500 m südlich der Ortsmitte von Altmorschen (angeschlossene Bebauung).

History

Earliest Reference:

1616

Time Span:

–Ende 19. Jahrhundert

Besitzgeschichte:

Um 1235 besaß Hermann von Treffurt die Kapelle Heydau als Lehen des Klosters Fulda.

Spätestens 1235 befreite er sie vom Pfarrverband mit Altmorschen und stiftete hier das Zisterzienserinnenkloster Heydau (s. ZHG 9, S. 187-190). Im 16. Jahrhundert baute Landgraf Philipp von Hessen das Kloster zu einem Jagdhaus um (s. Landau, Jagd und Falknerei, s. 199). 1612 schenkte Landgraf Moritz das Gut seiner zweiten Gemahlin, der Langräfin Juliane. Im Jahr 1668 verkaufte es Landgraf Ernst von Hessen-Rheinfels-Rotenburg an Landgräfin Hedwig Sophie, die Gemahlin Landgraf Wilhelms VI. vom Hessen-Kassel. 1685 erwarb es deren Sohn, Landgraf Karl. Im Jahr 1830 wurde die Schlossanlage Heydau dann kurhessische Staatsdomäne und blieb dies bis zu ihrer Auflösung in den Jahren 1938/1940. Ab dem Jahr 1940 wurden in den ehemaligen Gebäuden des Klosters und der Domäne polnische und französische Kriegsgefangene untergebracht.

Bau und Baugeschichte

Building History:

Im Anschluss an die 1527 in der Landgrafschaft Hessen eingeführte Reformation wurde das Kloster säkularisiert und zuerst in ein Vorwerk, dann in ein landgräfliches Jagdschloss umgewandelt. Zwischen 1616 und 1619 ließ Landgraf Moritz von Hessen-Kassel hier unter Bauleitung des Obristen Heinrich von Siegroth umfangreiche Baumaßnahmen durchführen. Im Jahr 1685 wurden auf Geheiß Landgraf Karls von Hessen-Kassel neuerlich Umbauten ausgeführt, in deren Rahmen Hofbaumeister Johann Conrad Giesler die Orangerie, deren Gestaltung dem Architekten Paul du Ry zugeschrieben wird, errichtete. Im Zuge der Umwandlung zum Jagdschloss wurde das ehemaligen Refektorium im Südflügel als sog. Rittersaal genutzt, die noch aus der Klosterzeit stammende Küche im Südflügel wurde wahrscheinlich beibehalten. Im Ost- und Westflügel waren Wirtschaftsräume, so die Kellerei und die Konditorei im Bereich des ehemaligen Kapitelsaales untergebracht, ebenso wie die Silberkammer. Im Obergeschoss über dem Rittersaal des Erdgeschosses wurde ein Speisesaal untergebracht. Der Speisesaal erhielt eine Holztonne mit einer schon sehr barock wirkenden Himmelsbemalung, weshalb er auch als Engelssaal bezeichnet wurde. Der Engelsaal charakterisiert sich vor allem durch den prachtvollen, mit Beschlagwerk eingefassten Kamin (bez. 1619) und die mit Engeln, Wolken und Blumengebinden verzierte Decke.

Baubeschreibung:

Die Klosteranlage mit der (erhaltenen) Kirche im nördlichen Bereich und die um einen Kreuzgang gruppierten Bauten im Süden sind erhalten geblieben. Die Gebäude sind jedoch im Zuge der Umwandlung in ein Schloss (17. Jahrhundert) umgebaut worden. Alle vormals zum Kloster und heute zur Schlossanlage gehörigen Gebäude sind zweigeschossig. An den Ostflügel schließt sich in nördlicher Richtung ein viergeschossiger rechteckiger Treppenturm an, daran grenzt der zurückversetzte Eingang in den Kreuzgang. Bei den im 18. Jahrhundert durchgeführten Umbauarbeiten erfolgte der Ausbau des Dachgeschosses und die Umgestaltung des Ostflügels. Den Westflügel verlängerte man in südlicher Richtung über den Südflügel hinaus. Er hat einen mittleren rechteckigen Treppenturm von vier Geschossen.

Der Kreuzgang ist tonnengewölbt und mit Stichkappen versehen, sein flachgedecktes Obergeschoss dient als breiter hofseitiger Flur zu den außen gelegenen Räumen. Im Erdgeschoss besitzt er Spitzbogenarkaden zwischen den Strebepfeilern. Das Obergeschoss besteht aus Fachwerk.

Die Umwandlung eines säkularisierten Klosters in ein Schloss im Stile Heydaus ist eher selten. Oftmals wurde ein Nebengebäude des Klosters in ein Schloss umfunktioniert und die Klausur entweder landwirtschaftlichen Zwecken zugeführt oder man ließ sie verfallen.

Erhaltungszustand:

Im Zeitraum von 1985 bis 2001 wurde wurde das ehemalige Kloster in einem Modellprojekt der hessischen Landesdenkmalpflege umfangreichen Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen unterzogen.

Grabungen und Funde:

Der Kreuzgang wurde auf Nord-, Süd- und Ostseite um einen Fachwerklaufgang aufgestockt; das Fachwerk über dem westlichen Kreuzgangflügel gehört dem frühen 16. Jh. an. Die regelmäßige Klosteranlage erwies sich als ideal zur Umnutzung als Schloss, auch wenn die Kirche für eine Renaissanceschloss zu groß war.

Burgtyp

Bautyp:

Schloss

Funktionstyp:

Jagdschloss; Domäne

References

Bibliography:

Citation
„Schloss Heydau, Gemeinde Morschen“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/bg/id/15415> (Stand: 17.3.2022)
Indices

Keywords:

  • Renaissanceschlösser