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Location Code
53501403008

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Schloss Romrod

311 m über NN
Gemarkung Romrod, Gemeinde Romrod, Vogelsbergkreis
Basic Data | History | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | References | Citation | Indices

Von einer Holzburg der Herren von Romrod zur Sommerresidenz der Großherzöge von Hessen-Darmstadt spannt sich die Entwicklung von Schloss Romrod. Mitten im Ort liegt im feuchten Zwischenland der Wasserläufe von Antrifft und Ocherbach die ehemalige Wasserburg. Unweit der früheren Burg- und heutigen Schlossanlage Romrod verlief die spätmittelalterliche Fernstraße 'Durch die kurzen Hessen'. Sie war der Stammsitz der Herren von Romrod, nach deren Aussterben die Burg im 14. Jh. an die Landgrafen von Hessen gelangte. Die Gebäude stammen überwiegend aus dem 16. Jahrhundert und sind im Renaissancestil gestaltet. Großherzog Ludwig IV. von Hessen-Darmstadt ließ das Schloss in den Jahren 1879 bis 1885 renovieren und neue Turmhelme aufstocken. Die großherzogliche Familie nutzte Schloss Romrod als Sommerresidenz und Jagdschloss; es gehörte ihnen bis 1939.

Infolge der zwischen 1996 und 2002 ausgeführten umfangreichen Sanierungs- und Grabungsarbeiten ist das Schloss in einem äußerst guten Zustand. Derzeit beherbergt es u. a. den Sitz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und ein Hotel.

Basic Data

Historical Names:

Settlement Type:

Burg; Schloss

Localization:

5 km südwestlich von Alsfeld

Location:

Das Schloss liegt im Altstadtkern von Romrod, Alsfelder Straße 7.

History

Burggeschichte:

Eine erste hölzerne Burganlage wurde dort während des 12. Jahrhunderts im Auftrag des Klosters Fulda durch die später als Herren von Romrod bekannten Niederadligen errichtet. Vermutlich diente diese Burganlage zur Kontrolle der nahen Fernstraße ‚Durch die kurzen Hessen‘.

Die Herren von Romrod waren Gefolgsleute der Landgrafen von Thüringen und unterhielten enge Kontakte zu der Abtei Fulda. Sehr wahrscheinlich wurde die im späten 12. Jh. in Stein ausgebaute hölzerne Niederungsburg 1265 im Zusammenhang mit der Fuldaer Stiftsfehde zerstört. Mitte des 14. Jh. wurde Romrod ein zweites Mal durch den Mainzer Erzbischof zerstört.

Die Familie von Romrod spaltete sich bereits am Ende des 13. Jh. in zwei Linien und 1366 erlosch der zu Romrod ansässige Zweig der Herren von Romrod im Mannesstamm; die Erbin verkaufte die Güter an die Landgrafen von Hessen. Bis 1385 gelangte die Burganlage vollständig in hessischen Besitz und diente im 15. Jahrhundert vor allem als Verwaltungssitz des hessischen Amtmannes für das Amt Romrod. Unter Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Marburg wurde die Burg ab 1551 zu einem Jagdschloss im Renaissancestil ausgebaut; ab 1604 kam es an die Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Im Dreißigjährigen Krieg verfiel es, wurde im 19. Jahrhundert auf Geheiß der Großherzöge von Hessen renoviert und historistisch ausgebaut.

Seit den 1830er Jahren bis 1939 nutzten die Großherzöge von Hessen-Darmstadt Romrod als Sommersitz, dann ginng es in Staatsbesitz über. Bis 1945 waren häufig Prominente des Dritten Reiches mit ihren Jagdgästen im Schloss zu sehen. Mitgliedern der Hitlerjugend diente es zu Wohnzwecken. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs waren Vertriebene und Obdachlose im Schloss untergebracht, die sich hier bis 1970 provisorisch einrichteten. Anschließend stand das Schloss lange Zeit leer. 1996 veräußerte das Land Hessen Schloss Romrod an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die seitdem zahlreiche Maßnahmen zur Restaurierung der Anlage förderte.

Earliest Reference:

2.Hälfte 12. Jahrhundert

Besitzgeschichte:

13. und 14. Jahrhundert Wasserburg im Besitz der von Romrod

um 1350 fällt eine Hälfte der Burg an die Herren von Lissberg, die sie an die von Erfe verpfänden. Die andere Hälfte erwerben die hessischen Landgrafen Heinrich II. und Otto von Hessen.

1385 gelangt auch der Anteil der von Lissberg an die Landgrafen von Hessen

1567 fallen Stadt und Schloss Romrod an Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Marburg, nach dessen kinderlosem Tod 1604 an Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt.

Bau und Baugeschichte

Building History:

Knappe geht davon aus, dass die Wasserburg bereits im 12. Jahrhundert existierte. Im Laufe des ausgehenden 12. und im 13. Jahrhundert ersetzte man die hölzernen Burgbauten nach und nach durch steinerne Gebäude. In diesem Zeitraum wurde wohl auch der im 14. Jahrhundert zerstörte romanische Bergfried im Zentrum des heutigen Schlosshofes erbaut. Von 1220 bis 1240 und im Anschluss an die Fuldaer Stifstfehde 1265 fanden an der Burg Ausbauarbeiten statt, die vor allem repräsentativen Zwecken dienten. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgten weitere Umbauarbeiten an der Burg, die u. a. durch einen Brand (um 1350) verursacht wurden. 1579/89 und von 1586 bis 1588 wurde die Burganlage im Auftrag Landgraf Ludwigs IV. von Hessen-Marburg durch den Hofbaumeister Ebert Baldwein in eine Schlossanlage der Renaissance umgewandelt. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) und des sog. Hessenkrieges (1645-1648) verfiel der Schlossbau allmählich. Erste Renovierungsarbeiten wurden dann auf Geheiß der Landgrafen von Hessen-Darmstadt im 18. Jahrhundert ausgeführt. Großherzog Ludwig II. von Hessen ließ das Schloss um 1830 schließlich historistisch-romantisch umbauen. Im Zuge dessen wurden die Wassergräben eingeebnet und darüber ein kleiner Park gestaltet. Im Auftrag Großherzog Ludwigs IV. von Hessen fanden unter Leitung des Münchner Architekten G. von Seidl von 1878 bis 1885 umfangreiche Renovierungs- und Ausbauarbeiten im historistischen Stil an Schloss Romrod statt.

Baubeschreibung:

Die stattlichen Einzelbauten des Schlosskomplexes gruppieren sich um einen rechteckigen Innenhof, ihre Außenmauern bilden die Ringmauer der Anlage. Von der ursprünglichen Burg sind Teile der Ringmauer erhalten und die Wand eines Burghauses mit kleinen gotischen Fenstern und Buckel-Eckquadern.

Bei der Burg des 12. Jahrhunderts handelte es sich wahrscheinlich um eine aus Holz bestehende Anlage, die von einem kreisförmigen Wall umgeben war. An der nordöstlichen Ecke der Ringmauer befindet sich mit der Außenmauer eines Wohnturms (um 1220) das älteste erhaltene Bauteil der Burg. Zugang zum Schlosshof erhält man über das in den nordwestlichen Abschnitt der Ringmauer eingefügte Tor. Im Südosten der Schlossanlage steht ein stattlicher Wohnturm in gotischem Stil mit abgerundeten Ecken (sog. Kanzleibau), der um 1880 einen mit Schiefer gedeckten Helm samt vier Ecktürmchen erhielt. Westlich des Kanzleibaus liegt der um 1358 aus dem Palas des 13. Jahrhunderts hervorgegangene viergeschossige Herrenbau mit Mansardgiebeldach. Die zum Schlosshof gerichtete Fassade des Herrenbaus wurde im Rahmen des 1578/79 durchgeführten Umbaus fast ganz erneuert und erhielt an der nördlichen Giebelseite einen polygonalen Treppenturm. Zwischen 1878 und 1885 erfolgte die Aufstockung des Herrenbaus sowie des Treppenturms in historistischem Stil. Der sog. Pfortenbau, ein zweigeschossiges Gebäude in Massivbauweise mit renaissancezeitlichen Fenstern, befindet sich zwischen Herrenbau und Tor. An der nördlichen Innenseite der Ringmauer steht der sog. Küchenbau, ein dreigeschossiger Massivbau des späten 15. Jahrhunderts, der 1578 über die Höhe der Schlossmauer hinaus ausgebaut wurde. An seiner Westseite ist dem Küchenbau ein sechsgeschossiger Treppenturm vorgelagert. Das Dachgeschoss des Küchenbaus stammt aus dem Jahr 1729.

Erhaltungszustand:

Bei Ausgrabungsarbeiten im Schlosshof (1996-2002) wurden die Reste der Burg des 12. Jahrhunderts freigelegt. Die Schlossanlage des 16. Jahrhunderts mit Um- und Ausbauten des 19. Jahrhunderts ist infolge der zwischen 1996 und 2002 erfolgten Sanierung weitgehend erhalten.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Schloss Romrod

Burgtyp

Bautyp:

Wasserburg

Funktionstyp:

Landesburg

References

Bibliography:

EBIDAT:

Schloss Romrod

Citation
„Schloss Romrod, Gemeinde Romrod“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/bg/id/14661> (Stand: 12.3.2024)