Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Castles, Palaces, Manor Houses

Burg Mellnau

347 m über NN
Gemarkung Mellnau, Gemeinde Wetter (Hessen), Landkreis Marburg-Biedenkopf
Basic Data | History | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | References | Citation | Indices

Burg Mellnau liegt oberhalb des gleichnamigen Ortes auf einem Bergkegel. Die 1263 erwähnte Anlage wurde von den Erzbischöfen von Mainz errichtet und diente ihnen als lokaler Verwaltungssitz. Der markante Bergfried war von ringförmig angeordneten Gebäuden umgeben. Die Burganlage wurde bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts genutzt, verfiel dann aber vor allem im 18. und 19. Jahrhundert. Erhalten sind der Bergfried und Teile der Gräben.

Basic Data

Historical Names:

Settlement Type:

Burg

Naming:

Localization:

14 km nordnordwestlich von Marburg gelegen

Location:

Die Burganlage liegt 3,5 km nordöstlich von Wetter auf einem 347 m hohen Bergkegel am Südwestrand des Burgwaldes.

History

Burggeschichte:

Burg Mellnau wurde vermutlich um 1250 von Siegfried III. von Eppstein, Erzbischof von Mainz, zum Schutze der mainzischen Hoheitsrechte, insbesondere des Stiftes Wetter, gegen die Landgrafen von Hessen erbaut. Offenbar während des Konfliktes zwischen König Albrecht I. und dem Mainzer Erzbischof Gerhard II. von Eppstein im sog. Rheinischen Zollkrieg eroberte Graf Ulrich I. von Hanau als Parteigänger Albrechts die Burg. In den landgräflich-mainzischen Auseinandersetzungen des 13./14. Jahrhundert hatte die Burg eine wichtige strategische Bedeutung. 1381 wurde sie im Rahmen des Sternerkrieges von Guntram von Hatzfeld erfolgreich gegen die Truppen Landgraf Hermanns II. verteidigt. Bis 1464 war die Burg Mellnau Sitz des mainzischen Amtmannes des landgräflich-mainzischen Amtes Wetter. Als letzte landgräfliche Amtmänner wohnten die von Fleckenbühl genannt Bürgeln Ende des 15./ Anfang des 16. Jahrhundert auf Burg Mellnau.

Earliest Reference:

1263

Besitzgeschichte:

Burg Mellnau befindet sich von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts im Besitz der Erzbischöfe von Mainz, die sie mit Burgmannen besetzten. 1265 ist der Ritter Mengoz Knibe Burgmann auf Burg Mellnau, 1381 Guntram von Hatzfeld. Mehrfach wird die Burg verpfändet, so etwa im Jahr 1327 an Konrad von Elkershausen. 1342 löst Erzbischof Heinrich III. von Virneburg die Burg wieder ein. Schon 1347 wurde jedoch wieder an die Ritter von Lissberg verpfändet. Nach dem Ende der Mainzer Stiftsfehde 1462 wird Burg Mellnau an Hessen verpfändet, 1464 erfolgt schließlich auch der Verkauf. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts tragen die Milchling von Schönstadt die Burg als hessisches Lehen. Durch die im 19. Jahrhundert vollzogene Allodifikation von Lehen gelangt die Burgruine 1837 in das Privateigentum der Milchling von Schönstadt. Seit 1957 wird sie vom örtlichen Heimatverein gepachtet.

Role:

Die Burg war von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts Sitz der Amtmänner des mainzischen Amtes Wetter, bis Anfang des 16. Jahrhunderts der des hessischen Amtes Wetter.

Abgang:

Nachdem 1464 auch der mainzische Teil des Amtes Wetter an Hessen gefallen war, büßte die Burganlage ihre strategische Bedeutung ein, sodass die Landgrafen sie nicht mehr mit Burgmannen besetzten. Die letzten auf der Burg wohnhaften hessischen Amtmänner sind für das Jahr 1510 bezeugt. Infolge der Friedensbedingungen des Schmalkaldischen Krieges, aus dem die Landgrafschaft Hessen als einer der Verlierer hervorging, wurde die Burg Mellnau 1547 geschleift, ihre Reste verfielen allmählich.

Bau und Baugeschichte

Building History:

Zum Schutz der mainzischen Hoheitsrechte, insbesondere des Stiftes Wetter, wurde die Burganlage um 1250 vom Mainzer Erzbischof Siegfried III. von Eppstein gegen die landgräflichen Städte und Burgen Marburg und Frankenberg erbaut. Nachdem der obere Teil des Bergfrieds 1301/02 bei der Eroberung der Burg durch Ulrich I. von Hanau beschädigt wurde, befand er sich 1316 vermutlich im Wiederaufbau und wurde erst um das Jahr 1329/31 fertiggestellt. Vermutlich im Verlauf des 14. Jahrhunderts wurden Teile der Umfassungsmauer einer Erneuerung im gotischen Stil unterzogen. Das Haupttor lag ursprünglich im Norden an der Angriffsseite, wurde allerdings im 14. Jahrhundert nach Süden an den sturmfreien Hang verlegt. Nach ihrer Schleifung 1547 wurde der Baubestand durch Wiederverwendung der Steine im Ort stark reduziert. 1958, 1961 und 1996 wurden Grundmauern frei gelegt und stabilisiert.

Baubeschreibung:

Burg Mellnau ist eine annähernd ovale Anlage (46 m Länge, 30 m Breite), deren Ringmauer größtenteils noch erhalten ist und im nördlichen Abschnitt als Schildmauer ausgeführt wurde. Reste eines vorgelagerten Grabens befinden sich im Norden und Westen. Über der Torgasse im Norden liegen die Reste der gotischen Burgkapelle. Daneben erhebt sich der noch teilweise erhaltene, freistehende Bergfried auf rundem Grundriss in Füllmauertechnik samt Quaderverblendung mit einem Durchmesser von 9,5 m und einer Mauerdicke von bis zu 2 m im Innenbereich der Burg. Vom Bergfried zur Hälfte überbaut wurde ein Brunnen. Neben dem Bergfried finden sich am nördliche Abschnitt der Umfassungsmauer die Reste des ursprünglichen Burgportals mit spätromanischen Kämpfern. Davor steht ein spitzbogiges Burgtor späterer Zeitstellung. Entlang der Süd- und Nord-Mauer befanden sich ehemals Gebäude, deren Kellergewölbe und Mauerwerk noch in Resten erhalten sind.

Erhaltungszustand:

Bis heute erhalten sind Reste der Ringmauer und des ihr vorgelagerten Grabens. Ferner existieren Teile der gotischen Burgkapelle, Mauerreste von Gebäuden entlang der Nord- und der Süd-Mauer sowie die Ruine des Bergfrieds mit hochliegendem Eingang und ehemals gewölbte Kellerräume. Die Mauerreste wurden 1963 fixiert.

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Gipfelburg

Rechtstyp:

Pfandburg; Lehnsburg; Amtssitz

References

Bibliography:

EBIDAT:

Burg Mellnau

Citation
„Burg Mellnau, Gemeinde Wetter (Hessen)“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/bg/id/14640> (Stand: 1.2.2022)