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Hessian Biography

Portrait

Gräfin von Schaumburg, Gertrude Fürstin von Hanau und zu Horzowitz
(1803–1882)

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Hanau und zu Horzowitz, Gräfin von Schaumburg, Gertrude Fürstin von [ID = 4517]

* 18.5.1803 Bonn, † 9.7.1882 Prag, Begräbnisort: Kassel Hauptfriedhof, katholisch; evangelisch
Biographical Text

Die Bonner Weinhändlerstochter Gertrude geborene Falkenstein ließ sich 1828 von dem preußischen Premierleutnant Lehmann scheiden, um den hessischen Kurprinzen Friedrich Wilhelm zu heiraten. Die nach dem Ehering wohl schon am 15. November 1828 geschlossene morganatische Ehe musste, da die Scheidung kirchlich erst nach dem Übertritt der Katholikin zum reformierten Glauben gültig wurde, 1831 noch einmal wiederholt werden, um die beiden inzwischen geborenen Kinder zu legitimieren. Nach der offiziellen Ernennung zum Mitregenten erhob der Kurprinz seine Frau am 10. Oktober 1831 zur Gräfin von Schaumburg und verlieh ihr und allen Nachkommen am 2. Juni 1853 den Titel „Fürst/in bzw. Prinz/essin von Hanau“, eine Standeserhebung, die vom österreichischen Kaiser 1855 mit dem Zusatz „und zu Horzowitz“ bestätigt wurde. Die beiden bei der Mutter verbliebenen Lehmann-Söhne aus Gertrudes erster Ehe wurden 1835 unter dem Namen „von Hertingshausen“ nobilitiert, der schon 1837 durch „von Scholley“ ersetzt wurde. Sohn Otto (1823–1907) wurde später österreichischer Feldmarschall, der jüngere Eduard (1827–1896) preußischer Rittmeister.

Die morganatische Familie lebte in Kassel in dem nach der Mätresse des Vaters genannten „Palais Reichenbach“, das später „Kleines Palais“ oder auch „Palais Hanau“ hieß. Infolge der nicht standesgemäßen Ehe mit einer zudem geschiedenen Frau wurde der Kasseler Hof in den Folgejahrzehnten nicht nur von den fürstlichen Standesgenossen, sondern auch vom Adel des Landes weitgehend boykottiert. Die von ihrer Rolle als Frau des Landesherrn überforderte Gertrude kompensierte ihre Unsicherheit durch Arroganz und herrschaftliches Gehabe. Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor, die ihre Eltern bis auf zwei in den 1870er Jahren verstorbene Töchter sämtlich überlebten. Nach der preußischen Annexion des Kurfürstentums 1866 lebte Gertrude mit dem Ex-Kurfürsten auf dessen böhmischen Gütern, in Horzowitz und im Stadtpalais in Prag, wo sie 1882 gestorben ist.

Andrea Pühringer

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 167 f.)


Bibliography