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Hessian Biography

Portrait

August Carl Bernhard Freiherr Schüler von Senden
(1752–1833)

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Schüler von Senden, August Carl Bernhard Freiherr [ID = 2426]

* 14.1.1752 Schöppenstedt, † 29.8.1833 Radschütz, evangelisch
Jurist, Gesandter
Biographical Text

Der Großvater Carl Schüler von Sendens war der Pfarrer in Harpstedt Johann Schüler († 14. Juli 1719).1 Carl Schüler von Sendens Vater wurde Land-Kommissar und Gerichtsschultheiß in Schöppenstedt. Er hatte sich mit der Hinzufügung des Namens einer Ahnenfamilie mütterlicherseits den Namen „Schüler gen. von Senden“ gegeben. Mit diesem wohlklingenden Namen avancierte der Sohn nach dem Studium der Rechte in Göttingen zum Hofgerichtsassessor in Braunschweig und erhielt 1784 die Assessorenstelle des Niedersächsischen Kreises beim Reichskammergericht in Wetzlar. Für diesen Posten ließ er sich und seinem Bruder Johann Friedrich Ernst, Fähnrich im Regiment Waldeck bei den Vereinigten Niederlanden, unter dem 2. November 1784 mit dem Namen „Schüler gen. von Sehnden“ den Adelsstand „erneuern“.2 Bos du Thil berichtet die „Fama“ von seiner Abstammung: „Fama erzählt, er sei ein natürlicher Sohn des Prinzen Ferdinand von Braunschweig, Oheims des bei Jena verwundeten Herzogs.“3

Schon in dieser Wetzlarer Zeit liebte er die Jagd im Sauerland, in den Wäldern um Lasphe und Berleburg.

Kurz vor dem Ende des Alten Reiches bewarb er sich auf die Stelle eines Gesandten Darmstadts in Berlin und wurde auch 1803 entsandt. Ute Germann zitiert aus einem Bericht Schülers an das Darmstädter Außenministerium4: „Mit dem Hinweis auf die hohen Preise in Berlin und dem Zwang der standesgemäßen Repräsentation kämpfte er [Sch.v.S.] um eine höhere Besoldung und Pension, als er sie in seiner bisherigen Position am Reichskammergericht in Wetzlar erhalten hatte.“ Der Premierminister Barkhaus von Wiesenhütten hatte Schüler als ‚einen schlauen, gewandten Geschäftsmann’ empfohlen.5 Nach dem Untergang Preußens wurde Schüler von Senden 1806 Vizepräsident des Oberappellationsgerichts in Darmstadt und nach dem Tod des Präsidenten August Schenck (1743–1806) dessen Nachfolger. Bos du Thil charakterisierte Schüler auf diesem Posten (S. 243): „Er war ein tüchtiger Rechtsgelehrter, für jenen Platz geeignet, den er jedoch nur in der Überzeugung annahm, daß es einem Manne wie er nicht fehlen könne, hier Minister zu werden. Erst als er nach einigen Jahren zur Überzeugung gelangte, daß ihm das bei [Großherzog] Ludwig I. nie gelingen werde, bewarb er sich [erneut] um den Gesandtschaftsposten in Berlin, der ihm dadurch besonders wert war, daß er inmittelst preußischer Untertan geworden war, indem seiner Frau zweiter Ehe ein bedeutendes Familiengut in Schlesien zugefallen war.“ 1815 erhielt er erneut die Stelle des Hessen-Darmstädtischen Gesandten in Berlin, die er bis zu seinem Tod 1833 ausfüllte. 1827 hat ihn der Großherzog noch in den Hessischen Freiherrnstand erhoben.6

Bos du Thil urteilte über ihn (S. 612): „Er galt für einen warmen Anhänger Preußens.“ Seine zahllosen Berichte aus Berlin informierten den Großherzog umfänglich, wenn auch die Außenpolitik andere Gewichte setzte. Bos du Thil teilt weiter über Schüler mit (S. 244): „Er war ein guter Ökonom und betrieb die Gesandtschaft auf die Weise, daß er fünf Monate des Jahres in Berlin, die sieben anderen auf seinem Gute verlebte. Er reiste mit Extrapost Tag und Nacht und versicherte mich eines Tages selbst, daß es mit wenig Kosten verbunden sei, indem er einmal von Darmstadt nach Schlesien gelangt sei, ohne etwas anderes zu genießen als Kaffee, den er selbst bereitete. Einst kam es jedoch in Dresden zu einem ernsten Auftritt, als man an einem Hotel vorfuhr, ein Zimmer verlangte und heißes Wasser, um etwas Tee, den man bei sich hatte, anzubrühen und dann weiterzufahren. Die Frau war eine geborene Vitzthum, aus einer alten, angesehenen Familie in Schlesien [recte: Sachsen], wirklich schön, rührig und etwas intrigant. Sie begleitete gewöhnlich ihren Mann nach Berleburg und Lasphe [zur Jagd] und war daher dort befreundet.“

Schüler schloss eine erste Ehe in den gleichen bürgerlichen Kreisen, denen er selbst entstammte, in Braunschweig, indem er 1782 seine Cousine Wilhelmine Charlotte Johanne Spies heiratete. Sie war Enkelin, Schülers Mutter die Tochter des Johann Carl Spieß, eines Professors der Medizin in Helmstedt und Leibarztes der Stolberger Grafen in Wernigerode. Nach dem Tod der ersten Frau 1791 in Wetzlar ehelichte er sechs Jahre später die Erbin eines größeren Gutes aus alter sächsischer Adelsfamilie, Margarete Beate Henriette Freiin Vitzthum von Eckstädt. Diese brachte ihm auch im Konnubium die Anerkennung durch den Adel und schuf damit die Vorraussetzung eines entsprechenden Netzwerkes Schülers am preußischen Hof in Berlin.

Sein Bruder Johann Friedrich Ernst (* Schöppenstedt 29. November 1753, † Braunau, Kreis Löwenberg, 11. Februar 1827) machte in der preußischen Armee eine Karriere bis zum General der Infanterie (9. Januar 1809 Generalmajor, 31. Mai 1815 Wirklicher Generalleutnant, 13. Juni 1825 als General der Infanterie Ruhestand).7 Die Nachkommen beider waren bestrebt, den Aufstieg in den Adel durch weitere Ehen mit Erbtöchtern preußischer Adelsfamilien fortzusetzen.

Lupold von Lehsten


  1. Philipp Meyer, Die Pastoren der Landeskirchen Hannovers und Schaumburg-Lippes seit der Reformation, Göttingen 1941, S. 463.
  2. K. F. von Frank, Standeserhebungen und Gnadenakte, Senftenegg 1973, Bd. 4, S. 277.
  3. Carl du Bos Freiherr du Thil, Denkwürdigkeiten, hrsg. von H. Ullmann, Darmstadt 1921, S. 243.
  4. Ute Germann, Die Entschädigungsverhandlungen Hessen-Darmstadts in den Jahren 1798–1815. Diplomatie im Zeichen des revolutionären Umbruchs, Darmstadt 1998, S. 35.
  5. Zit. nach U. Germann, a.a.O., 202.
  6. M. Gritzner, Standes-Erhebungen und Gnaden-Acte, Görlitz 1880, S. 520 f. In diesem Jahr erteilte der Großherzog dem Geheimen Staatsrat August Konrad und dem Hofgerichtspräsidenten Franz Joseph Arens den Freiherrnstand.
  7. Vgl. Kurt v. Priesdorff, Soldatisches Führertum, Bd. 5, S. 332-334.

Bibliography
  • Friedrich Freiherr von Senden, Geschichte der Freiherrn von Senden und Freiherrn Schuler von Senden, Birkenwerder 2009, bes. S. 104 ff.
  • Ute Germann, Die Entschädigungsverhandlungen Hessen-Darmstadts in den Jahren 1798-1815. Diplomatie im Zeichen des revolutionären Umbruchs, Darmstadt 1998
  • Karl Wilhelm Heinrich Freiherr du Bos du Thil, Denkwürdigkeiten aus dem Dienstleben des Hessen-Darmstädtischen Staatsministers Freiherrn du Thil 1803-1848, hrsg. von Heinrich Ulmann, Stuttgart/Berlin 1921