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Hessian Biography

Kroencke, Claus [ID = 1530]

* 29.3.1771 Kirchosten Niedersachen, † 5.11.1843 Darmstadt, evangelisch
Prof. Dr. phil. – Ingenieur, Professor, Abgeordneter
Biographical Text

Claus Kroencke war das sechste Kind seiner Eltern. Als die Mutter starb, war er 13 Jahre alt und beim Tod des Vaters 15 Jahre. Dennoch gelang es ihm, 1794 das Studium der Mathematik an der Handelsakademie in Hamburg bei Prof. Dr. Johann Georg Büsch (1728–1800) aufzunehmen und an der Universität Göttingen fortzusetzen. Für umfassende Studien zum niederländischen Wasserbau nutzte er die Karten und Werke der herzoglichen Bibliothek in Gotha, wo er den Wasserbauingenieur Carl Friedrich Wiebeking (1762–1842) traf. Im Herbst 1796 wurde er zusammen mit Carl Friedrich Wiebeking bei der Rheinbauinspektion in Darmstadt angestellt. Zunächst wurde Kroencke im Juni 1798 zum Chaussee-Inspektor und Wasserbaumeister in Gießen ernannt. Hier heiratete Kroencke in darmstädter Beamtenfamilien. Zum 16.2.1801 wurde Kroencke zum außerordentlichen Professor der Philosophie an der Universität Gießen berufen. Er las Civilbaukunst, Wasserbaukunst, Straßenbaukunst, Rechnungswesen, Mühlenbaukunst, Brückenbaukunst, Maschinenlehre und andere Teile der reinen und angewandten Mathematik. Da Wiebeking 1802 nach Österreich ging, wurde Kroencke sein Nachfolger als Steuerrat und Rheinbauinspektor (24. Mai). Seit dem 13. Oktober 1803 war er auch Mitglied der Rentkammer, der nachherigen Hofkammer und der Gesetzgebungs-Kommission.

Bis zu seinem Ruhestand 1838 widmete er sich vor allem der Melioration weiter Gebiete im Ried, die durch die Mediatisierung kleinerer Herrschaften 1803 möglich geworden war. Er schuf ein weit verzweigtes Kanal- und Dammsystem zur Riedentwässerung. In Zusammenarbeit mit dem Großherzoglich Badischen Oberbaudirektor Johann Gottfried Tulla gelang 1828–1829 der Rheindurchstich am Geyer. Durch das Trockenlegen der Sümpfe ging auch die Schnackenplage und die Verbreitung ansteckender Krankheiten zurück.

Kroencke war auch an der Reform des Steuerwesens, der Abschaffung der Leibeigenschaft, des Frondienstes, des Zehnten und der Grundrenten im Großherzogtum Hessen maßgeblich beteiligt.

Im Auftrag der Gemeinde Klein-Rohrheim errichtete der Darmstädter Hofbildhauer Johann Joseph Scholl 1836, also schon zu Lebzeiten Kroenckes, einen quadratischen Gedenkstein zwischen Groß- und Klein-Rohrheim zwischen Bahnlinie und Straße vor der Brücke. Auf drei Seiten des Podestes werden Inschriften angebracht, auf der vierten Seite der Rheindurchstich am Kühkopf dargestellt.

Lupold von Lehsten


Bibliography