Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

The Book of Field Names of South Hessen

Roll

Commentary
Den Namen liegen unterschiedliche Benennungsmotive zu Grunde. Viele (vor allem die Simplizia) sind zu Roll ‚Geröll‘ zu stellen und verweisen auf steile Stellen mit Steingeröll. In den zusammengesetzten Namen dagegen kann es sich beim BT Roll- zum Teil um kontrahierte Formen von Rodel (vgl. Rod ) handeln (so vermutlich in Pfungstadt1), zum Teil wurden wohl auch Namen wie *Rodlach, *Rodländer zu Rollach, Rolländer assimiliert. Daneben treten zahlreiche Namenkomposita mit Sonderbedeutungen auf. Rollwege wurden von Rollern (Fuhrleuten) auf schweren Fuhrwerken (Rollwagen) befahren. Rollholz (Münster) ist ein anderer Name der Hain- oder Weißbuche (Carpinus betulus) (vgl. Klein-Gumpen). In der Maurersprache hat Rolle die Bedeutung ‚aus einer Reihe hochkant stehender Backsteine gefügter Mauerabschluss; Steinpflaster in einem Bachlauf‘; hierher könnten die Namen Rollgraben, Rollsbach, vielleicht auch Rollsteg zu stellen sein, wenn sie nicht wie Rollach zu rollen gehören im Sinne von: ‚der rollende Bach‘. Rullfaß (Spachbrücken) ist unklar. Rollfass steht dialektal für ein zur Herstellung von Nadeln verwendetes kleines Fass, aber auch für ein Schimpfwort für einen ausgelassenen oder unsoliden Menschen2. In einzelnen Namen ist der Stammvokal /o/ zu /ɔ/ umgelautet, zu /ɑ/ gesenkt (falls die Belege aus Wolfskehlen hierher gehören) oder zu /u/ gehoben; Rulgen (Weiskirchen) ist wahrscheinlich als Diminutiv *Rullchen aufzufassen.
Bibliography
Lexer 2, 483; Kluge/Seebold 691; DWB 8, 1137 u. 1147 f.; SHessWb 4, 1447 s. u. Rolle; Marzell 1, 851 f.; Dittmaier (1963), S. 249, Zernecke (1991), S. 424, Vielsmeier (1995), S. 404. ⟨für die Seitenangaben sind die im Quellen- und Literaturverzeichnis (PDF) aufgeführten Ausgaben maßgeblich⟩
Networking
Wörterbuchnetz: → Roll
Reference
Cf. Rod · Röll · Rutsche.

1 Hechler (1964), S. 68.
2 DWB 8, 1148.