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Hessen beantragt Finanzhilfen für „Zonenflüchtlinge“ und Zonenrandgebiet, 14. August 1952

Beim Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen beantragt die hessische Landesregierung finanzielle Hilfen für die Versorgung von „Zonenflüchtlingen“. Rund 10,9 Millionen DM sind an Mitteln für Soforthilfsmaßnahmen notwendig. 4,3 Millionen DM sind für die Verbesserung der Infrastruktur in fünf Grenzkreisen angesetzt. Der Neubau von Wohnungen für die 1.925 Flüchtlinge soll über 3 Millionen DM kosten. Bereits drei Wochen zuvor wurden diese Baumaßnahmen eingeleitet und die Gelder vom Finanzministerium hierfür vorgestreckt. Ebenso muss die Energie- und Wasserversorgung in den betroffenen Kreisen erneuert, Feuerlöschgeräte erworben und darüber hinaus müssen für die 150 schulpflichtigen Kinder der Flüchtlinge drei neue Schulklassen eingerichtet werden. Die Ausgaben hierfür werden auf rund 1,1 Millionen DM geschätzt.

Auch in der Landwirtschaft sieht Hessen finanziellen Handlungsbedarf. Im hessisch-thüringischen Grenzgebiet sind von Hessen 150 Hektar Land, die von ihren Besitzern nicht abgeerntet werden könne, übernommen wurden. Rund 450 Hektar Land haben hessische Bauern an Thüringen verloren, da sie jenseits der Landesgrenze liegen. Hessen hat Pachtverträge über die Ländereien abgeschlossen, die sich auf thüringischen Gebiet befinden, um so zum einen den „Zustand an der Zonengrenze nicht [zu] verewigen“ und zum anderen bei einer Normalisierung der Lage [diese Verträge] sofort wieder lösen zu können. Der Reingewinn aus diesen Verträgen wird an ein Sperrkonto abgeführt. Zudem muss Hessen die Landwirtschaft und auch das Handwerk und Gewerbe finanziell unterstützen. An letztere wurden bislang 600.000 DM Wirtschaftsbeihilfen gezahlt, da diese durch die Politik der Sowjetischen Besatzungszone ihre wirtschaftliche Grundlage verloren haben.

Oberregierungsrat Dr. Wilhelmi aus dem hessischen Wirtschaftsministerium erklärt, dass Hessen aus den Bundesmitteln für Sofortmaßnahmen von 36 Millionen DM bislang erst 600.000 DM erhalten habe. Da Hessen die finanzielle Last nicht allein tragen könne, hoffe er, dass die Bundesgelder rasch nach Hessen gelangen werden.
(MB)

Records
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„Hessen beantragt Finanzhilfen für „Zonenflüchtlinge“ und Zonenrandgebiet, 14. August 1952“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/4106> (Stand: 14.8.2022)
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