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Der Nationalsozialist Roland Freisler spricht zum Wahlkampf in Marburg, 1. März 1933

Im Rahmen des Reichstagswahlkampfs spricht der nationalsozialisitische Landtagsabgeordnete und spätere Präsident des Volksgerichtshofs, der Kasseler Rechtsanwalt Dr. Roland Freisler (1893–1945), in den Marburger Stadtsälen zum Thema „Der 5. März der Tag der Abrechnung!“

In seiner Rede attackiert Freisler nach dem Bericht der „Oberhessischen Zeitung“ vom folgenden Tag unter anderem den früheren Reichsinnenminister Dr. Carl Severing (1875–1952; SPD), dem er ebenso wie der ganzen ehemaligen Regierung den Diebstahl von Millionen Reichsmark nachsagt. Man könne dagegen wohl juristisch vorgehen, aber das Gewissen des deutschen Volkes richtet nicht nach Paragraphen, sondern nach dem eigenen völkischen Gewissen. Die Schuldigen würden hinter den Paragraphen hervorgeholt und vom deutschen Gewissen gerichtet werden. Weil das Volk leben wolle und leben müsse, habe man jetzt auch die kommunistische Reichstagsfraktion verhaftet. Auch dabei komme es nicht auf Paragraphen an, sondern darauf, ob derjenige, der die Macht hat, diese Macht im Sinne einer reinen Idee verwertet. ... Die deutsche Revolution [der NSDAP] kennt keine Kompromisse. Herr Severing wird noch bereuen, was er alles in einer Demokratie für zulässig erklärt hat. Er hat dabei nur vergessen, daß man, wenn man etwas vernichten will, nichts Halbes tun darf. Heute wird es ganz besorgt, denn heute regieren keine Demokraten. Die NSDAP hat nie von Objektivität geredet, sie hat gesagt, daß nur die Meinung gilt, die der deutschen Arbeit und dem deutschen Volke dient.

Freislers Rede endet mit den Sätzen: Schluß mit denen, die unsere Frauen und Kinder als Geisel für sie haben wollen, die unsere Führer vergiften wollten! Es muß ausgerottet werden mit Stumpf und Stiel, was ungesund ist. Die Säuberung hat schon begonnen, wer sehen will, kann es sehen. Mit der selben Zähigkeit wird nach dem 5. und 12. März weiter gekämpft werden. Es gibt keine Kompromisse in dem Kampf um den Aufbau des deutschen Volkes ... Die braune Armee weicht keinen Schritt zurück. Hitler bleibt der Kanzler des deutschen Reiches, solange der letzte SA-Mann noch zwei Fäuste hat.
(OV)

Records
Additional Information
  • Bericht der Oberhessischen Zeitung (Marburg) vom 2. März 1933
Recommended Citation
„Der Nationalsozialist Roland Freisler spricht zum Wahlkampf in Marburg, 1. März 1933“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/2567> (Stand: 1.3.2022)
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