Hessian World War I Primary Sources

Contents

↑ von Scotti, Ausmarsch und erste Kriegswochen des 5. Rheinischen Dragoner-Regiments von Manteuffel aus Hofgeismar, 1914

Abschnitt 4: Erste Aufklärungsgefechte in Frankreich

◀ [27-28]
Aufklärungsgefechte. 1. vom 6. bis 13. 8. 14.

Nach kurzfristiger nächtlicher Alarmierung der Regimenter begann hierzu der Vormarsch der 3. K.D. — Drag. Regt. 5 Vorhut — über Leudelingen durch das Industriegebiet von Esch—Deutsch Oth gegen die französische Grenze, die wir südlich dieses Ortes überschreiten, um nunmehr auf französischem Boden weiter südwestlich vorzustoßen.

Das zweitemal wird der Anmarsch einer in dieser Gegend operierenden feindlichen Kavallerie-Division gemeldet und als daraufhin das Regiment in Eskadronskolonne angriffsbereit neben dem Schwesterregiment, Husaren 14¹, mit Lanze und Säbel in der Faust, gedeckt hinter den Höhen von Fillieres, steht, hat manchem erwartungsvoll das Herz geklopft. — Es kam nicht dazu. Von Fillieres geht es weiter westwärts. Patrouillen melden Boismont, 12 km südöstlich Longuyon, von feindlichen Radfahrern und Jägern besetzt. Im Fußgefecht entwickeln sich die Schützen des Regiments neben denen des Husaren-Regiments gegen den östlichen Dorfrand. Die ersten Kugeln pfeifen! Aber ohne Widerstand zu finden besetzen die Schützen das Dorf. Vom Feinde ist nichts zu sehen. Das Regiment bezieht nach Rückkehr der Schützen zu den Pferden in dem nahen Ville au Montois, zum erstenmal auf französischem Boden, Ortsbiwak. In dieser Nacht treffen die von Lt. Frhr. v. Wangenheim nachgebrachten Reservisten des Regiments bei diesem ein.

Am nächsten Morgen (8. 8.) geht es im Divisionsverbande weiter über Vazailles nach Baslieux, wo die Division angriffsbereit lange hält. Ungenaue Meldungen vom Feinde (mit Artillerie und M.G.) auf den Höhen vor uns treffen ein. Jedoch ist kein klares Bild vom Gegner daraus zu gewinnen.

Offizier-Nahpatrouillen gehen in das unübersichtliche Vorgelände. Wir verfolgen mit unseren Gläsern die davongaloppierende Patrouille des Lts. Frhr. v. Wangenheim, und können erkennen, wie diese, aus einem Waldstück stark beschossen, in Verwirrung auseinandergesprengt wird. 3 ledige Pferde sieht man am Horizont verschwinden. Die zurückkommenden 4 Dragoner melden seinen Heldentod. Tief ergriffen und beeindruckt trauert jeder von uns diesem ersten gefallenen Offizier nach.

Die Division geht nach kurzem Gefecht der Vorhut-Eskadron des Regiments (4./D. 5) bei Beuveille auf Arrancy und von hier auf Meldungen vom Anmarsch feindlicher Kräfte von Süden her, auf die Höhen [S. 28] von Han. Jedoch sind vom Feinde nur kleinere zurückgehende Nachhuten zu sehen, die beschossen werden. Ortsbiwak in St. Supplet.

Die für den nächsten Tag bestimmte Sonntagsruhe in denselben Unterkünften bzw. Biwaks wurde für unser und das Husaren-Regiment gestört. Eine (falsche) Meldung vom Anmarsch feindlicher Kavallerie veranlaßt gegen Mittag bei glühendster Hitze den Alarm der Brigade und deren Bereitstellung, die nach stundenlangem Warten mit dem erneuten Beziehen der alten Quartiere endet.

Hier wird den Eskadrons zum ersten Male Gelegenheit gegeben, in beschränktem Maße abzusatteln. Die Unterlassungssünde bei den Probemobilmachungen, die Feldzugsgarnituren, speziell die Sättel, nicht völlig aus etwaige Fehler hin ausprobiert zu haben, rächt sich schwer. Die Gefechtsstärken der Eskadrons haben infolgedessen erheblich geschwächt werden müssen.
▶

1. Husaren-Regiment Landgraf Friedrich II. von Hessen-Homburg (2. Kurhessisches) Nr. 14. ↑