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Hindenburg bei der Abreise aus Kassel am 12. Februar 1916

↑ Adalbert von Wallenberg, Verlegung der Obersten Heeresleitung nach Kassel-Wilhelmshöhe, 1918

Abschnitt 4: Die Oberste Heeresleitung in Kassel bis Feb. 1919

Die Ereignisse, an deren Entwicklung die Oberste Heeresleitung von Mitte November 1918 an tätig mitwirkte, gruppierten sich um vier Hauptthemen; die Rückführung der Heere in die Heimat, die Stellungnahme zu den polnischen Aufständen, die Bekämpfung der Unruhen im Innern und die Verlängerung des Waffenstillstandes [der zunächst nur bis zum 13. Dezember gültig ist], die mit den Vorbereitungen zum Friedensschluß verknüpft waren.

Dem deutschen Westheer drohte durch die im Rücken meuternde Etappe, durch die Unterbindung der Zufuhren, durch die Kürze der Fristen, die von der Entente für die Bewegung der gewaltigen Truppenmassen auf engem Raum vorgeschrieben waren, schwere Gefahr. Nur durch die entschiedenen Maßnahmen der Führung, durch das tapfere und entschlossene Auftreten der Offiziere und Unteroffiziere und das glänzende Verhalten der Frontmannschaft wurde die Gefahr überwunden. In guter Disziplin rückten die Westdivisionen in Deutschland ein, in der gehobenen Stimmung, auch der feindlichen Übermacht in der Feldschlacht nicht unterlegen zu sein. Die Truppen länger unter Waffen zu halten, erwies sich jedoch mit Rücksicht auf die Stimmung in Heer und Heimat als ausgeschlossen, und so wurde die Demobilmachung in unmittelbarem Anschluß an den Rückmarsch durchgeführt. Nur einige Verbände wurden für besondere Aufgaben im Innern zusammengehalten.

Nachdem das Westheer zurückgeführt war und die Verhältnisse in Berlin sich beruhigt hatten, konnte Wilhelmshöhe-Kassel nicht mehr der geeignete Aufenthalt für die Oberste Heeresleitung sein. Weitere Aufgaben warteten ihrer im Osten. Es galt, eine feste Front herzustellen gegen die Bolschewisten und vor allem gegen die Polen, auf deren Gefährlichkeit Groener1 seit langem mit klarem Blick hinwies.

Am 12. Februar 1919 mittags bestiegen wir in Wilhelmshöhe den Zug, der uns nach Kolberg führen sollte. Der Bahnhof war angefüllt von winkenden und grüßenden Menschen. Die Reise wird jedem, der an ihr teilnahm, unvergeßlich sein. [...] Wir fuhren durch die herrlichen Täler der Fulda und Werra und sprachen von der deutschen Heimat, die sich in ihrer unvergleichlichen Schönheit vor uns ausbreitete. Weit in die Geschichte zurück schweiften unsere Gedanken.


  1. Generalleutnant Wilhelm Groener.

Persons: Wallenberg, Adalbert von · Hindenburg, Paul von · Groener, Wilhelm
Places: Kassel · Wilhelmshöhe · Berlin · Kolberg · Fulda (Fluss) · Werra
Keywords: Oberste Heeresleitung · Rückführung des Heeres · Waffenstillstand · Polnischer Aufstand · Meuternde Soldaten · Offiziere · Unteroffiziere · Demobilmachung · Bolschewisten · Polen · Eisenbahn · Bahnhöfe
Recommended Citation: „Adalbert von Wallenberg, Verlegung der Obersten Heeresleitung nach Kassel-Wilhelmshöhe, 1918, Abschnitt 4: Die Oberste Heeresleitung in Kassel bis Feb. 1919“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/86-4> (aufgerufen am 28.03.2024)