Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources


Contents

  1. Aufzeichnungen aus den Akten des 1. Bataillons
  2. Tagebuchauszug zum Rückmarsch des 2. Bataillons

↑ Johannes Ledroit, Rückmarsch des Hessischen Landwehr-Infanterie-Regiments 118, 1918

Abschnitt 2: Tagebuchauszug zum Rückmarsch des 2. Bataillons

[S. 183-184] Aus dem Tagebuch des Landsturmmannes Heinemann der 7. Kompagnie geben wir hierzu noch folgende Bemerkungen für das II. Bataillon:

4.11.18. Gegen Abend kam der Befehl zum Abmarsch nach der Maaslinie. Die Artillerie schoß wie toll. Um 10 Uhr abends marschierten wir längs der Bahnlinie, wo die Pioniere Sprengpatronen an die Schienen legten. Um 1 Uhr nachts kamen wir nach Baux-Montreuil, wo wir am 5. 11. 18 Vorfeldstellung einnahmen, in der wir bis gegen 12 Uhr nachts des folgenden Tages verblieben, um dann nach Touligny zu rücken, wo wir um 4 Uhr morgens mit dem III. Bataillon zusammentrafen. Da gab's nun einen Ruhetag. Am 5. und 6. herrschte strömender Regen.

Am 7., abends 7 Uhr, marschierten wir wieder und kamen am 8.11.18 um 3 Uhr früh in Moyon an. Von hier wurden wir in Pontons nach Romery jenseits der Maas befördert, wo wir bis zum Waffenstillstand blieben. In dieser Zeit holten wir aus stehengebliebenen Lebensmittelzügen bei Moyon Lebensmittel aller Art, die uns später auf dem Rückmarsch sehr zugute kamen.

Am 11.11.18, punkt 11.45 Uhr, trat der Waffenstillstand ein und wurde dies am Nachmittag gehörig bei Wein gefeiert. Abends wurden alle Leuchtpatronen abgeschossen. Am 12.11.18 Abmarsch im Regiment nach Vivy. Die Wege waren durch die Lastautos grundlos. In Vivy wurde bei der großen Bagage alles unnötige Gepäck von den Wagen geworfen und verbrannt. Am 14.11.18 ging der Marsch nach Ochamps in der Reihenfolge: Regimentsmusik III; [S. 184] I. und II. Bataillon und am 15. 11. 18 nach Videmont. Es ist eine große Kälte und wärmten wir uns nachts an meinem großen Lagerfeuer, da man vor Kälte nicht schlafen konnte. Es weht ein fürchterlicher Wind, alles hat Kopfschützer und Handschuhe an. Am 16. geht's nach Marvie und am 17. nach Wiltz, einem Städtchen in Luxemburg. In erstgenanntem Orte erhielt jeder Mann 5 Mark Geld und in letzterem 25.20 Mark vom Ueberschuß der Kantinenkasse.

Am 18. ist Ruhetag und am 19. 11. 18 geht's nach Consthum, wo die Wahl von Beauftragten für eine Kundgebung für die gegenwärtige Regierung stattfand.

Am 21.11.18 überschritten wir bei Gemünd die deutsche Grenze und quartierten dann in Altscheuern. Es ist eisig kalt und hustet der größte Teil der Kompagnie bei dem scharfen Winde.

Am 22. geht's nach Feuerscheid und am 23. nach Berriesborn, der ersten Bahnstation, wo ein Ruhetag eingeschoben wird.

Am 25.11.18 wurden die linksrheinischen Mannschaften entlassen. Wir anderen marschierten nach Pützborn und am 26.11.18 nach Furth, einem Ort von 7 Häusern.

Am 27.11.18 ging's über Daun nach Müllenbach, wo Ruhetag war und wir uns selbst Brot backen mußten, das aber gut ausfiel. Am 29. ging unser Marsch nach Ruetsch, am 30.11.18 nach Rübenach, dem letzten linksrheinischen Quartier, und von da am 1.12.18 über die Schiffbrücke von Koblenz nach Alsbach. Am 2.12.18 kamen wir nach Boden im Westerwalde und am nächsten Tage fuhren die nach Frankfurt oder Wiesbaden gehörenden Mannschaften vom Bahnhofe Goldhausen heimwärts, von unserer Kompagnie 11 Mann.

Den Schluß unserer Darlegungen bilde der folgende Divisionsbefehl vom 9. 12. 18.

Das L.I.R. 118 ist heute aus dem Divisionsverbande ausgeschieden. Ich spreche dem Regiment für seine hervorragenden Leistungen in den letzten Kämpfen meinen Dank und meine volle Anerkennung aus. Die Kämpfe auf dem rechten Flügel der Division bei Altmark, Distelhöhe und Dornenhaag sind Ruhmesblätter in der Geschichte des Regiments und werden ihm unvergessen bleiben. Jeden Einzelnen des tapferen Regiments begleiten meine besten Wünsche für die fernere Zukunft.

gez. v. Bronikowski


Persons: Bronikowski, von · Heinemann, Landsturmmann · Ledroit, Johannes
Places: Alsbach · Altmark · Baux-Montreuil · Berriesborn · Distelhöhe · Dornenhaag · Consthum · Frankfurt · Feuerscheid · Furth · Gemünd · Goldhausen · Koblenz · Marvie · Müllenbach · Moyon · Ochamps · Pützborn · Romery · Ruetsch · Rübenach · Pontons · Touligny · Vivy · Wiesbaden · Wiltz
Keywords: Heroismus · Hunger · Landwehr-Infanterieregiment 118 · Tapferkeit
Recommended Citation: „Johannes Ledroit, Rückmarsch des Hessischen Landwehr-Infanterie-Regiments 118, 1918, Abschnitt 2: Tagebuchauszug zum Rückmarsch des 2. Bataillons“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/45-2> (aufgerufen am 29.03.2024)