Hessian World War I Primary Sources

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↑ Frieda Zölzer, Die Mobilmachung und die ersten Kriegswochen in Buchenau, 1914

Abschnitt 2: Mobilmachung in Buchenau, 1.–2. August 1914

◀ [Sp. 272-273] Der Samstag, 1. August, kam heran, der die Lösung bringen sollte. Einige Minuten nach 6 Uhr abends traf die Depesche ein, und mit Blitzesschnelle verbreitete sich die Nachricht: „Mobilmachung ist befohlen! Erster Mobilmachungstag Sonntag 2. August.“ - Der Schrecken konnte nicht größer werden, als er schon war, und doch, wie viele Herzen zitterten schon bei dem Gedanken an die kommende Abschiedsstunde. – Am gleichen Abend schnürte Herr Leutnant seine Koffer, da er sich schon am 3.8. in einem Nest an der bayerischen Grenze stellen mußte. Noch einmal versammelte sich der Kriegerverein, um seinem lieben Kameraden das Geleite zu geben. Mit rührenden Worten verabschiedete sich Herr Leutnant von jedem einzelnen. Unter lautem Hurrarufen brauste der überfüllte Zug von dannen, der schon Reserveoffiziere aus der Umgebung fortbrachte. In ernster Stimmung bleib der Verein noch eine Weile zusammen, mußten doch am andern Tag schon zwei Mitglieder einrücken. Es waren Marinereservisten unseres Dorfes.

Sonntag, 2. August. Unser sonst so ruhiges Dorf war wie umgewandelt. Ueberall standen erregte Gruppen, das Für und Wider des großen Ereignisses heftig erwägend. – Ernster als sonst riefen die Glocken ins Gotteshaus, und ernster als sonst schritten die Kirchgänger in die Kirche. – Für den Abend hatte unser Herr Pfarrer eine Kriegsbetstunde festgesetzt mit nachfolgender Feier des. Hl. Abendmahles für die ausziehenden Krieger und deren Angehörige. Unsere kleine Dorfkirche vermochte die Zuhörerschar kaum zu fassen. Viele standen auf dem Kirchhof und vernahmen nichts von den trostreichen Worten unseres Seelsorgers.

Der Bahnhof war ständig von Menschen umlagert. Die [Sp. 273] ankommenden Züge von „oben“ waren überfüllt von Reservisten. Es war ein herzerfrischender Anblick: all’ diese kräftigen jungen Leute, und es ward von einem eigen ums Herz, wenn man denken mußte: wie viele von ihnen werden wohl ihre Hinterländer Heimat nicht wiedersehen? ▶