Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Die letzten Tage vor dem Krieg in der Oberhessischen Zeitung (Marburg), Juli 1914

Abschnitt 28: 30.7.1914: Friedenstelegramme an Kaiser Wilhelm II.


In der Adresse geirrt.

Bern, 29. Juli. Das Internationale Friedensbüro1 sandte an Kaiser Wilhelm folgendes Telegramm: "Im Vertrauen auf das Gerechtigkeitsgefühl und die Friedensliebe, von denen Eure Majestät der Welt so viele Beweise gegeben haben, bitten wir Sie dringend, der die Völker bedrückenden Beklemmung ein Ende zu machen, indem Sie durch Ihre Vermittlung eine Beilegung des österreichisch-serbischen Konfliktes bewirken".

Weiter richtete das Friedensbüro an den Grafen Berchtold2 folgende Depesche: "Indem wir der durch die gegenwärtigen Ereignisse verursachten schmerzlichen Bewegung Ausdruck geben, bitte wir Ew. Exzellenz dringend, die Möglichkeit einer friedlichen Beilegung des Konfliktes nicht endgültig von der Hand zu weisen und die noch strittigen Punkte dem Entscheide des Internationalen Schiedsgerichtes im Haag oder den Großmächten zu unterbreiten".

Stuttgart, 29. Juli. Der Frauenbund der Deutschen Friedensgesellschaft richtete an den Kaiser ein Telegramm, in dem der Bund den Kaiser im Namen von Millionen Müttern bittet, den Frieden zu erhalten.

Diese Telegramme mit dem Ersuchen um Erhaltung des Friedens hätten nicht an Kaiser Wilhelm, sondern an den Zaren gerichtet werden müssen. Einzig und allein von Rußland hängt die Entscheidung über Krieg und Frieden ab.

[Oberhessische Zeitung vom 30. Juli 1914]


  1. Das Internationale Ständige Friedensbüro (Bureau International Permanent de la Paix), gegründet 1891 in Rom, 1910 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
  2. Leopold Graf Berchtold (1863-1942), 1912-1915 k.u.k. Außenmninister, als Kriegstreiber auf österreichischer Seite entscheidend an der Entscheidung für den Krieg gegen Serbien beteiligt.

Persons: Wilhelm II., Deutsches Reich, Kaiser · Berchtold, Leopold Graf von
Places: Bern · Rom · Den Haag · Stuttgart · Russland
Keywords: Zeitungen · Oberhessische Zeitung · Internationales Ständiges Friedensbüro · Friedensnobelpreis · Außenminister · Frauenbund der Deutschen Friedensgesellschaft
Recommended Citation: „Die letzten Tage vor dem Krieg in der Oberhessischen Zeitung (Marburg), Juli 1914, Abschnitt 28: 30.7.1914: Friedenstelegramme an Kaiser Wilhelm II.“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/39-28> (aufgerufen am 02.05.2024)