Synagogen in Hessen
- Ordnance Map
- 5514 Hadamar
- Modern Maps
- Kartenangebot der Landesvermessung
- Historical Maps
- Herzogtum Nassau 1819 – 19. Hadamar
Hadamar
- Gemeinde Hadamar, Landkreis Limburg-Weilburg — Von Dorothee A. E. Sattler
- Basic Data ↑
-
Juden belegt seit
1637
-
Location
65589 Hadamar, Nonnengasse 6 | → Lage anzeigen
-
preserved
ja
-
Gedenktafel vorhanden
ja
-
Weitere Informationen zum Standort
- History ↑
-
Im Jahre 832 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, erhielt Hadamar erst im frühen 14. Jahrhundert größere Bedeutung, als Graf Emich von Nassau-Hadamar zur Festigung seiner Herrschaft dem Ort vom König Stadtrechte verleihen ließ und den ehemaligen Hof des Klosters Eberbach (Rheingau) zu einer Wasserburg ausbaute, den Vorläufer des späteren Residenzschlosses. Das Aussterben der älteren Linie Nassau-Hadamar gegen Ende des Jahrhunderts und die sich anschließende kondominale Herrschaft der Grafen von Nassau-Dillenburg und anderer Adelshäuser ließen den Ausbau der Stadt stagnieren. Erst unter der alleinigen Regentschaft Nassau-Dillenburgs ab 1557, noch verstärkt seit der Abspaltung der Linie Nassau-Hadamar ab 1607, begann der gezielte Ausbau der Stadt zur Residenz des Fürstentums Nassau-Hadamar, um nach der Rekatholisierung (1629) einen repräsentativen Gegenpart zu den calvinistischen Stammlanden des Hauses Oranien bilden zu können. Von 1806 bis 1813 gehörte Hadamar zum Großherzogtum Berg, dem napoleonischen Reformstaat, und war anschließend Amtsort im Herzogtum Nassau. Nach der Annektion des Herzogtums durch Preußen wurde das alte Amt Hadamar dem Oberlahnkreis (Kreisstadt Weilburg) zugeschlagen, der, nun als Kreis des Bundeslandes Hessen, bis zur Gebietsreform des Jahres 1974 bestand. Bei der Gebietsreform ging der Oberlahnkreis im neugebildeten Kreis Limburg-Weilburg auf.
1#http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/browse/district/533/sn/ol Bis ins 17. Jahrhundert hinein hat es in Hadamar offenbar keine größere und dauerhafte Niederlassung von Juden gegeben. Erst ab 1637 ist ein starker Zuzug von Juden belegt, der offenbar auf die Initiative des Landesherrn Johann Ludwig von Nassau-Hadamar (1590–1653) zurückgeht und die Wirtschaft des durch den Dreißigjährigen Krieg geschädigten Fürstentums fördern sollte. In den ausgestellten Schutzbriefen wurde den Juden ausdrücklich der freie Handel im gesamten Land erlaubt; auch der Erwerb von Häusern unterlag keiner Einschränkung. Ein ungewöhnlicher Vorgang ist der Verkauf des am Neuen Markt gelegenen Hauses des ehemaligen Kellers Martin Kreußler, das Graf Johann Ludwig wegen des ausstehenden Kellerei-Rechnungsrezesses einzog und samt zugehörigen Grundstück für 500 Reichsthaler an den als „Beisassen“ bezeichneten Juden Jakob verkaufte.2 Noch im selben Jahr baten die Juden in Hadamar, keine weiteren mehr aufzunehmen, da die (Handels-)Wirtschaft dafür zu schlecht sei.3 Trotz des rechtlichen Sonderstatus galten die Juden dem Grafen als Untertanen, für deren Belange er sich – zur Wahrung seiner eigenen Hoheitsrechte –einsetzte: Als gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges der Nassau-Diezische Landcapitain Scholl mit einigen Berittenen in Hadamar eingefallen war und dort mehrere Juden schwer mißhandelt und beraubt hatte, forderte Graf Johann Ludwig die Auslieferung des Straftäters durch Nassau-Diez, um seinen Untertanen die gebührende „Restitution und Satisfaction“ zukommen zu lassen.4
1651 lebten bereits acht jüdische Familien in Hadamar. Überregional angesehen war der jüdische Arzt Heym, der im Jahr 1672 zusammen mit christlichen Kollegen die Obduktion des kürzlich verstorbenen Achatius von Hohenfeld in Bad Camberg vornahm.5 Die meisten Juden lebten bis ins 19. Jahrhundert hinein überwiegend von Klein-, Trödel- oder Viehhandel; entsprechend schlecht waren ihre wirtschaftlichen Verhältnisse. 1807 gab es 11 jüdische Familien (26 Erwachsene, 34 Kinder) in Hadamar; 1842 waren es 13 Familien mit 100 Personen. Während andernorts die Zahl der jüdischen Einwohner gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch Ab- und Auswanderung sank, erreichte sie in Hadamar im Jahr 1885 mit 106 Personen ihren Höchststand (ca. 4,5 % von insgesamt 2.357 Einwohnern). Zwanzig Jahre später war die Anzahl der Juden auf 66 zurückgegangen.
Zur Gemeinde Hadamar gehörten auch die in Thalheim und zeitweise die in Dehrn, Elz und Mengerskirchen lebenden Juden. 1807 waren dies in Thalheim 11 Personen bzw. eine Familie; 1882 lebten dort vier Familien und 1905 14 Personen. Unter den Gefallenen des Ersten Weltkrieges befanden sich vier jüdische Einwohner Hadamars. Ein jüdischer Männer- und ein Frauen-Wohltätigkeitsverein kümmerten sich um bedürftige Gemeindemitglieder.6
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die Jüdische Gemeinde Hadamars nur wenig organisiert, was mehrfach Anlass zu innergemeindlichen Auseinandersetzungen bot. So führte die Weigerung neuer Gemeindemitglieder, quasi rückwirkend einen Beitrag zur Synagoge zu bezahlen, 1813 zu einem heftigen Streit in der Gemeinde, der mangels anderer Instanz schließlich von der weltlichen Obrigkeit entschieden werden sollte. Wegen des Endes der napoleonischen Herrschaft bzw. des Großherzogtums Berg unterblieb diese Entscheidung jedoch. Eine feste, schriftlich fixierte Gemeindeorganisation mit Vorsteher und Rechner wurde erst durch die Ministerialverordnung vom 7. Januar 1852 – für alle Gemeinden gleichermaßen – durchgesetzt.7 1863 erließ Rabbiner Dr. S. S. Wormser mit Genehmigung der Landesregierung eine Synagogenordnung für Hadamar, mit der allerdings weniger religiöse Reformen durchgesetzt als vielmehr Missstände im Gottesdienst abgestellt werden sollten.8 Von 1852 bis 1860 war die Gemeinde Sitz des Bezirksrabbiners (Dr. Wormser), der auch nach der Verlegung des Bezirksrabbinats nach Weilburg für Hadamar zuständig blieb.9
Nach 1933, als die Gemeinde aus ca. 80–100 Personen bestand, zogen wegen der zunehmenden Repressalien 15 Juden in andere Orte innerhalb Deutschlands; elf Personen wanderten in die Niederlande bzw. Belgien und weitere in andere Staaten aus. Bei dem Pogrom des Jahres 1938 wurden von Juden bewohnte Häuser und Wohnungen verwüstet und einige jüdische Männer festgenommen. 1942 erfolgte die Deportation der letzten 20 jüdischen Einwohner in Vernichtungslager; drei der in die Niederlande bzw. nach Belgien emigrierten Personen wurden von dort aus deportiert.10 Zu den jüdischen Opfern des Nationalsozialismus gehören in Hadamar neben Einwohnern der Stadt auch jene Juden, die in die NS-Tötungsanstalt Hadamar deportiert und dort ermordet wurden.11
- Betsaal / Synagoge ↑
-
Infolge der Armut der Gemeinde gab es bis weit ins 19. Jahrhundert hinein für den Gottesdienst nur Betstuben in wechselnden Privathäusern. Um 1770 mietete die Jüdische Gemeinde Hadamar von Privatleuten ein Haus am „Oberen Markt“, vermutlich das heutige Haus Neumarkt 4, das zu Gottesdienstzwecken eingerichtet wurde. Möglicherweise handelte es sich dabei um dasselbe Haus, das 1637 von Graf Johann Ludwig an Jakob verkauft worden war. Gut vierzig Jahre später wurde stattdessen das Haus des Liebmann Levi in der Judengasse 81 angemietet, das zunächst weiterhin als Wohnhaus genutzt, und später für 180 Gulden angekauft wurde. Die Finanzierung erfolgte über den Verkauf der Sitzplätze in der Synagoge; der Überschuss aus dem Erlös wurde zum Ankauf eines Friedhofsgeländes verwendet.
Mit 29 Plätzen bot der in zwei Räumen eingerichtete Betsaal im Haus des Liebmann Levi viel zu wenig Raum für die stetig anwachsende Zahl von Gemeindemitgliedern, so dass sich die Gemeinde Mitte der 1830er Jahre für einen Neubau entschied. Als Baugrund diente ein eigens angekauftes Grundstück in der Nonnengasse 6, in unmittelbarer Nähe des Neumarkts gelegen, das um den gleichfalls angekauften Garten des Grundstücksnachbarn Jacob Muth erweitert wurde. Die Grund- und Baukosten in Höhe von 5.035 Gulden finanzierte die Gemeinde aus der Gemeindekasse, durch den Verkauf eines gemeindeeigenen Hauses, vermutlich der alten Synagoge, sowie durch Spenden und Darlehen, von denen die beträchtliche Summe von 1.500 Gulden bei dem pensionierten katholischen Pfarrer Bausch aufgenommen wurde.12
Die Pläne für die neue Synagoge fertigte Bauaccessist Bautzer, der sich bei seinem Entwurf vom September 1837 der bei zeitgenössischen christlichen Kirchen verwendeten gotisierenden Formensprache bediente.13 Trotz der sieben Monate später erteilten Genehmigung der Landesregierung unterblieb der Baubeginn, da die Gemeinde inzwischen ein größeres Gebäude wünschte. Werkmeister Hillerich modifizierte daraufhin den ursprünglichen Plan.14 Wegen der schlechten Ausführung des Baus durch örtliche Handwerker, die von der zuständigen Bauaufsicht angemahnt wurden, waren einige Nachbesserungen erforderlich.15 Am 25. Juni 1841 schließlich wurde die neue Synagoge unter Teilnahme städtischer und kirchlicher Würdenträger feierlich eingeweiht. 1892 feierte man ihr fünfzigjähriges Bestehen, ebenfalls unter Beteiligung der ganzen Stadt.16
Das im Ortskern gelegene Gebäude ist ein zur Straße giebelseitiger, freistehender Ziegelbau auf niedrigem Sockel mit Satteldach. Ursprünglich unverputzt, bildet das Ziegelwerk mit den breiten Ecklisenen und dem stufenförmigen Schildgiebel einen besonderen Schmuck des ansonsten schlichten Bauwerks. Hervorgehoben ist der Ostgiebel des Gebäudes, der durch seine Gestaltung äußerlich und innerlich auf den wichtigsten Ort der Synagoge – den Standort des Thoraschreines – hinweist. Zwei zweibahnige gotische Maßwerkfenster mit Kleeblattbögen flankieren einen profilierten, doppelten Spitzbogen, in dem sich eine Maßwerkrosette mit auffälliger Zwiebelform befindet. Für den Betrachter im Inneren bildete die Rosette die optische Fortführung des Thoraschreines, der durch diese „Lichtkrone“ und die großen begleitenden Fenster zusätzlich betont wurde. In gleicher Größe, aber in der Gestaltung bescheidener, sind die drei den Hauptraum erhellenden gotischen Fenster der nördlichen Traufseite; sie besitzen im Bogen eine radiale Sprossenführung anstelle der Kleeblattbögen. Die beiden anschließenden Fenster der Frauenempore sind von gleicher Ausführung, wegen der darunterliegenden Eingänge allerdings nur von geringer Größe. Da nach der gewünschten Vergrößerung des Gebäudes der Abstand zum Nachbarhaus nur noch drei Schritt betrug, ließ man die südliche Traufseite fensterlos. Für den Ortgang der Giebelseiten hatte Bauaccessist Bautzer ein Kleeblattfries vorgesehen, das möglicherweise ebensowenig ausgeführt wurde wie die profilierten ornamentalen Verzierungen der Ostseite und die von Kegeln gekrönten Kugeln, welche die Ecklisenen und der Dachfirst tragen sollten. Kennzeichen der sakralen Nutzung waren ein Davidstern im mittleren Fenster der möglicherweise in Buntglas ausgeführten Rosette17 und ein weiterer Davidstern im darüber liegenden Schildgiebel.
Das Gebäude wird nach der Entwurfsänderung durch zwei nach Geschlechtern getrennte Zugänge auf der Nordseite erschlossen, die unter den Fenstern der Frauenempore liegen; auch sie besitzen gotische Formen. Der Eingang der Männer führt direkt in den Gebetsraum, der 82 Männern Platz bot. Im ursprünglichen Plan war die Bimah in dem fast quadratischen Gebetsraum nach traditioneller Raumgliederung zentral positioniert und die Sitzplätze an den Wänden umlaufend nach ihr ausgerichtet. Durch die Vergrößerung des Gebäudes, die eine Verlängerung des Gebetsraumes zum Rechteck nach sich zog, befand sich die Bimah nun im vorderen Drittel des Raumes (vom Thora-Schrein aus gesehen), doch bewahrte man bei der Anordnung der Sitze nach Möglichkeit die alte Tradition, in dem die Plätze entlang der Seitenwände weiterhin zur Raummitte, d.h. zur Bimah hin angelegt waren und (noch) nicht zum Thoraschrein hinwiesen. Der Thoraschrein selbst stand erhöht auf einem über die ganze Gebäudebreite führenden, einstufigen Podest. Über die Farbgestaltung des Innenraumes ist nichts bekannt. Durch den Zugang der Frauen gelangt man in einen Korridor, an dessen Ende zwei Abtritte lagen. Linkerhand erlaubt eine Tür den Zugang zum Gebetsraum; eine Treppe führt auf die Empore, welche die Breite des Frauenzugangs einnimmt. Die Rückwand der Frauenempore liegt demnach nicht über der Rückwand des Männerbereiches, sondern ist um die Breite des unter ihr befindlichen Korridors nach Westen versetzt.
Ebenfalls über den Frauenzugang zu erreichen ist der an der Westseite im Erdgeschoß gelegene Gemeinde- oder Versammlungsraum. Vermutlich aus Kostengründen ist dieser Teil des Gebäudes lediglich einstöckig und durch ein einfaches Pultdach bedeckt, was dem Gemeinderaum den Charakter eines Anbaus verleiht. Drei rechteckige Sprossenfenster auf der Westseite geben diesem Raum Licht. Einen zusätzlichen Schmuck des Gebäudes bildet (heutzutage) eine steinerne Vase auf einem reichverzierten Steinpostament, die mittig auf dem vor dem Ostgiebel gelegenen freien Platz aufgestellt ist.18 1841 besaß die Gemeinde drei Thora-Rollen, einen silberne Yad, drei bronzene und einen gläsernen Leuchter sowie zwei rote Thora-Vorhänge.19 Auf Wunsch des Rabbiners Dr. Wormser wurde im Jahr 1854 eine Kanzel mit Gitter aufgestellt, was jedoch das Missfallen der Gemeinde erregte, da ihrer Meinung nach das trennende Gitter eher an die „Casse eines Geldwechslers“ als in eine Synagoge gehörte und sie „keinen Raubtierkäfig“ in der Synagoge nötig hätten. Der Abbau des Gitters nach Weggang von Dr. Wormser knapp zehn Jahre später sorgte für einen heftigen Streit, den der Gemeindevorstand auf humorvolle Weise zu lösen versuchte: Falls der Rabbiner bei seinen sporadischen Besuchen die allzu nahe Berührung mit den Gemeindemitglieder scheuen sollte, würden sie ihn bei den Gottesdiensten „durch einen Vorhang unsichtbar“ machen. Ob dies tatsächlich geschah, geht aus den Akten nicht hervor.20
In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge durch den SS-Sturm 7/78 (Teil des SS-Sturmbannes II/78 in Limburg) in Brand gesteckt, doch konnten Nachbarn den Brand löschen. Die Schändung und Verwüstung der Inneneinrichtung erfolgte erst im Verlauf des nächsten Tages, unter anderem durch Schulkinder.21 Die geplante Nutzung des ehemaligen Synagogengebäudes als Heimatmuseum wurde offenbar nicht umgesetzt.22 Nach dem Krieg verkaufte die JRSO als Rechtsnachfolgerin der Jüdischen Gemeinde die ehemalige Synagoge an einen Künstler, der das Haus anfangs als Werkstatt nutzte.23 Im Jahr 1980, nach langem Leerstand, erwarb die Stadt Hadamar die ehemalige Synagoge und ließ umfangreiche Restaurierungen vornehmen, die – neben dem Erhalt – eine Nutzung des Gebäudes als Ort für Gedenk- und Vortragsveranstaltungen zum Ziel hatten. Eine Gedenktafel erinnert an die jüdische Gemeinde Hadamar und die ehemalige Synagoge; eine weitere befindet sich auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof.
- Weitere Einrichtungen ↑
-
Mikwe
Die Mikwe befand sich im Keller des Hauses Judengasse 81 und wurde möglicherweise schon vor Anmietung bzw. Erwerb des Gebäudes zur Synagogennutzung dort eingerichtet. Wie der Entwurf des Jahres 1837 zum Neubau der Synagoge von Bauaccessist Bautzer und der Kostenvoranschlag zeigen, war ursprünglich der Einbau einer Mikwe anstelle oder im Untergeschoss des Gemeindezimmers vorgesehen, doch kamen diese Pläne nicht zur Ausführung.24 Stattdessen wurde die bereits bestehende Mikwe grundlegend modernisiert und eine Heizung sowie ein Ofen zur Erwärmung des Wassers eingebaut. Die Mikwe blieb bis zur Auflösung der Gemeinde in Betrieb; das Haus wurde 1958 wegen Baufälligkeit abgerissen.25
-
Schule
Nach Errichtung der Synagoge diente das im Gebäude integrierte Versammlungszimmer anfangs auch als Raum für den Religionsunterricht der Elementarschulkinder und der jüdischen Schüler des Pädagogiums bzw. Gymnasiums. Um Heizkosten zu sparen, beantragte der Gemeindevorstand die Verlegung des nach Schulschluss stattfindenden Unterrichts in die – ohnehin beheizten – Räume des städtischen Schulhauses. Gegen den Widerspruch des katholischen Pfarrers Hilf, der zugleich Schulinspektor war, und auf Anraten des Amtmanns Kalt gab die nassauische Landesregierung dem Antrag der Jüdischen Gemeinde statt. Für die jüdischen Schulkinder im 7 Kilometer entfernten Thalheim war der Unterrichtsort vor allem in der kalten Jahreszeit gleichwohl ungünstig gelegen. Die meisten Lehrer waren nur kurze Zeit in Hadamar angestellt. Lange im Amt waren hingegen Abraham Kahn (1841–1851)26 und Kantor Adolf Oppenheimer, der 1908 sein 25-jähriges Ortsjubiläum feierte.27
-
Cemetery
Trotz der verhältnismäßig hohen Zahl von Juden, die ab Mitte des 17. Jahrhunderts in Hadamar und Umgebung lebten, ist ein Friedhof erst im 19. Jahrhundert belegt. Der am Ortsrand (jetzt in einem Neubaugebiet) zwischen den Straßen „Neue Chaussee“ und „Am Judenfriedhof“ gelegene Friedhof war lange Zeit weder eingezäunt noch von einer Hecke umgeben und wurde später um einen neuen Teil erweitert. 1841 besaß die Gemeinde eine Totenbahre sowie eine „Leichendecke“28; 1876 wurde die Friedhofsmauer beim Eisenbahnbau beschädigt.28 Von 1910 ist eine Friedhofsordnung überliefert. Während der NS-Zeit wurden die Grabsteine des alten Teiles als Fundamente für Behelfsheime verwendet, die auf dem Friedhofsgelände errichtet wurden; bei den meisten der 30 Grabsteine des neuen Teiles wurden die Inschriften zerstört. Ein Mahnmal zum Gedenken an die jüdischen Einwohner und Opfer des Nationalsozialismus in Hadamar wurde 1970 errichtet.30
- References ↑
-
Weblinks
-
Sources
- Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW):
- HHStAW Best. 126, Nr. 567: Briefe von Achatius von Hohenfeld und seiner Ehefrau Anna Ursula geb. von Metternich an ihren Sohn Wilhelm Lothar von Hohenfeld, vor allem über Wilhelm Lothars Studien in Paris, die Güterverwaltung und private Angelegenheiten, enth. Bericht von Haym, „Judendoktor“ zu Hadamar, Johann Christian Hoffmann, Henrich Schmit und J. Jacob Leffel über die Obduktion von Achatius von Hohenfeld 1672, 1668–1700
- HHStAW Best. 171, Nr. E 391: Verwaltung der Grafschaft bzw. des Fürstentums Nassau-Hadamar. Band 9, enth. Maßnahmen gegen das „ungebührliche Verhalten“ der Judenschaft, 1656–1672
- HHStAW Best. 171, Nr. F 103: Befreiung von Diensten und Abgaben. Band 2, 1637–1677
- HHStAW Best. 171, Nr. H 459 c: Verwaltung von Hadamar und Niederhadamar, 1600
- HHStAW Best. 171, Nr. J 679: Ansässigkeit von Juden im Fürstentum Nassau-Hadamar, 1632–1747
- HHStAW Best. 171, Nr. K 742: Regelung des religiösen Lebens in Nassau-Hadamar, 1647–1649
- HHStAW Best. 171, Nr. K 1096: Konfiszierung des Hauses des Martin Kreuseler zu Hadamar und Weiterverkauf an den Juden Jakob, 1636–1637
- HHStAW Best. 171, Nr. L 713: Gerichtsverfahren gegen den Juden Löw aus Hadamar, 1519–1645
- HHStAW Best. 171, Nr. M 80: Verwaltung des Fürstentums Nassau-Diez. Band 4, 1692–1715
- HHStAW Best. 171, Nr. Z 1755: Rechtsstreit des Hadamarer Schutzjuden Löw zu Limburg mit Hans König zu Hadamar, 1659–1662
- HHStAW Best. 171, Nr. Z 2008: Herrschaftliche Einkünfte und Rechnungswesen von Nassau-Hadamar, 1557–1717
- HHStAW Best. 171, Nr. Z 2929: Judenschutz im Fürstentum Nassau-Hadamar zu Hadamar und Langendernbach, 1651–1740
- HHStAW Best. 211, Nr. 11537: Kultus der Israeliten im Amt Hadamar, 1841–1865
- HHStAW Best. 211, Nr. 11538: Prüfung in den israelitischen Religionsschulen des Amtes Hadamar, 1843–1868
- HHStAW Best. 211, Nr. 11539: Gesuche der Judenschaft zu Hadamar und Ellar um Annahme jüdischer Religionslehrer, 1831–1852
- HHStAW Best. 211, Nr. 11541: Die israelitische Kultusgemeinde Hadamar (mit Thalheim und Offheim), 1838–1869
- HHStAW Best. 215, Nr. 682: Revision der Rechnungen der Familien- und Jahresgedächtnisstiftungen des Juden Elias Salmony aus Hadamar, 1857–1865
- HHStAW Best. 225, Nr. 7: Juden in Amt und Stadt Hadamar, 1815–1883
- HHStAW Best. 225, Nr. 8: Vermögen der jüdischen Gemeinde in der Stadt Hadamar, 1841–1883
- HHStAW Best. 225, Nr. 9: Juden im Amt Hadamar, besonders im ehemaligen Amt Ellar, 1806–1875
- HHStAW Best. 225, Nr. 31: Verhältnisse der Juden im Amt Hadamar, 1840–1873
- HHStAW Best. 225, Nr. 333: Bau einer Synagoge zu Hadamar, 1836–1842
- HHStAW Best. 225, Nr. 334: Anstellung des Vorstehers und Vorstehergehilfen in der Judengemeinde zu Hadamar, 1845–1861
- HHStAW Best. 225, Nr. 335: Lehrerstelle an der Judenschule zu Hadamar, 1860–1862
- HHStAW Best. 225, Nr. 336: Budget der Judengemeinde zu Hadamar, 1838
- HHStAW Best. 405, Nr. 1566: Israelitische Kultusgemeinden. Hadamar, 1870–1884
- HHStAW Best. 411, Nr. 683: Israelitische Gemeinden. Hadamar, 1919–1934
- HHStAW Best. 503, Nr. 7363: Entschädigungsansprüche der jüdischen Gemeinden im Regierungsbezirk Wiesbaden. Band 8: Synagogen und andere jüdische Einrichtungen im Kreis Limburg,1932–1962
- HHStAW Best. 504, Nr. 9695: Erhalt der Synagoge in Hadamar, 1980
- HHStAW Best. 518, Nr. 1234: Jüdische Gemeinde Hadamar, 1954–1962
- HHStAW Best. 519/2, Nr. 3259: Verwaltung und Verwertung des Vermögens von Juden (Allgemeines), 1941–1945
- HHStAW Best. 818, in Nr. 264: Korrespondenz 1939. Korrespondenzpartner A–D, enth. Benachrichtigung zur Nutzung der Synagoge in Hadamar als Heimatmuseum, 1939
- HHStAW Best. 818, Nr. 268: Korrespondenz 1939. Korrespondenzpartner Q–S, enth. Stellungnahme des Dr. Kutsch zur Einrichtung eines Heimatmuseums in der ehemaligen Synagoge in Hadamar, 1939
-
Bibliography
- Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang. Untergang. Neubeginn, 2 Bde. Frankfurt a.M. 1971/1972, hier: Band 1, S. 310-313
- Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang, Untergang, Neubeginn. Bilder, Dokumente. Darmstadt 1973
- Cornelius, Werner: Eine Reise ohne Wiederkehr. Vor 55 Jahren fuhr die 17jährige Brunhilde Honi in den Tod. Aus den Briefen eines jüdischen Mädchens aus Hadamar. In: Heimat an Lahn und Dill. Beilage zur Wetzlarer Neuen Zeitung (Nov. 1998), H. 373
- Die Juden am 9. November 1938 im Landkreis Limburg-Weilburg. 45 Jahre danach ein denkwürdiger Tag in der Hadamarer Synagoge. Eine Dokumentation. Limburg 1983
- Daum, Monika: Arbeit und Zwang, das Leben der Hadamarer Patienten im Schatten des Todes. In: Roer, Dorothee/Henkel, Dieter (Hrsg.): Psychiatrie im Faschismus. Die Anstalt Hadamar 1933–1945. Bonn 1986, S. 173–213
- Hadamar (Landkreis Limburg-Weilburg, Altkreis Limburg). In: Altaras, Thea: Synagogen und jüdische Rituelle Tauchbäder in Hessen – Was geschah seit 1945? 2. Auflage. Königstein im Taunus 2007, S. 224f.
- Kneuker, Gerhard/Steglich, Wulf: Begegnungen mit der Euthanasie in Hadamar. Rehburg-Loccum 1985
- Ries, Bernd/Schweitzer, Peter Paul: Als die Synagoge zu Hadamar gebaut wurde. In: Heimatpost Hadamar 35 (1982), H. 37–39, 41, 43–45, 47, 49; Fortsetzung in 36 (1983), H. 2
- Schmidt-v. Blittersdorf, Heidi/Debus, Dieter/Kalkowsky, Birgit: Geschichte der Anstalt Hadamar von 1933 bis 1945 und ihre Funktion im Rahmen von T 4. In: Roer, Dorothee/Henkel, Dieter (Hrsg.): Psychiatrie im Faschismus. Die Anstalt Hadamar 1933–1945. Bonn 1986, S. 58–120
- Scholz, Susanne/Singer, Reinhard: Kinder in Hadamar. In: Roer, Dorothee/Henkel, Dieter (Hrsg.): Psychiatrie im Faschismus. Die Anstalt Hadamar 1933–1945. Bonn 1986, S. 214–236
- Schweitzer, Peter Paul: Das Schicksal der Hadamarer Juden. Schulen und Öffentlichkeit erneuern gemeinsam das Gedächtnis an jüdische Mitbürger von 1933–1945. Hrsg. vom Hessischen Inst. für Lehrerfortbildung. Fuldatal 1991 (Ergebnisse regionaler Lehrerfortbildung)
- Schweitzer, Peter Paul: Die Synagogengemeinde Hadamar in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. In: Caspary, Eugen (Red.): Juden im Kreis Limburg-Weilburg. Schicksale und Ereignisse. Limburg an der Lahn 1991 (Schriftenreihe zur Geschichte und Kultur des Kreises Limburg-Weilburg 3), S. 40–68
- Fußnoten ↑
-
- HHStAW 171, K 1096. Das Haus lag zwischen dem Haus der Witwe Wilhelm Schilt und dem des neuen Kellers Paul Dalbi. ↑
- HHStAW 171, J 679 ↑
- HHStAW 171, Z 2929 ↑
- Obduktionsprotokoll, in: HHStAW 126, 567 ↑
- Zahlen bei Arnsberg: Jüdische Gemeinden, Bd. 1, S. 311 ↑
- Schweitzer: Synagogengemeinde Hadamar, S. 42–46 ↑
- Schweitzer: Synagogengemeinde Hadamar, S. 52–54 ↑
- Schweitzer: Synagogengemeinde Hadamar, S. 64–65 ↑
- www.alemannia-judaica.de/hadamar_synagoge.htm ↑
- Siehe hierzu die Artikel in Roer, Dorothee/Henkel, Dieter (Hrsg.): Psychiatrie im Faschismus. Die Anstalt Hadamar 1933–1945. Bonn 1986 ↑
- Schweitzer: Synagogengemeinde Hadamar, S. 50–51 ↑
- Zum Gebäude siehe die Bauakte, in: HHStAW 225, 333; Altaras: Synagogen, S. 224–225 ↑
- Schweitzer: Synagogengemeinde Hadamar, S. 49 ↑
- Vorgang, in: HHStAW 225, 333 ↑
- www.alemannia-judaica.de/hadamar_synagoge.htm, mit Verweis auf die zu Einweihung bzw. Jubiläum erschienenen Zeitungsartikel in der „Allgemeinen Zeitung des Judentums“ (11. September 1841) bzw. in „Der Israelit“ (4. Juli 1892). ↑
- In den Bauakten befindet sich eine Rechnung über sechs Tafeln farbiges Glas, 3 von gelber Farbe und je eine in rot, grün und blau, doch ist der Verwendungsort nicht genannt. Vgl. HHStAW 225, 333 ↑
- Herkunft und Aufstellungsdatum der Vase sind unbekannt. ↑
- Schweitzer: Synagogengemeinde Hadamar, S. 50 ↑
- HHStAW 225, 7; Schweitzer: Synagogengemeinde Hadamar, S. 65–66 ↑
- www.alemannia-judaica.de/hadamar_synagoge.htm ↑
- HHStAW 818, 264; HHStAW 818, 268 ↑
- Entschädigung, in: HHStAW 518, 1234 ↑
- HHStAW 225, 333 ↑
- Schweitzer, Hadamar, S. 47 ↑
- Schweitzer, Hadamar, S. 62 ↑
- www.alemannia-judaica.de/hadamar_synagoge.htm ↑
- Schweitzer, Hadamar, S. 50 ↑
- HHStAW 225, 7 ↑
- http://www.alemannia-judaica.de/hadamar_friedhof.htm ↑
- Recommended Citation ↑
- „Hadamar (Landkreis Limburg-Weilburg)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/86> (Stand: 10.2.2023)