Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

Nordeck Karten-Symbol

Gemeinde Allendorf (Lumda), Landkreis Gießen — Von Susanne Gerschlauer
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

Ende 16. Jahrhundert

Location

35469 Allendorf (Lumda), Stadtteil Nordeck, Rabenauer Straße 42 | → Lage anzeigen

Rabbinat

Marburg

preserved

ja

Gedenktafel vorhanden

nein

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Seit 1252 war Nordeck in landgräflich-hessischem Besitz. Die Herren von Nordeck, später Nordeck zur Rabenau, übten als Lehnsnehmer die örtliche Gerichtsbarkeit aus. 1806 kam Nordeck zu Kurhessen, später zu Hessen-Kassel.

Eine der ersten Nennungen von Juden im Raum Nordeck stammt aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert.1 Spätestens seit dieser Zeit lebten Juden kontinuierlich im Ort. Erste statistische Angaben erfolgten über die Zählung von fünf jüdischen Familien als Schutzjuden im Jahr 1784 in Nordeck.2 1835 lebten hier 32 Juden; knapp dreißig Jahre später war mit 42 Personen die höchste Zahl jüdischer Einwohner in Nordeck erreicht. Schon 1905 war ihre Zahl wegen Abwanderung aus wirtschaftlichen Gründen und wegen der häufiger auftretenden antisemitischen Repressalien auf 29 Personen gesunken.

Bis zur Gründung einer eigenen Synagogengemeinde, wahrscheinlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts, waren die in Nordeck lebenden Juden Mitglieder der jüdischen Gemeinde im benachbarten Londorf. Zur Gemeinde zählten die Juden aus dem etwa sechs Kilometer entfernten Ebsdorf (1835: 10 Personen, 1861: vier Personen); um 1905 kamen noch die im ca. fünf Kilometer entfernt lebenden Juden aus Leidenhofen hinzu. Die Gemeinde besaß fünf Thorarollen. Den Vorsitz über die jüdische Gemeinde hatte bis 1923 Maier Stern, dem als letzter Vorsitzender Leopold Strauß folgte.3 Die Mehrheit der jüdischen Nordecker lebte vom Viehhandel.

Von den 14 im Jahr 1939 noch in Nordeck wohnenden Juden zogen die meisten innerhalb Deutschlands um; zwei wanderten noch vor 1938 nach Nordamerika aus. Die noch verbliebenen wurden nach ihrer Deportation 1942 in Konzentrationslagern ermordet.4

Betsaal / Synagoge

Die Synagoge stand in der Rabenaustraße 42, am ehemals östlichen Rand des kleinen Straßendorfes an der Hauptdurchgangsstraße. Die jüdische Gemeinde Nordeck mietete oder kaufte nach der Anerkennung ihrer Selbstständigkeit, vermutlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts, das Haus und ließ es für synagogale Zwecke umbauen.

Der zweigeschossige unverputzte Fachwerkbau mit vollem Dachgeschoss des späten 17. bzw. frühen 18. Jahrhunderts besitzt einen rechteckigen Grundriss von etwa 60 Quadratmetern und steht mit dem Satteldach traufseitig zur Straße. Das hochwertige und aufwändig gestaltete Fachwerk u.a. mit verzierten Eckständern, gliedert das Haus in zwei Zonen. Sie sind je durch die zeittypische Fachwerkform des „hessischen Mannes“ voneinander getrennt. Entsprechend der Gefachvorgaben waren in jede Zone der Traufseiten beider Vollgeschosse zwei kleine Rechteckfenster eingebaut. Heute sind alle ehemaligen Fenster bzw. Fensteröffnungen modern überformt, so dass sich die originale Befensterung der Giebelseiten nicht eindeutig rekonstruieren lässt. Die Keller unter dem beinahe geschosshohen Sockel aus Basalt wurden als Wirtschafts- und Lagerräume genutzt. Der Haupteingang lag auf der westlichen Giebelseite über einige Stufen erhöht.

Die Synagoge bot Raum für Religionsunterricht und Gemeindeversammlungen. Eine erste durchgreifende Renovierung fand 1881 statt.5

Weitere Einrichtungen

Cemetery

Der Friedhof liegt oberhalb der Burg von Nordeck, nördlich, einige 100 Meter außerhalb des Ortes.

Nordeck, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Illustrations

Indices

Persons

Nordeck, Herren von · Nordeck zur Rabenau, Herren von · Stern, Maier · Strauß, Leopold

Places

Londorf · Ebsdorf · Leidenhofen

Sachbegriffe Ausstattung

Thorarollen

Sachbegriffe Architektur

Fachwerkbauten · Satteldächer · Ständer · Mannfiguren · Gefache · Rechteckfenster · Sockel

Fußnoten
  1. HStAM 17 d, von Nordeck zu Rabenau 3
  2. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 2, S. 147; Altaras, Synagogen, S. 206
  3. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 2, S. 147
  4. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 2, S. 148
  5. Altaras, Synagogen, S. 206
Recommended Citation
„Nordeck (Landkreis Gießen)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/392> (Stand: 23.7.2022)