Synagogen in Hessen
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- 5319 Londorf
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 79. Treis / 80. Nordeck
Großherzogtum Hessen 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen) – 7. Allendorf
Nordeck
- Gemeinde Allendorf (Lumda), Landkreis Gießen — Von Susanne Gerschlauer
- Basic Data ↑
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Juden belegt seit
Ende 16. Jahrhundert
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Location
35469 Allendorf (Lumda), Stadtteil Nordeck, Rabenauer Straße 42 | → Lage anzeigen
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Rabbinat
Marburg
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preserved
ja
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Gedenktafel vorhanden
nein
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Weitere Informationen zum Standort
- History ↑
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Seit 1252 war Nordeck in landgräflich-hessischem Besitz. Die Herren von Nordeck, später Nordeck zur Rabenau, übten als Lehnsnehmer die örtliche Gerichtsbarkeit aus. 1806 kam Nordeck zu Kurhessen, später zu Hessen-Kassel.
Eine der ersten Nennungen von Juden im Raum Nordeck stammt aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert.1 Spätestens seit dieser Zeit lebten Juden kontinuierlich im Ort. Erste statistische Angaben erfolgten über die Zählung von fünf jüdischen Familien als Schutzjuden im Jahr 1784 in Nordeck.2 1835 lebten hier 32 Juden; knapp dreißig Jahre später war mit 42 Personen die höchste Zahl jüdischer Einwohner in Nordeck erreicht. Schon 1905 war ihre Zahl wegen Abwanderung aus wirtschaftlichen Gründen und wegen der häufiger auftretenden antisemitischen Repressalien auf 29 Personen gesunken.
Bis zur Gründung einer eigenen Synagogengemeinde, wahrscheinlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts, waren die in Nordeck lebenden Juden Mitglieder der jüdischen Gemeinde im benachbarten Londorf. Zur Gemeinde zählten die Juden aus dem etwa sechs Kilometer entfernten Ebsdorf (1835: 10 Personen, 1861: vier Personen); um 1905 kamen noch die im ca. fünf Kilometer entfernt lebenden Juden aus Leidenhofen hinzu. Die Gemeinde besaß fünf Thorarollen. Den Vorsitz über die jüdische Gemeinde hatte bis 1923 Maier Stern, dem als letzter Vorsitzender Leopold Strauß folgte.3 Die Mehrheit der jüdischen Nordecker lebte vom Viehhandel.
Von den 14 im Jahr 1939 noch in Nordeck wohnenden Juden zogen die meisten innerhalb Deutschlands um; zwei wanderten noch vor 1938 nach Nordamerika aus. Die noch verbliebenen wurden nach ihrer Deportation 1942 in Konzentrationslagern ermordet.4
- Betsaal / Synagoge ↑
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Die Synagoge stand in der Rabenaustraße 42, am ehemals östlichen Rand des kleinen Straßendorfes an der Hauptdurchgangsstraße. Die jüdische Gemeinde Nordeck mietete oder kaufte nach der Anerkennung ihrer Selbstständigkeit, vermutlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts, das Haus und ließ es für synagogale Zwecke umbauen.
Der zweigeschossige unverputzte Fachwerkbau mit vollem Dachgeschoss des späten 17. bzw. frühen 18. Jahrhunderts besitzt einen rechteckigen Grundriss von etwa 60 Quadratmetern und steht mit dem Satteldach traufseitig zur Straße. Das hochwertige und aufwändig gestaltete Fachwerk u.a. mit verzierten Eckständern, gliedert das Haus in zwei Zonen. Sie sind je durch die zeittypische Fachwerkform des „hessischen Mannes“ voneinander getrennt. Entsprechend der Gefachvorgaben waren in jede Zone der Traufseiten beider Vollgeschosse zwei kleine Rechteckfenster eingebaut. Heute sind alle ehemaligen Fenster bzw. Fensteröffnungen modern überformt, so dass sich die originale Befensterung der Giebelseiten nicht eindeutig rekonstruieren lässt. Die Keller unter dem beinahe geschosshohen Sockel aus Basalt wurden als Wirtschafts- und Lagerräume genutzt. Der Haupteingang lag auf der westlichen Giebelseite über einige Stufen erhöht.
Die Synagoge bot Raum für Religionsunterricht und Gemeindeversammlungen. Eine erste durchgreifende Renovierung fand 1881 statt.5
- Weitere Einrichtungen ↑
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Cemetery
Der Friedhof liegt oberhalb der Burg von Nordeck, nördlich, einige 100 Meter außerhalb des Ortes.
- References ↑
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Weblinks
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Sources
- Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW):
- HHStAW Best. 365 Nr. 650: Verzeichnis der Familien und Geburtsregister der jüdischen Gemeinde in Nordeck (Allendorf/Lumda), 1824-1873, 1890-1929
- HHStAW Best. 365 Nr. 651: Trauregister der Juden von Nordeck (Allendorf/Lumda), 1828-1872
- HHStAW Best. 365 Nr. 652: Sterberegister der Juden von Nordeck (Allendorf/Lumda), 1826-1872
- HHStAW Best. 518, Nr. 1312: Entschädigungsakte Jüdische Gemeinde Nordeck, 1954, 1963
- Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStAM):
- Best. 17 d: Nr. von Nordeck zu Rabenau 3: Verschiedene Streitigkeiten zwischen denen von Nordeck zu Rabenau und ihren Hintersassen im Londorfer Grund, darin: Beschwerde der Gemeinde Londorf über die von Nordeck wegen Aufnahme und Begünstigung von Juden, 1586
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Bibliography
- Altaras, Thea: Synagogen und jüdische Rituelle Tauchbäder in Hessen – Was geschah seit 1945? Königstein im Taunus 2007
- Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang. Untergang. Neubeginn, 2 Bde. Frankfurt a.M. 1971/1972, hier: Band 2, S. 147-148
- Rotmann, Arthur: Jüdisches Leben in der Rabenau. In: 1250 Jahre Londorf. Die Zeit von 1958 bis 2008; hrsg. von Gabriele Hofmann und Harald Jung. Rabenau 2008 (Schriftenreihe des Vereins für Heimat- und Kulturgeschichte der Rabenau e.V., Band 2, 2008), S. 72–109
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Illustrations
- Nordeck: Das ehemalige Synagogengebäude (1985) (392-FM-40)
- Nordeck: Das ehemalige Synagogengebäude (1985) (392-FM-50)
- Indices ↑
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Persons
Nordeck, Herren von · Nordeck zur Rabenau, Herren von · Stern, Maier · Strauß, Leopold
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Places
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Sachbegriffe Ausstattung
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Sachbegriffe Architektur
Fachwerkbauten · Satteldächer · Ständer · Mannfiguren · Gefache · Rechteckfenster · Sockel
- Fußnoten ↑
- Recommended Citation ↑
- „Nordeck (Landkreis Gießen)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/392> (Stand: 23.7.2022)