Synagogen in Hessen
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 78. Kirchvers / 133. Grosskrotzenburg
Großherzogtum Hessen 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen) – 19. Offenbach
Klein-Krotzenburg
- Gemeinde Hainburg, Landkreis Offenbach — Von Wolfgang Fritzsche
- Basic Data ↑
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Juden belegt seit
um 1720
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Location
63512 Hainburg, Ortsteil Klein-Krotzenburg, Kettelerstraße 6 | → Lage anzeigen
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preserved
ja
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Gedenktafel vorhanden
ja
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Weitere Informationen zum Standort
- History ↑
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Klein-Krotzenburg wurde urkundlich zum ersten Mal genannt, als es sich im Besitz des Klosters Seligenstadt befand. Über die Herren von Eppstein und diverse Verpfändungen gelangte der Ort 1425 an das Kurfürstentum Mainz und kam 1803 an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Seit 1977 ist er Bestandteil der Gemeinde Hainstadt.
Vergleichsweise spät, erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts, ließen sich Juden in Klein-Krotzenburg nieder. In den 1720er Jahren wurden namentlich Hayum und Herz erwähnt. Später legten die Familien Stein und Rosenthal den Grundstock der jüdischen Gemeinde. Nach 1808, mit Annahme fester Familiennamen, erscheinen vermehrt die Namen Kleeblatt, Strauß, Rosenthal, Stein, Grünbaum, Fürth, Österreich und Kahn. Zu dieser Zeit lag der Viehhandel fast vollständig in jüdischer Hand. Viele Familien lebten über einen langen Zeitraum im Ort. So übernahmen die Gebrüder Rosenthal 1891 eine bestehende Zigarrenfabrik und waren zeitweise mit rund 500 Angestellten und Arbeitern einer der größten Arbeitgeber.1
Bis 1871 besuchten die in Klein-Krotzenburg lebenden Juden die Synagoge in Seligenstadt und benutzten auch den dortigen Friedhof. Mit Verfügung vom 3. Juli 1871 gestattete das Herzogliche Kreisamt die Gründung einer eigenen Gemeinde unter der Voraussetzung, zeitnah eine eigene Synagoge mit mindestens zwei Thorarollen, ein geeignetes Lokal für den Unterricht und eine Lehrerwohnung, einen Friedhof und eine Mikwe einzurichten.2 Zudem war die Stelle des Vorbeters und Religionslehrers auf mindestens fünf Jahre zu besetzen.
Um 1913 lebten 30 Juden im Ort. Bei 2.000 Einwohnern entspricht dies rund 1,5 Prozent der Gesamteinwohnerzahl.
Die Klein-Krotzenburger Gemeinde löste sich mit Beschluss vom 20. Juli 1938 auf3, als noch elf Juden dort lebten.
In der Pogromnacht überfielen Nazischergen auch private Wohnungen und misshandelten deren Bewohner.
- Betsaal / Synagoge ↑
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Mit Gründung der eigenständigen Gemeinde 1871 richtete sich diese in einem Privathaus zwischen der Kettelerstraße und dem Haagpfad einen Betraum ein. Nachdem aber vor allem gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Zahl der jüdischen Einwohner gestiegen war, wurde 1911 der Bau einer Synagoge beschlossen. Die Finanzierung sollte über Spenden und eine Lotterie erfolgen. Das neue Gebäude wurde am 7. und 8. Februar 1913 feierlich eingeweiht. Die örtliche Bauleitung hatte der Kreisstraßenbaumeister Philipp Sommerkorn inne. Zur Einweihung sang der Synagogenchor Groß-Krotzenburg.4
Es entstand ein verputztes massives Gebäude über rechteckigem Grundriss mit polygonaler, nach Osten weisender Apsis. Der Zugang erfolgte von der gegenüberliegenden westlichen Seite. Der Nordseite war ein Treppenhausturm zur Erschließung der Frauenempore vorgestellt. Beide Gebäudeteile trugen jeweils ein Walmdach. Im Erdgeschoss der Südwand befanden sich drei, in der Nordwand zwei rechteckige Fenster. Im Obergeschoss lagen ovale Fenster, auf deren Höhe ein Gurtgesims verlief. Innen wurde der große Saal nach oben durch ein verputztes und bemaltes Spiegelgewölbe abgeschlossen. In ihrer Ausführung zählt die Synagoge zu den Ausnahmen der sonst eher monumental und pompös ausgeführten Synagogen dieser Zeit. „Ihre Architektur im Jugendstil zeigt Klarheit und Reinheit in der Linienführung“, schrieb Thea Altaras.5
Am 19. Mai 1935 wurde in der Synagoge eine Gedenktafel zur Erinnerung an die gefallenen jüdischen Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkriegs enthüllt.
Nach Auflösung der Gemeinde im Juli 1938 ging das Gebäude in den Besitz des Landesverbands der israelitischen Religionsgemeinden in Mainz über. Zu diesem Zeitpunkt enthielt sie ein Vorleserpult, einen Ständer, 14 befestigte Bänke, drei Pultdecken, acht Thoramäntel, vier Thorarollen, zwei befestigte Leuchter, neun Beleuchtungskörper und eine Bahre mit Tuch.6
Am 10. November 1938 wurde die Synagoge überfallen und durch Brandstiftung und Plünderung geschändet. Die Einrichtung und viele Kultgegenstände wurden zerschlagen und auf den Hof geworfen. Noch im gleichen Monat erwarb die bürgerliche Gemeinde das Gebäude für 200 Reichsmark und richtete es als Bauhof und Materiallager ein. Nach umfangreichen Sanierungen von 1995 bis 1997 dient es seither als Kultur- und Gedenkstätte.
- Weitere Einrichtungen ↑
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Mikwe
Mit Gründung der Gemeinde und Einrichtung eines Betraums auf dem Grundstück Kettelerstraße 6 wurde dort 1873/74 eine Mikwe eingerichtet.7
Seit 1913 bestand auch in der neuen Synagoge eine Gemeindemikwe. Sie wurde bei den Sanierungsarbeiten 1997 nicht wieder freigelegt.
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Schule
In Klein-Krotzenburg gab es wohl keine Schule. Religionsunterricht wird zunächst im Betraum, später in der Synagoge gehalten worden sein.
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Cemetery
Ein Jahr nach Gründung der Gemeinde Klein-Krotzenburg wurde 1872 südlich des Dorfes der Friedhof eingerichtet. So stammt auch der älteste erhaltene Grabstein von 1872. Die letzte Bestattung fand 1935 statt.
Während der Friedhof während der NS-Zeit von Zerstörungen weitgehend verschont blieb, wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg zweimal Opfer von Verwüstungen, in deren Verlauf 16 der 28 Grabsteine umgestürzt und teilweise stark beschädigt wurden.8
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Grabstätten
→ Klein-Krotzenburg, Jüdischer Friedhof: Grabstätten anzeigen
- References ↑
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Weblinks
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Sources
- Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW):
- HHStAW Best. 503, Nr. 7386: Entschädigungsansprüche der jüdischen Gemeinden im Regierungsbezirk Darmstadt. Band 9: Synagogen und andere jüdische Einrichtungen im Kreis und in der Stadt Offenbach am Main sowie in den Kreisen Alsfeld, Bergstraße und Lauterbach, (1932-1938) 1960-1962
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Bibliography
- Alicke, Klaus-Dieter: Lexikon der jüdischen Gemeinden im Deutschen Sprachraum. Gütersloh 2008.
- Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang. Untergang. Neubeginn, 2 Bde. Frankfurt a.M. 1971/1972, hier: Band 1, S. 449
- Becker, Stefan: Der Sammelkasten der Regenrinne mit Davidstern. Ein Beitrag zum Bau der Synagoge in Klein-Krotzenburg. [Heimat und Geschichte. Informationen aus dem kulturellen Geschehen des Kreises Offenbach, 9, 1987, Heft 12.
- Hölscher, Monika: Die ehemaligen Landsynagogen in Großkrotzenburg und Klein-Krotzenburg. Wiesbaden 2012
- Klein Krotzenburg (Landkreis Offenbach, Altkreis Offenbach), Gemeinde Hainburg. In: Altaras, Thea: Synagogen und jüdische Rituelle Tauchbäder in Hessen – Was geschah seit 1945? 2. Auflage. Königstein im Taunus 2007, S. 361f.
- Ritter, Thorwald: Das Geheimnis der Versöhnung liegt in der Erinnerung. Die Juden von Klein-Krotzenburg und Mainstadt. nach 1933. Frankfurt 1994.
- Ritter, Thorwald: Die Synagoge der jüdischen Gemeinde Klein-Krotzenburg. Frankfurt 1997.
- Ritter, Thorwald: Jüdischer Friedhof Klein-Krotzenburg. In: Geschichte und Geschichten aus Hainburg. (=Heimat- und Geschichtsverein Hainburg) 2008, S. 5-11
- Weih, Erich: Jüdischer Friedhof Klein-Krotzenburg. Eine Dokumentation. Klein-Krotzenburg 1994
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Illustration available
✓ (in Bearbeitung)
- Fußnoten ↑
- Recommended Citation ↑
- „Klein-Krotzenburg (Landkreis Offenbach)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/165> (Stand: 14.8.2022)