Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

Gambach Karten-Symbol

Gemeinde Münzenberg, Wetteraukreis — Von Susanne Gerschlauer
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

um 1705

Location

35516 Münzenberg, Ortsteil Gambach, Hauptstraße 6 | → Lage anzeigen

preserved

ja

Gedenktafel vorhanden

ja

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Ortsherren waren nach den um die Mittes des 13. Jahrhunderts ausgestorbenen Herren von Münzenberg bis 1806 die Grafen von Solms-Braunfels. Danach ging die Herrschaft an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt über.

Möglicherweise waren aufgrund der herrschaftlichen Ansiedlungspolitik bereits im Mittelalter Juden in Gambach ansässig, doch sind eindeutige Belege dafür bisher nicht zu finden. Eine jüdische Gemeinde soll bereits seit um 1600 Bestand gehabt haben,1 Archivalien bezeugen jüdische Gambacher allerdings erst um 1705. Um 1820 lebten 45 Juden in Gambach, 1905 waren es 78 von 1.448 Einwohnern (Anteil von etwa fünf Prozent). Einer der letzten Vorsitzenden der Synagogengemeinde war Moses Kaufmann.2

Die Gambacher Juden arbeiteten als Händler und Kaufleute. Der Kaufmann Moritz Schlesinger war außerdem als Schreibhilfe des Bürgermeisters sowie als Vorsänger der Synagogengemeinde tätig.3

Alle 18 in Gambach nach 1933 noch lebenden Juden wurden 1942 verhaftet und in Konzentrationslager deportiert, in denen sie umgebracht wurden.4

Betsaal / Synagoge

Im Jahr 1834 oder 18435 kaufte die jüdische Gemeinde ein zweigeschossiges, giebelständiges Fachwerkhaus am westlichen Rand des alten Ortskerns (Hauptstraße 6), das zuvor als Wohnhaus genutzt worden war. Das Haus, mit Schopfwalm zur Straßenseite hin, unterschied sich während seiner Nutzungszeit als Synagoge äußerlich vermutlich wenig von der umgebenden Wohnbebauung des 18. und 19. Jahrhunderts.

Im hinteren Teil, dem nördlichen Ende des Gebäudes, wurde der Betraum eingerichtet, der 27 Männern und 20 Frauen Platz bot.6 Erreicht wurde er über eine Treppe, die über den westlich liegenden Hof das hintere Hausteil erschloss. Über die innere Ausgestaltung des Gottesdienstraumes ist nichts überliefert. Während der Pogromnacht im November 1938 wurde das Mobiliar vollständig zerstört, wohingegen das Haus aufgrund seiner Lage in eng bebauter Umgebung unversehrt blieb. Seit 1952 befindet sich das Gebäude in Privatbesitz; der ehemalige Betraum dient wieder als Wohnraum.

Weitere Einrichtungen

Cemetery

Der Friedhof ist etwa 550 Quadratmeter groß und liegt von der Synagoge etwa 200 Meter entfernt am Ortsrand Richtung Holzheim.

Gambach, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Illustrations

Indices

Persons

Münzenberg, Herren von · Solms-Braunfels, Grafen von · Kaufmann, Moses · Schlesinger, Moritz

Places

Holzheim

Sachbegriffe Geschichte

Hessen, Großherzogtum

Sachbegriffe Architektur

Fachwerk · Schopfwalme

Fußnoten
  1. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 235
  2. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 235
  3. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 235
  4. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 236
  5. Altaras, Synagogen 2007, S. 382 und Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 235 geben mit 1834 bzw. 1843 unterschiedliche Daten an. Evtl. zustande gekommen über einen „Zahlendreher“. Klarheit ist bisher nicht geschaffen.
  6. Arnsberg, Jüdische Gemeinden, S. 235. Auf welcher Grundlage die Angaben über die Sitzplätze gemacht wurden lässt sich nicht erschließen. Möglicherweise liegt die Zahl zu hoch.
Recommended Citation
„Gambach (Wetteraukreis)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/113> (Stand: 22.7.2022)