Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Briefwechsel des Roßdorfer Musketiers Joseph Preis mit seiner Mutter, 1914-1915

Abschnitt 1: 10.9.1914: Brief des Joseph Preis an seine Mutter

Lieber Mutter!

Will Euch kurz ein par Zeilen schreiben. Es geht mir bis jetzt noch ganz gut. Ich habe Euch ja schon einige Briefe und Karten geschrieben, habe aber noch nicht das geringste von Euch gehört. Es fehlt mir auch an allem; das Geld ist soweit all1 und wie das Essen in der Kaserne ist, das könnt Ihr euch denken. Ich habe, derweil ich von Gimbsheim2 weg bin, noch nichts wie schwarzer Kaffee und trocken Brot gegessen. Nur [S. 2] Mittags gibt es ein anständiges Essen, sonst ist man auf sich selbst angewiesen. Jetzt habe ich erst richtig ausgemacht, was heißt, Soldat spielen.

Liebe Mutter, ich bin jetzt fast noch allein von meinen Kameraden, wie wir in Gimbsheim ausgerückt sind. Der Seibert liegt noch bei mir auf der Stube. Doch die Zeit erlaubt es mir nicht, noch viel zu schreiben. Also schickt mir gleich ein Paket, schickt jeden Tag eins und numeriert jedes; schreibt [S. 3] aufs erste eins, aufs zweite, was ihr schickt, zwei und so immer weiter, dann kann ich sehen, ob ich sie alle kriege. Steckt in jedes par Mark Papiergeld, damit, wenn eins verloren geht, doch nicht so viel Geld auf einmal weg ist. Also mit vielen Grüßen und auf ein frohes Wiedersehn verbleibe ich Euer lieber Sohn

Joseph.


  1. D.h. aufgebraucht.
  2. Gimbsheim, Kreis Alzey-Worms.

Personen: Preis, Joseph · Preis, Anna · Seibert, Soldat
Orte: Gimbsheim · Roßdorf
Sachbegriffe: Feldpost · Feldpostbriefe · Kasernen · Kaffee · Brot · Papiergeld · Truppenverpflegung
Empfohlene Zitierweise: „Briefwechsel des Roßdorfer Musketiers Joseph Preis mit seiner Mutter, 1914-1915, Abschnitt 10: 10.9.1914: Brief des Joseph Preis an seine Mutter“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/74-1> (aufgerufen am 26.04.2024)