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KDR 100, TK25 1900 ff.

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Ziegenbach (Sankt Maria)

Wüstung · 297 m über NN
Gemarkung Wolfterode, Gemeinde Meißner, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Wüstung

Lagebezug:

12 km westnordwestlich von Eschwege gelegen

Lage und Verkehrslage:

1 km westnordwestlich der Ortsmitte von Wolfterode im Tal des Ziegenbachs gelegen

Vor Ort machte K. Sippel auf zwei Äckern, die südlich des Bachs am Unter- und Mittelhang inmitten von Wiesen liegen, auf einer etwa 160 x 30 m großen Fläche, die westsüdwestlich - ostnordöstlich verläuft (hier mittig lokalisiert), Funde verschiedener Zeitstellung: Zunächst ist eine ältere Scherbe (vgl. Hallstatt- und Latènezeit) sowie ein unbearbeiteter Feuerstein zu nennen. Hinzu kommen über 100 meist hoch- und spätmittelalterliche, vereinzelt auch neuzeitliche Scherben. Die ältesten sind etwa ins 12./13. Jahrhundert zu datieren. Zudem wurde ein kleiner kugeliger Spinnwirtel (Dm 2,14 cm) entdeckt, der stellenweise schwach glasiert war. Schließlich sei auf das Kopfstück einer kleinen mittelalterlichen Pferdefigur aus Ton verwiesen (L. noch 3,2 cm).

Ersterwähnung:

1258

Letzterwähnung:

1563

Siedlungsentwicklung:

Die Wüstung Ziegenbach wurde 1258 erstmals als bestehender Ort erwähnt. Dieser war dann 1425 wüst. Davon stammen denn auch die älteren, an besagter Stelle gemachten Funde. Jedoch gründete das nahe Kloster Germerode 1442 oder kurz vorher außerhalb von Wolfterode an nicht näher genannter Stelle eine Kapelle der hl. Maria. Sie konnte als Wallfahrtskapelle reiche Einkünfte verzeichnen (Huyskens, Werra-Klöster, S. 878). Gemäß K. Sippel dürfte sie nach der Reformation aufgegeben und danach verschwunden sein. Ihr Standort befand sich offenbar im Bereich der Wüstung Ziegenbach, wo mehrere Flurstücke noch den Namen "Auf der alten Kirche" tragen. Für K. Sippel war er aber 1992 bei der Begehung nicht festzustellen. Für ihn ist es aber denkbar, dass eine ältere Kirche, die zu der verlassenen Siedlung gehörte hatte, später als Wallfahrtskirche neu belebt und ausgebaut wurde.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1258)
  • dorf (1369)
  • Wüstung (1425)
  • wüst (1480)
  • Kapelle (1442)
  • Dorf, Kapelle

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3563170, 5676950
UTM: 32 U 563071 5675119
WGS84: 51.223965° N, 9.903199° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

63600807002

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1451: Gericht Kloster Germerode (iurisdictio et ius capitale)

Altkreis:

Eschwege

Gericht:

  • 1451: Gericht Kloster Germerode (iurisdictio et ius capitale)

Herrschaft:

Ursprünglich im Herrschaftsgebiet der Grafen von Bilstein kommt es 1277 an das Kloster Germeorde, das noch 1451 die Gerichtsbarkeit reklamiert. Aber bereits 1369 stimmt der Landgraf von Hessenals Lehnsherr der Verpändung von Ziegenbach durch Hermann von Treffurt zu und behält sich das Wiederkaufsrecht vor. 1387 werden die von Dörnberg von den Landgrafen mit halb Ziegenbach belehnt. Mit der Säkularisation im 16. Jahrhundert fällt das Gebiet endgültig an die Landgrafen von Hessen.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1258 überträgt Graf Burchard von BilsteinKloster Germerode die Hälfte des Dorfes Ziegenbach mit allen Zugehörungen.
  • 1351 und 1358 erwirbt das Kloster weiteren Besitz von Hermann von Treffurt. 1369 werden schließlich alle Rechte von Hermannn von Treffurt dem Kloster und Heinrich von Wickardesa versetzt.
  • Es war 1425 eine Wüstung, deren Hälfte den von Dörnberg von Hessen zu Lehen gegeben worden war (Rev. 1425. 1459).
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Möglicherweise diente die frühere Dorfkirche von Ziegenbach nach dem Wüstfallen des Ortes als Wallfahrtskapelle der Hl. Maria (s. Siedlungsentwicklung).
Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Ziegenbach (Sankt Maria), Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/7371> (Stand: 29.4.2024)