Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild

Unbekannte Person 2. Hälfte 17. Jh.(?), Homburg

Bad Homburg · Gem. Bad Homburg v. d. Höhe · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Bad Homburg

Heutiger Aufbewahrungsort:

Bad Homburg, Schlosskirche

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Ist heute in der Außenwand der Kirche eingemauert.

Merkmale

Datierung:

2. Hälfte 17. Jh.(?)

Typ:

Grabplatte

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

78 x 178 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

ca. 3-5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabplatte einer unbekannten Person.1) Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein. Sie zeigt in den beiden unteren Dritteln des leicht eingetieften Feldes die von Rollwerk umgebene Inschrifttafel, die mit der in 20 Zeilen ausgeführten Grabinschrift versehen ist; die Breite der Zeilen reichte nicht für die Verse aus, so dass die überzähligen Worte rechtsbündig in eine zweite Zeile geschrieben wurden, Pentameter sind links leicht eingerückt. Im oberen Drittel der Platte sind in einem ausgehauenen Rundmedaillon die beiden persönlichen Vollwappen des Verstorbenen angebracht. Das Inschriftfeld ist mit Textverlusten stark abgetreten.


  1. VSSG, Fachgebiet Museen II – Schloss, Inv.-Nr. 3.1.58.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Enthaltene Wappen:

unbekannt4)

unbekannt5)


  1. Ein gerüsteter Mann mit Dolch, Hz. ebenso in offenem Flug.
  2. Ein steigendes Pferd (?) nach rechts, begleitet von zwei sechsstrahligen Sternchen; Hz. steigendes Pferd.

Dargestellte Personen:

Die Identität des Verstorbenen konnte nicht geklärt werden, zumal von seinem Namen, der in der ersten Zeile nach dem finiten Verb steht, nichts mehr zu erkennen ist. Er beginnt entweder mit CONRADI o. ä. oder mir der Konstruktion COGNOMINE. Nimmt man dann den Begriff EPHOERVS (= EPHORVS) als Indiz für den Leiter einer Organisation im geistlichen Umfeld, etwa als gelehrte Bezeichnung für einen Superintendenten oder nur für den Hauptpfarrer in Homburg, böte sich als Ergänzung COGNOMINE FABRI an, womit der Verstorbene als Peter Faber, Homburger Pfarrer 1654–1677, zu identifizieren wäre. Leider ist über seine Ehefrau und sein Lebensalter nichts bekannt,7) um die Identifizierung mit zwei weiteren Angaben der Inschriften in Einklang zu bringen. Befremden muss auch, dass nichts über spezielle Verdienste im beruflichen Umfeld des Verstorbenen mitgeteilt ist. Das gilt für einen protestantischen Geistlichen ebenso wie für einen Angehörigen des landgräflichen Hofes, obwohl der Begriff EPHOERVS dieses Umfeld kaum nahelegt.


  1. Vgl. Pfarrer- und Schulmeisterbuch Souveränitätslande 244.

Sonstiges:

Die Zeitstellung ist wegen der starken Oberflächenbeschädigung sehr weit zu fassen. Zwar wurde noch mehrheitlich V statt U verwendet, doch lassen Einzelformen wie VIXIT mit dem weit nach links ausgebogenen linken Schaft des V und dem unter die Grundlinie gezogenen Schrägschaft bei X eine Einordnung nach der Mitte des 17. Jahrhunderts wahrscheinlich werden. Diese eklektischen Verlängerungen bei V und X sind jedoch keine zwingenden Indizien. Den Ansatz bestätigen immerhin die teigigen Beschlagwerkformen und das schlichte Wappenmedaillon mit vier umgebenden quasi-Befestigungen.6) Dazu passen die unscheinbaren, fast verkrüppelten und senkrecht nach unten geschwungenen Cauden des R; wenig hilfreich sind Rechtsschrägenverstärkung bei V und die einem G ähnliche, sehr individuelle Gestaltung des Q. Zwei singuläre U in der ersten Zeile – danach kommen keine mehr vor – besitzen noch einen den Verbindungsbogen unten überragenden rechten Schaft, so dass die Platte nicht sehr viel später beschriftet sein sollte, weil mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts das runde symmetrische U (ohne Schaft rechts) häufiger wird.


  1. Vgl. rudimentäre Wappenschilde 1666 in Greifwald, DI 79 Greifswald) Nr. 177 m. Abb. 208; die vierfache Befestigung, das Beschlagwerk allerdings weniger teigig, 1631 und 1636, DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis I) Nr. 352 m. Abb. 298, Nr. 365 m. Abb. 302.
Inschrift

Umschrift:

OSS[A] SUB HOC TU[MU]LO [PAV]S[AN]T / [CO– – –]a)

HIC PIA SPE [..IQ] E[T MO]LLITE[R] / OSSA CVBAN͜T2)

QVI GENVIT SEPTEM [GNATA͜E]b) CVM / [– – –T.]

CONIVGE T[...]PH[R]IA͜E STIRPIS / ALVMNA FVIT /

ILLE SENEX AN[N]IS [ANIMIS] SE[.] / EPHOERVS [IMO..] /

VIXIT ET VT CLA[R]VS VIXERAT / ASTRA SVBIT /

SI NVMERES VITA͜E SEPTEM BIS / LVSTRA PEREGITc) /

CVI CVMVLVS PAVCIS MENSIBVS / AVCTVS ERAT /

SI REPVTES PLERIS IMPLEVIT / LAVDIBVSd) ANNOS /

FELIX QVI PARITER SIC IN / HONORE IACET


  1. Buchstabenbefund unsicher. An dieser Stelle könnte der Name des Verstorbenen gestanden haben, etwa in der Form Vorname und Nachname im Genitiv oder angesichts der artifiziellen Diktion auch nur COGNOMINE und Name im Genitiv.
  2. N und A verschränkt?
  3. I in G klein eingestellt.
  4. I in D eingestellt.
  1. Der Schluss des Distichons aus Ov. am. 1, 8, 108 bzw. Ov. trist. 3, 3, 75 (cubent) weit verbreitet und benutzt von Eobanus Hessus für Dürer, Melanchthon für Luther, Wimpfeling zum Speyerer Dom, konkret in Inschriften benutzt (ggf. mit der Ovidschen Variante cubent) unter anderem 1558 und 1626 in Hannover, vgl. DI 36 (Stadt Hannover) Nrr. 112, 288; 1567 in Naumburg, vgl. DI 7 (Stadt Naumburg) Nr. 246; 1577 in Hermannstadt, vgl. Albu, Inschriften Nr. 76; 1579 in Hameln, vgl. DI 28 (Hameln) Nr. 80; 1584 o. später und 1617 in Halle/Saale, vgl. DI 85 (Halle) Nrr. 239, 391; 1587 in Braunschweig, vgl. DI 56 (Braunschweig II) Nr. 611; 1617 in Jena, vgl. DI 33 (Stadt Jena) Nr. 198; 1648 in Gronau, vgl. DI 88 (Lkr. Hildesheim) Nr. 423. Die Verteilung über ein Jahrhundert schließt einen engeren Datierungsansatz aus dem Zitat aus.

Übersetzung:

Unter diesem Grab ruhen die Gebeine des [Name]. In frommer Hoffnung (…) ruhen hier die Gebeine des [Name] weich. Er zeugte sieben (Kinder/Töchter) und (…) mit der Ehefrau [Vorname], die ein Spross des Stammes der [Nachname] war. Jener Greis (…) lebte er (…) als Superintendent/Oberpfarrer, und so ruhmvoll, wie er gelebt hatte, stieg er zu den Sternen empor. Wenn Du nachzählst: Er durchlebte zweimal sieben Lustren (70 Jahre) seines Lebens; diese Menge wurde ihm noch um wenige Monate vergrößert. Wenn Du darüber nachdenkst: Er erfüllte diese Jahre mit reichem Lob. Glücklich, wer ebenso in Ehre ruht!3)


  1. Freundl. Übersetzung Dr. Michael Oberweis, Mainz, dem auch für seine Mithilfe beim mühsamen Entziffern des stark beschädigten Textes herzlich zu danken ist.

Kommentar:

Fünf elegische Distichen.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Wappen:

unbekannt · unbekannt

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 438.

Zitierweise
„Unbekannte Person 2. Hälfte 17. Jh.(?), Homburg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2570> (Stand: 20.3.2023)