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Grabdenkmäler

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Elisabeth Westenberger und ihr nachbestatteten Ehemannes Hans Peter 1653, 1678, Hochheim

Hochheim am Main · Gem. Hochheim am Main · Main-Taunus-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Hochheim am Main

Gebäude / Areal:

Hochheim, ehemaliger Petersfriedhof

Heutiger Aufbewahrungsort:

Hochheim, Katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Steht heute an der Südfassade der Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul im Freien, und zwar am Fuß der vierten Lisene von Osten.

Merkmale

Datierung:

1653, 1678

Typ:

Grabkreuz

Material:

Kalkstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

140 x 100 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A) 6, (B) 3-5,5, (C) 5-7 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabkreuz der Elisabeth Westenberger und ihres nachbestatteten Ehemannes Hans Peter. Großes Kreuz (eine Mischung aus Lilien- und Kleeblattkreuz) aus Kalkstein. Auf der Vorderseite – die Rückseite ist nur geglättet und sonst unbearbeitet – befinden sich drei Inschrifttexte übereinander: Oben der Titulus (A), darunter auf den Kreuzarmen die Inschrift (D); sie besteht aus der verstümmelten Jahreszahl und aus Initialen; in der Mitte der Kreuzarme befindet sich die Ritzzeichnung einer Sonne, in deren Zentrum das Jesusmonogramm (B) erkennbar ist; die Strahlen sind abwechselnd dreieckig und geflammt. Auf dem breiten Sockel des Grabkreuzes ist die in vier Zeilen ausgeführte Grabinschrift für die Verstorbene (C) eingehauen; die Inschriften (A) bis (C) gehören zur Erstfassung. Die Steinoberfläche zeigt Verwitterungsspuren, Bruchlinien und Beschädigungen sowie Ausflickungen mit Mörtel; das Kreuz war unter den Armen durchgebrochen. Als Worttrenner dienen Quadrangel.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · männliche Person(en) · Ehepaar

Dargestellte Personen:

Der Familienname Westenberger lässt sich zahlreich in Hochheim sowie umliegenden Ortschaften bis Hofheim nachweisen,4) doch sind die Vorfahren der Verstorbenen nicht bekannt, ebenso fehlen biographische Nachweise. Eine Elisabeth ist mit Geburtsjahr 1603 zwar in Hofheim a. T. als Tochter eines aus Rosbach im Odenwald stammenden und 1601 in Hofheim verehelichten Jakob Westenberger belegt;5) diese beiden Daten passen jedoch nur vorgründig zusammen, man müsste bei einem Alter von 50 Jahren Ehelosigkeit oder Rückkehr zum Geburtsnamen unterstellen, was beides nicht die Regel ist.

Ein Einwohnerverzeichnis Hochheims nach der Schwedenzeit notiert 1633 einen 1627 aus dem darmstädtischen Ober-Rosbach (Rosbach vor der Höhe, Wetteraukreis) zugezogenen Johannes Westenberger und 1636 unter jenen Einheimischen, die dem Mainzer Domkapitel ihre Leistungen noch nicht erbracht hatten, offenbar den Sohn Hans Peter Westenberger.6) Bei Hans Peter Westenberger handelte es sich um den Ehemann der Elisabeth, der lange nach ihr 1678 starb und auf ihrem Grabkreuz mit verewigt wurde. Das offenbart das Kirchenbuch der katholischen Pfarrei Hochheim, in dem das Begräbnis der Elisabeth, Ehefrau des Hans Peter Westenberger zum 22. Mai 1653 verzeichnet ist, das des mit 60 Jahren verstorbenen Ehemanns zum 19. Januar 1679, offenbar verzögert nach seinem Tod spät im Jahr 1678.


  1. Vgl. Internetpräsentation http://www.ahnenforschung-hessen.de/stammfolgen/westenberger sowie die ausführliche Dokumentation unter http://www.duchmann.net, „Alle Nachnamen“ (Stand: 18.11.2014).
  2. http://www.duchmann.net, „Alle Nachnamen“, Westenberger Nr. 11025 (Stand: 18.11.2014).
  3. Vgl. Biller, Bevölkerung Sp. 387 Nr. 16 u. Sp. 389 Nr. 41 (Hans Peter), Nr. 52 (Johannes).

Sonstiges:

Die Lesung der Jahreszahl von Inschrift (D) als 1678 – ein für die Lesung 48 erforderlicher Balken in halber Ziffernhöhe ist nicht vorhanden und auch von dem Sporn am unteren Ende des Schrägschafts her auszuschließen – passt zu einer Zweitverwendung. Dem Typus entsprechend befindet sich die erste Sterbeinschrift im Sockel; somit ließe sich die Buchstabenfolge WB in (D) als W(ESTEN)B(ERGER)2) auflösen und die Initialen davor als Vornamen. Diese Einschätzung bestätigt auch die Analyse der Schriftformen, denn die Übereinstimmung der vom Bogen abgesetzten Cauda der R in den Inschriften (A) und (C) und die Fortschreibung dieses Phänomens bei den abgesetzten Bögen des B in Inschrift (C) zeigt die Entstehung des Grabkreuzes zum Jahr 1653 an, während retrograde N und anstoßende Bögen des B in Inschrift (D) zur Zweitverwendung gehören.3)


  1. Die Auflösung zweier „Initialen“ in mehrsilbigen und zweiteiligen Namen ist im 17. Jahrhundert zwar nicht häufig, aber auch nicht ungewöhnlich, vgl. hier im Katalog Kat.-Nr. 346 und etwa DI 87 (Werra-Meißner-Kreis I, Altkreis Witzenhausen) Nr. 252.
  2. Die Zuweisung des Grabkreuzes von 1653 an Oswald Victor bei Bratsch, Friedhöfe 26 beruht auf einem Missverständnis; Oswald Victor starb 1704, wie eine Autopsie des weiter östlich stehenden Grabkreuzes ergab.
Inschrift

Umschrift:

A I(ESUS) N(AZARENUS) R(EX) I(UDEORUM)1)

B IH(ESU)S

C AN(N)O · 165[3]a) / DEN · 20 · MAI [I]ST · GES[T]OR[B]/EN · ELISA-

BETH · WESTENBERGE[R] / DEREN · [S]EEL · GOT · GNADT · AMEN

D ANNO // 1678b)

H(AN͜S) P(ETER)c) // W(ESTEN)B(ERGER)


  1. Nur linker Bogenabschnitt der 6 erkennbar, deutlich zu unterscheiden von der gleichfalls beschädigten 5; die 3 ist am unteren auslaufenden Bogen, der sich von dem der 5 unterscheidet, mit vertretbarer Sicherheit zu erkennen.
  2. Nicht 1648; es handelt sich schon wegen der Position der Beschriftung um einen Nachtrag, vgl. im Kommentar.
  3. Der Balken des H nicht mehr sichtbar, aber wegen des Abstandes kein I, ein R statt P ist wohl auszuschließen.
  1. Joh 19,19.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 270.

Zitierweise
„Elisabeth Westenberger und ihr nachbestatteten Ehemannes Hans Peter 1653, 1678, Hochheim“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2520> (Stand: 20.3.2023)