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Apel von Berlepsch und Margaretha von Berlepsch geb. von der Tann 1581, Witzenhausen

Witzenhausen · Gem. Witzenhausen · Werra-Meißner-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Witzenhausen

Gebäude / Areal:

Witzenhausen, Liebfrauenkirche

Merkmale

Datierung:

1581

Typ:

Epitaph

Erhaltung:

erhalten

Größe:

245 x 450 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A, B, E, F) 4, (C, D) 3 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Epitaph des Apel von Berlepsch und der Margaretha von Berlepsch geb. von der Tann. In der Nordostecke an der Nordwand zweigeschossige Ädikula. Über dem breiten Sockel mit einer die Inschrift B enthaltenden Rollwerktafel erhebt sich ein zweigeschossiger Aufbau mit flacher Figurennische, darüber eine Bildszene und abschließend ein dreieckiger Giebel, auf seinem Schräggesims liegen rechts und links je ein Putto mit einem Füllhorn im Arm. Im Giebelfeld Gott als Weltenherrscher, dargestellt mit Krone und Bart. Das Gebälk des Hauptgeschosses trägt im Fries links Inschrift C, rechts Inschrift D. Es ruht auf zwei mit Rankenornamenten verzierten Pilastern, neben denen je acht Vollwappen senkrecht übereinander angebracht sind. In der so begrenzten Nische sind die Verstorbenen dargestellt: links der Mann in Rüstung, rechts die Frau mit Haube und Überwurf; im Hintergrund ein Rundbogen, der auf Pilastern ruht, oben in der Mitte zwischen den Figuren ein Kruzifixus mit dem Titulus A, den Verstorbenen zu Füßen ihre 15 Kinder, sechs Söhne links und neun Töchter rechts. In den Bogenzwickeln zwei Rosetten(?). In der Rechtecknische des Obergeschosses Darstellung des auferstehenden Christus: Er tritt aus dem Grab, an dessen rechter und linker Seite die Wächter schlafen. Über den Wächtern zwei Schriftfelder mit Inschriften (E oben links, F oben rechts). Die Rechtecknische wird von zwei Gebälkträgern mit Seitenhang eingeschlossen, sie gliedern sich in einen Sockel, einen stilisierten menschlichen Oberkörper und ein weibliches Haupt (rechts) bzw. ein männliches (links).1) Inschriften in vertieftem Feld eingehauen, Kerbe golden bemalt. Worttrenner: Quadrangel (B), Dreiecke (B), unspezifische Punkte, ggf. Quadrangel (C, D, E, F).


  1. Zwei solche karyatidenähnlichen Figuren, die eine männlich, die andere weiblich, erscheinen auch am Schloss Berlepsch, nämlich über dem Portal, das Zugang zum Treppenaufgang und den Innenräumen des Schlosses gewährt., s. Kat.-Nr. 1/III-IV. Und so sind wohl Zweifel angebracht, wenn Eckhardt, BerlepschEpitaph die Ansicht vertritt, mit den beiden Figuren im Epitaph habe Andreas Herber sich selbst und seine Frau darstellen wollen.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · Ehepaar · männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Wappen:5)

Berlepsch6)

Tann7)

Ebeleben8)

Schenk zu Schweinsberg9)

Oldershausen10)

Mansbach11)

Löser12)

Schenk zu Schweinsberg9)

Weitershausen13)

Stein zu Ostheim(?)14)

?15)

Wais von Fauerbach16)

Knigge17)

Trümbach18)

Pflug19)

Schlitz gen. Görtz20)


  1. Ausführlich zu den Ahnenwappen äußert sich Eckhardt, Berlepsch-Epitaph; er hatte sie in farbiger Darstellung vor Augen, von der heute keine Spur mehr ist. – Die Wappen der folgenden Familien weichen bisweilen von den Darstellungen bei Siebmacher ab, Abweichungen in Klammern: Oldershausen (gewendet), Löser (nicht quadriert, Reh im Schild), Weitershausen (rechts im Schild 2 schmale Rechtsschrägbalken, der dritte fehlt), Pflug (gewendet), Schenk zu Schweinsberg (noch ohne den zweiten, einen Flug als Helmzier tragenden Helm, der spätestens 1561 hinzugefügt wurde, vgl. Stammbuch, Schenk zu Schweinsberg I, Erläuterungen zum Wappen Ziffer 6), Stein-Liebenstein (nur ein Schrägbalken, s. Kommentar, da eher Stein-Ostheim), Schlitz gen. Görtz (gewendet, Helmzier: geschlossener Flug). Eckhardt, Berlepsch-Epitaph schreibt, dass erst zu seiner Zeit Graf Berlepsch das Wappen der Knigge eingezeichnet habe; Ende des 16. Jahrhunderts sei die Abstammung nicht hinreichend bekannt und der Wappenschild demzufolge leer gewesen. Das 6. Wappen (quadriert, in Platz 1 und 4 ein Wimpel, in Platz 2 und 3 geteilt von Zahnschnitt; 2 Helme mit Helmzier: Mann mit Wimpel, Büffelhörner) sei nicht identifiziert und werde mit der Familie Mistelbach (meißnisches Adelsgeschlecht) in Verbindung gebracht, der die Mutter Apels von Ebeleben angehört haben soll, s. aber unten bei Anm. 15.
  2. Wappen Berlepsch (5 Sittiche, 2: 2: 1), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 3, S. 7, Taf. 6.
  3. Wappen von der Tann (Fisch), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 1, S. 60, Taf. 63.
  4. Wappen Ebeleben (geteilt), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 13, S. 8, Taf. 5.
  5. Wappen Schenck zu Schweinsberg (geteilt; oben Löwe, unten 4 Wecken, 3: 1), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 7, S. 9, Taf. 10.
  6. Wappen Oldershausen (quadriert, 1/4. 9 Rosen, 3: 3: 3; 2/3. leer), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 14, Taf. 15.
  7. Wappen Mansbach (achtfach geständert), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 1–2, S. 253, Taf. 303.
  8. Wappen Löser (Reh), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 6, S. 101, Taf. 65; Bd. 3, Abt. 2, S. 244, Taf. 295 (jeweils nur Reh, sonst auch quadriert von Reh und Adler). 1579 führte Johann nur ein Reh im Schilde.
  9. Wappen Weitershausen (3 Schrägbalken, sonst auch fünfmal schräggeteilt); vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 4, S. 20, Taf. 34.
  10. Wappen Stein (Schrägbalken, Helmzier: geschlossener Flug mit Schildbild), nach Meding Bd. 1 Nr. 834 das Wappen der Stein zu Ostheim, nach der Beschreibung von Carl Friederich in Weltall, Bd. 3, 402 das Wappen der Stein zu Nordheim. Das Wappen Stein zu Ostheim stellt auch Siebmacher, Wappenbuch I, Taf. 103 mit nur einem Schrägbalken und einem geschlossenen Flug dar, aber mit einem Zusatz im Schild. Üblicherweise zeigt die Helmzier einen offenen Flug, vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 1, Taf. 61. Wegen dieser Unklarheiten wird das Wappen als „Stein zu Ostheim(?)“ bezeichnet. Das Wappen der Stein zu Liebenstein hat zwei Schrägbalken, s. Siebmacher, Wappenbuch I, Taf. 149.
  11. Wappen unbekannt (quadriert, 1/4. Wimpel; 2/3. geteilt von Zahnschnitt). Hier müsste nach dem Stammbaum der Beata von Ebeleben das Wappen Schenk von Tautenburg stehen, vgl. http://fabpedigree.com/s078/f513477.htm (Stand 01. 10. 2015), dem das vorhandene nicht gleicht. Dieses Wappen findet sich auch auf dem unbeschrifteten Teil der Grabplatte des Unbekannten, der neben Apel ruht.
  12. Wappen Wais von Fauerbach (Löwe), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 7, S. 40, Taf. 67.
  13. Wappen Knigge, heute leer, s. Anm. 5. Zum Wappen s. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 10, Taf. 11 f.
  14. Wappen Trümbach (3 Rosen, 2: 1), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 4, S. 28, Taf. 32.
  15. Wappen Pflug (quadriert, 1/4. Pflugschar, 2/3. Ast mit 3 Blättern), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 4.2, S. 7, Taf. 6; ebd. Bd. 3, Abt. 1,S. 297, Taf. 349.
  16. Wappen Schlitz gen. Görtz (2 oben gezinnte Schrägbalken), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 4, S. 10, Taf. 10.

Dargestellte Personen:

„Apel, Hanses Sohn, Christophs, Caspar und Hanses Bruder, wohnte zu Fahrenbach und ist ein ansehnlicher, frommer, verständiger Mann gewesen, der auch in der großen Herren Sachen sich hat brauchen lassen. Er nahm Eberhards von der Danne, des Statthalters zu Weimar Tochter zur Ehe, die zeugte ihm drei Söhne und fünf Töchter: Beate nahm Volkmar Reiteseln – Anne, Georg Dieden – Agnes, Melchior von Hanstein – Margarethe, einen v. Hanstein. Barbara ist noch eine Jungfrau.“21) Die Geburtsdaten der Eheleute sind unbekannt. Aber ihr Ehevertrag aus dem Jahr 1550 ist erhalten.22) Von den 15 Kindern kennen wir zwei Söhne und fünf Töchter mit Namen, die übrigen sind offenbar jung gestorben.23)

Unter ihnen erscheint ein Sittich, dessen Name vielleicht in Kat.-Nr. 83 genannt ist.

Margarethe von der Tann, die man auch als Margarethe Susanne bezeichnet findet, hat nach Eckhardt eine Dorothea von Stein-Liebenstein zu Barchfeld als Urgroßmutter. Diese Aussage geht wohl auf die Familienüberlieferung der von Berlepsch zurück, und mag Eckhardt zu der Bemerkung veranlasst haben, dass Dorothea „deshalb die schrägen Balken, silbern und schwarz“ im Wappen führt. Das betreffende Wappen zeigt aber nur einen Schrägbalken und passt daher nicht zu den Stein-Liebenstein zu Barchfeld. Vielmehr gehört es zu den Stein zu Ostheim oder zu Nordheim, und so ist entweder das falsche Wappen oder die falsche Familienzugehörigkeit genannt.


  1. s. CvHanstein 396 (890). Er zitiert aus Letzner.
  2. HStAD, F 27 A Nr. 7/15 enthält Ehevertrag: Apel von Berlepsch und Margarete von der Tann 1550.
  3. s. Stammbuch, Berlepsch III. Zur Abstammung Apels von Berlepsch s. auch unter http://fabpedigree.com/s078/f513477.htm, zu der Margarethes von der Tann unter http://fabpedigree.com/s079/f513477.htm (konsultiert jeweils am 01. 10. 2015).

Sonstiges:

Nach Eckhardt, Berlepsch-Epitaph hat Andreas Herber das Epitaph geschaffen.24) Zu dieser Auffassung gelangt er „aus dem Vergleich mit zahlreichen signierten Grabdenkmälern“ und weist auf den von Herber signierten „Grabstein einer jungen Frau unseres (d. i. des Witzenhäuser, Anm. d. Bearb.) Stadtschreibers Joel Franck“ hin, der auch in der Liebfrauenkirche steht. Gemeint ist damit das Epitaph für Elisabeth Behn (Kat.-Nr. 71). Auch Kramm, Herber und LAGIS weisen das Berlepsch-Epitaph Andreas Herber zu.

In den Inschriften B, C und D sind die Buchstaben schmal und hoch ausgeführt, in A, E und F wirken sie etwas gedrungener. Im Übrigen sind die Buchstaben zeitgemäß mit Sporen versehen und weisen die übliche Formensprache auf. Ein Buchstabenvergleich zum signierten Epitaph der Katharina Riedesel von Eisenbach von 1578 in Ersrode (Lkr. Hersfeld-Rotenburg)25) bestärkt die Zuschreibung wenigstens ansatzweise, da eine sehr ähnliche Sporenbildung zu erkennen ist, die Buchstaben ähnlich gedrängt und dadurch hier C und D noch schmäler als in Ersrode sind, die O sind größtenteils auch hier oval; ähnlich sind auch nach rechts gekippte und nicht ganz symmetrische A, aber hier öfter ohne scharfe Spitze, und R hier nur am Wortende mit nach rechts raumgreifender Cauda; übereinstimmend auch die G mit eingestellter Cauda. Am nächsten kommt der vorliegenden Schrift die des zeitnahen signierten Epitaphs Behn (Kat.-Nr. 71), wo sich der Künstler allerdings einige dekorative Sonderformen erlaubte.


  1. Eckhardt, Berlepsch-Epitaph.
  2. s. DI 91 (Hersfeld -Rotenburg) Nr. 191.
Inschrift

Umschrift:

A I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM)2)

B EPITAPHIVM · VN⌣D · GRABMAL · DES · WELANT · G(E)T(REVEN)

EDLEN · VND · ERENVESTEN · APELN · VON · / BERLIPSCH · AVF ·

FAR⌣ENBACH · VND · DER · EDLEN · AVCH · ERENT-

REICH⌣EN · FRAVWEN · MARGRETEN / GEBORN · VON · DER ·

THAN(N)E · SEINER · GETREVEN · VND · ELIGEN · GEMALN · MIT

· ANZEIGVNG · / IRER · BEIDER · FVFZEH⌣EN · SOHNE · VND ·

DOECHTERE · DAR · MIT · SIE · IN · IRER · STEHNE · EHE · / GE-

SEGNET · AVCH · MIT · ABBILDVNGE · IRER · 16 · ANGEN · WAF-

FEN · AVFGERICHT · AN⌣NO CH⌣RISTI 1581

C APEL VO(N) BERLIPSCH IST GOTSELICH VER/SCHEIDE(N) DE(N)

· 26 · OCTOBRIS ANNO 1570

D MARGRETA V<. .>a) BERLIPSCH G(E)BORN VO(N) DER / THAN IST

IM HE⌣RN EN⌣TSCH⌣LA⌣FFE(N)b) DE(N) 5 MA⌣RTI(I) 1577

E JOHAN · AM · 11 · C(APITEL) · / ICH · BIN · DIE · AVF⌣F/ERST-

EVNG · VND / DAS · LEBEN3)

F JOHANN · AM · 16 · CA⌣P(ITEL) / SEIT · GETROST · / ICH · HABE ·

DIE · / WELT · VBERWVN=/DENc) 4)


  1. Unbearbeitete Fläche von ca. 2 Buchstaben. Hier sollte VON stehen.
  2. HL und AF mit Nexus litterarum.
  3. DEN in die Mitte der Zeile gerückt.
  1. Joh 19,19.
  2. Joh 11,25.
  3. Joh 16,33.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Wappen:

Berlepsch · Tann · Ebeleben · Schenk zu Schweinsberg · Oldershausen · Mansbach · Löser · Schenk zu Schweinsberg · Weitershausen · Stein zu Ostheim(?) · ? · Wais von Fauerbach · Knigge · Trümbach · Pflug · Schlitz gen. Görtz

Bearbeitung:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 73.

Zitierweise
„Apel von Berlepsch und Margaretha von Berlepsch geb. von der Tann 1581, Witzenhausen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2323> (Stand: 20.3.2023)