Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

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↑ Der erste Kriegsmonat im Offenbacher Abendblatt, August 1914

Abschnitt 21: 3.8.1914: Der erste Sonntag im Kriegszustand

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Der erste Sonntag im Kriegszustand.

Der gestrige Sonntag wird der Einwohnerschaft Offenbachs für alle Zeiten ihres Lebens ins Gedächtnis geschrieben bleiben. Vom frühen Morgen an waren den ganzen Tag über die Straßen mit Menschen übersät, und erst am Abend, als das Gewitter einsetzte, wurde es etwas stiller. Ueberall — in allen Straßen, an den Kasernen und an den Bahnhöfen, — sah man Eingezogene mit Paketen und Köfferchen, Abschiednehmende Väter und Mütter, Frauen und Kinder. Bilder, bei denen es jedem tiefwehe ums Herz werden mußte, und doch überall Gefaßtheit gegenüber dem Furchtbaren und überall Entschlossenheit — nun da es so weit gekommen — auch das Schlimmste zu tragen. Wir wissen, wie es in den Herzen unserer Freunde aussieht, sowohl derer, die zu den Waffen müssen wie derer, die zurück bleiben. Zu leiden werden sie alle mit Frauen und Kindern haben, durch die Kriegsgefahren und durch die Arbeitslosigkeit, die heute schon in erschrecklichem Masse eingesetzt hat. Wer einigermaßen beobachtet, dem musste es auffallen, wie wenige Fabrikpfeifen heute früh nur noch zur Arbeit riefen.
Furchtbare Tage also stehen bevor, und doch fragt heute keiner unserer Freunde mehr danach: wer ist schuld daran, daß es so kam? Hätte es nicht vermieden werden können? — Heute herrscht unter unseren Freunden nur eine Stimme: Die sozialistische Arbeiterschaft hat alles getan, was sie konnte, um den Frieden zu erhalten. Nun ist der Krieg trotzdem gekommen, das deutsche Volk ist in höchster Gefahr: drum hat jeder seine Pflicht zu tun, auch die härteste!
Das war der Grundton, der durch das Leben und Treiben des ersten Kriegssonntags immer wieder hindurchklang.

[Offenbacher Abendblatt vom 3. August 1914]
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