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Widekind Schetzel von Merzhausen 1598, Merzhausen

Merzhausen · Gem. Willingshausen · Schwalm-Eder-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Merzhausen

Gebäude / Areal:

Merzhausen, Nebenraum der Friedhofshalle.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Der Stein lehnte lange Zeit an der Außenwand der evangelischen Kirche (Ziegenhainer Straße), ursprünglich lag er sicherlich im Boden der Kirche. Im Mai 2020 befand er sich in einem Nebenraum der Friedhofshalle. Eine Aufstellung in der Friedhofshalle ist vorgesehen.

Merkmale

Datierung:

1598

Typ:

Grabplatte

Material:

Sandstein (?)

Beschreibung

Beschreibung:

Die kleine rechteckige Platte zeigt im leicht vertieften Figurenfeld den stehenden Verstorbenen mit betend aneinander gelegten Händen. Sein Gewand ist von der spanischen Tracht bestimmt. Er trägt eine kurze Oberschenkelhose, Beinlinge und eine taillenlange Jacke mit kurzen Ärmeln, darunter ein langärmeliges Hemd. Ein Rüschenkragen umrahmt den Kopf. Die Umschrift auf dem erhöhten Rand wird durch die über den vier Ecken wiedergegebenen Vollwappen unterbrochen und verläuft links und rechts zweizeilig. Die figürliche Gestaltung ist wie die Anlage des Gewandes relativ einfach. Der Vergleich mit dem Stein der legt zusammen mit dem gemeinsamen Todesjahr der Geschwister die Überlegung nahe, ob ein und derselbe Bildhauer hier gearbeitet hat.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

Kind(er)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Vier Vollwappen: links oben Schetzel von Merzhausen (Vater, im Schild ein aufgerichteter Löwe), rechts oben von Falkenberg (Mutter, im Schild zwei voneinander abgewendete Schlüssel). Das Wappen unten links ist auf der Abbildung bei Hoos, S. 48, kaum zu erkennen. Es müßte der Familie von Reichenaug (Vaters Mutter) zugehören. Das Wappen unten rechts ist dasjenige der Familie von Cramm (Mutters Mutter, im Schild drei heraldische Lilien in der Anordnung 2:1).

Dargestellte Personen:

Widekind Schetzel (aus der adligen Familie Schetzel von Merzhausen), der figürlichen Darstellung wegen ein Kind, gestorben im Jahr 1598.

Den vier Wappen nach war Widekind ein Sohn des Georg Schetzel von Merzhausen und seiner Frau Ursula geb. von Falkenberg, die am 6. Februar 1581 in Hofgeismar die Ehe geschlossen hatten (Gundlach, S. 236). Georgs Eltern wiederum werden in der Leichenpredigt seines Sohnes Wilhelm mit Nicolaus Schetzel und Dorothea geb. von Reichenaug angegeben (Diehl, S. 152ff.). Georg Schetzel, auch genannt Preuß, erscheint zunächst im Oktober 1560 als Kammerbube Landgraf Philipps, wurde am 28. Dezember 1567 zum Jägermeister Landgraf Wilhelms IV. bestellt, erhielt am 31. Mai 1573 daneben eine Bestallung als Forstmeister durch das ganze Fürstentum und kommt noch 1598 als Jägermeister vor (Gundlach, S. 236). Nach dem Aussterben der Familie von Rückershausen (1576) war Georg - seiner treuen Dienste wegen - mit zwei Dritteln des Dorfes Merzhausen durch die Landgrafen belehnt, 1599 erhielten seine vier Söhne dieses Lehen (Hoos, S. 48f., und Ortsartikel Merzhausen im LAGIS-Modul "Historisches Ortslexikon"). Georgs Frau Ursula geb. von Falkenberg war eine Tochter des Wedekind von Falkenberg, Herr zu Blankenau (Oberweser), und der Margarethe geb. von Cramm (Diehl, S. 152ff., und v. Oeynhausen, S. 146f.). Sie wird 1599 als Witwe genannt (HStAM, 17 d Schetzel Nr. 6, nach HADIS).

Inschrift

Umschrift:

ANO 1598 /

IST · WIDEKIND /

SCHETZEL · SE /

[LIG ENTSCHLAFEN] /

GOTT VERLEI IM EIN /

FROLICH AVFERstEV(NG)

Kommentar:

Inschrift nach der Abbildung und den Angaben im Text bei Hoos, S. 48. Lesung nicht völlig sicher.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Hoos, Heinrich: Die Wasserburg von Merzhausen, in: Schwälmer Jahrbuch 1983, S. 35-51 (mit Abb. des Steins auf S. 48)
  • Gundlach, Franz: Die hessischen Zentralbehörden von 1247 bis 1604, Dritter Band: Dienerbuch, Marburg 1930
  • Diehl, Wilhelm: Aus alten Leichenreden, in: Hessische Chronik 12 (1925). S. 150ff. (auf S. 152ff. Auszüge aus der Leichenpredigt für Wilhelm Schetzel von Merzhausen)
  • Oeynhausen, J. Graf von: Die von Falkenberg zu Herstelle und Blankenau an der Oberweser, in: Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie 4 (1876), Heft 2, S. 129-151

Personen:

Schetzel von Merzhausen, Georg · Schetzel von Merzhausen, Ursula, geb. von Falkenberg · Falkenberg, Ursula von, verheiratete Schetzel von Merzhausen · Schetzel von Merzhausen, Wilhelm · Schetzel, Nicolaus · Schetzel, Dorothea, geb. von Reichenaug · Reichenaug, Dorothea von, verheiratete Schetzel · Falkenberg, Wedekind von · Falkenberg, Margarethe von, geb. von Cramm · Cramm, Margarethe von, verheiratete von Falkenberg

Orte:

Blankenau (Weser) · Hofgeismar

Sachbegriffe:

Wappen · Rüschenkragen · Oberschenkelhosen · Tracht, spanische · Spanische Tracht · Beinlinge · Adlige · Kinder

Wappen:

Schetzel von Merzhausen · Falkenberg · Reichenaug · Cramm

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL.

Zitierweise
„Widekind Schetzel von Merzhausen 1598, Merzhausen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1226> (Stand: 4.5.2020)