Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg


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Kaspar Hell (links) mit einem Kameraden während des Ersten Weltkriegs

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Kriegstagebuch Kaspar Hell, S. 8-9

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Kriegstagebuch Kaspar Hell, S. 10-11

↑ Kriegstagebuch des Soldaten Kaspar Hell aus Geisenheim, 1914

Abschnitt 4: Die Einheit in der Schlacht an der Marne

[8-11] [S. 8] Hier fiel der Artillerie Brigade General Scherbeling. Die ganze Nacht gings durch. Unsere Pferde blieben geschirrt. Am 7. Sept. wurde Nachmittags die Stellung aufgegeben. 3.30 Uhr passierten wir die Marne unter schweren Verlusten. Die Brücken hatten die Franzosen gesprengt. Unsere Pioniere hatten eine Notbrücke aufgebaut in einem Hurra rufen fuhren wir darüber. Oberm Kanal1 rechts in einem Feldweg fuhren wir wieder in Stellung. In diesem Augenblick schicken uns die Franzosen einen mäc[htigen ?] Hagel von Granaden und Schrappnel herrüber. Hier fiel[en] auch der Reichling vom 1. Geschütz. Feldwebel Rind u. 6 Toden u. 12 schwer verwundete [S. 9] Kannoniere hatten wir. Als wir nun mit unseren Protzen in Deckung fuhren in ein kleines Wäldchen. Dieses hatten die Franzosen im Augen. Am Abend 8 Uhr traf das 8. Armekor2 ein zur Verstärkung und die Schlacht wurde in aller Heftigkeit fortgesetzt. Gegen 10 Uhr war bei den Franzosen ein Rückzug zur Bemerkung u. unsere Inft. und Feldart. Gingen 100 m vor. Gegend Abend erhielten wir starkes Feuer. Wir verloren 11 Pferde und ein Mittelfahr (?) Joseph Schneider. Am 9. Sept. waren wir gezwungen mit unseren Pferden zurückzugehen. Um die großen Verluste zu vermeiten gingen wir mit unseren Pferden [S. 10] und Protzen zurück über den Kanal. Die Batterie blieb in der Alten Stellung. In der Nacht bei starkem Regen von 9-10 Uhr wurde doch stark gekämpft. Am 10. Sept. Nachmittags 8 Uhr wurden die Franzoßen nach 4tägigem Ringen doch ein wenig redur3. Wir fuhren in das Dorf Etribi, es war ganz zerschossen und welche Tode. Im Dorf halt gemacht und tüchtig Wein geholt aus den Kellern. Neue Munition wurde gebracht. Mittagessen wurde ausgegeben. Zum Mittagstisch waren wir Nobel eingerichtet. Im Freien hatten wir einen gedeckten Tisch stehen u. jeder eine gefüllte Wein Flasche [S. 11] bei sich stehen. Kaum hatten wir uns an den Tisch gesetzt um zu Essen da schicken uns die Franzosen schon unsere alte Liebesgaben, Granaden u. Schrappnel. Wir fuhren auf den ersten Weg über ein abgebranntes Hauß auf die linge Seite des Dorfes Um 7 Uhr Abends kamen wir dann wieder mit den Protzen redour und bezogen mit unseren Pferden in eine Scheune da wir es mit einem starken Feinde zuthun hatten. Am 11. Sept. Morgens 5 Uhr gingen wir wieder redur zum, Rückzug. Am 14. Sept. fuhren wir wieder in Stellung in der Nähe von Stanroz. Heute war ein großes Gefecht nicht weit von der Stellung.


  1. Gemeint ist wohl der Rhein-Marne-Kanal (Canal de la Marne au Rhin).
  2. Armeekorps.
  3. retour (zurück).

Personen: Hell, Kaspar · Scherbeling, Brigadegeneral · Reichling, Kanonier · Rind, Feldwebel · Schneider, Joseph
Orte: Marne · Rhein-Marne-Kanal · Etribi · Stanroz
Sachbegriffe: Brigadegeneräle · Pferde · Gefallene · Franzosen · Brückensprengungen · Pioniere · Notbrücken · Schrappnels · Feldwebel · Kanoniere · Protzen · Infanterie · Plünderungen
Empfohlene Zitierweise: „Kriegstagebuch des Soldaten Kaspar Hell aus Geisenheim, 1914, Abschnitt 47: Die Einheit in der Schlacht an der Marne“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/33-4> (aufgerufen am 27.04.2024)