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Hans von Bacharach 1433, Friedberg

Friedberg · Gem. Friedberg (Hessen) · Wetteraukreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Friedberg

Heutiger Aufbewahrungsort:

Der Stein stammt vom längst aufgelassenen Friedhof um die Friedberger Stadtkirche, befand sich im 19. Jahrhundert in Privatbesitz und ist heute Teil der Schausammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt [Stand: 1972].

Merkmale

Datierung:

1433

Typ:

Scheibenkreuz-Grabstein

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

38 x 38 cm (B x H)

Beschreibung

Beschreibung:

Weitere Maße (in cm):

Scheibendurchmesser 38; Dicke des Steines 13,8; Kreuz: 31 hoch und 31 breit; Längs- und Querbalken 5 breit; Umrandung der Kreuzseite 4,2 breit; Reliefhöhe der Kreuzseite 1,4; Schriftband der Rückseite 6,5 breit; Durchmesser des Wappenfeldes 25; Schild: 19 lang und 16,5 breit.

Der aus Friedberg stammende Stein befindet sich in der Schausammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt. Zwar gingen alle weiteren Aufzeichnungen über seinen ursprünglichen Stand- bzw. Fundort durch Kriegseinwirkungen in Darmstadt verloren, doch blieb - wie Wilhelm Hans Braun kürzlich berichtete - glücklicherweise eine Mitteilung über seine Herkunft im Friedberger Stadtarchiv erhalten (Braun, W. H.: Der Steinmetz Hans von Bacharach, in: Wetterauer Geschichtsblätter 19 (1970), S. 169-171). Der Geheime Regierungsrat Hans Luthmer in Jugenheim, der ein äußerst sorgfältiges und ausführliches Inventar des Dieffenbachschen Nachlasses aufgestellt hat (Stadtarchiv Friedberg, Handschrift "Luthmer", Kap. VII, S. 2 und 11), zitiert darin den Bericht des Friedberger Geschichtsschreibers Philipp Dieffenbach: "Ein kleiner hübscher Grabstein aus Sandstein befand sich ehemals unweit des westlichen Theils der Thürme, wo ich ihn noch gesehen habe. Später kam er dort weg und wurde i. J. 1853 in dem Keller des jetzigen Hofbierbrauers Burk gefunden, von wo ihn mir Herr Bernhard brachte. Der obere Theil ist rund und hat einen Durchmesser von etwas über 15 Zoll. Auf der vorderen Fläche findet sich ein schräg gelegtes Wappen mit Zirkel, Winkelmaß und 3 Hämmern, und die Umschrift in goth. Minuskeln heißt: + M CCCC XXX III obiit meist(er) hantz von bachrach. Auf der Rückseite befindet sich ein Kreuz mit gothischer Verzierung. Das Fußgestell fehlt."

So weit der wertvolle, von Wilhelm Hans Braun publizierte Bericht. Es steht somit zweifelsfrei fest, daß der Scheibenkreuz-Grabstein vom ehemaligen, längst aufgelassenen Friedhof an der Friedberger Stadtkirche stammt, wo der Steinmetz Hans von Bacharach im Jahr 1433 seine letzte Ruhe fand.

Zwar fehlten dem Denkmal schon zu Dieffenbachs Zeit Schaft und Fuß, doch sind die beiden Seiten der Scheibe selbst sehr gut erhalten. Die Vorderseite zeigt in Flachrelief ein nasenbesetztes Kreuz mit abgefasten Kanten. Alle vier Balkenenden münden in die ringförmige Umrandung des Kreuzfeldes ein. Durch seine vierzählige, punktsymmetrische Gliederung nimmt das Kreuz mehr den Charakter eines Ornaments ein, worin er sich wesentlich von dem zweiten Friedberger Scheibenkreuz-Grabstein aus dem Jahr 1440 unterscheidet.

Die Rückseite zeigt den bereits von Dieffenbach beschriebenen, inmitten eines kreisförmigen Feldes in Flachrelief ausgeführten, schräg angeordneten und unten abgerundeten Schild mit einem Zirkel, drei Spitzflächen - das zu jener Zeit gebräuchlichste Werkzeug der Steinmetzen - und einem Winkel als Handwerkszeichen. Auf dem Rand der Scheibe läuft die bereits von Dieffenbach gelesene Inschrift in gotischen Minuskeln um.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Handwerker · Bürger

Enthaltene Wappen:

Auf der Rückseite ein Schild mit einem Zirkel, drei Spitzflächen auf einem Schrägbalken und einem Winkel als Handwerkszeichen.

Dargestellte Personen:

Hans (Hantz) von Bach(a)rach, ein Steinmetz, gestorben 1433.

Hans von Bach(a)rach muß Steinmetzmeister in Friedberg gewesen sein. Hierzu fand Wilhelm Hans Braun (Braun, W. H.: Der Steinmetz Hans von Bacharach, in: Wetterauer Geschichtsblätter 19 (1970), S. 169-171) "eine leider nur noch stellenweise entzifferbare Pergamenturkunde aus dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts. Ihr Regest lautet: Johann g(enannt) von ......., Steinmetz, und seine Frau Cathrin nehmen von dem Pfarrer Johann Waenner ein Haus in der Schneidergasse zu Lehen. Man darf wohl als sicher annehmen, daß das unleserliche Wort, das einst in der Lücke stand, "Bacharach" gelautet hat".

Inschrift

Umschrift:

+ M cccc xxx iii obijt meist(er) hantz von bachrach

Übersetzung:

1433 starb Meister Hans von Bacharach.

Kommentar:

Worttrenner: kleine Rauten und Kreuze.

Schrift:

Gotische Minuskel

Nachweise

Literatur:

  • Azzola, Juliane und Friedrich Karl: Mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine in Hessen (= Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde Heft 10), Kassel 1972, S. 46-47 (Text) und 153-155 (Abb.)
  • Azzola, Friedrich Karl: Mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine der Wetterau, in: Wetterauer Geschichtsblätter 14 (1965), S. 49-60.

Personen:

Waenner, Johann · Bacharach, Catharina von

Orte:

Darmstadt

Sachbegriffe:

Zirkel · Spitzflächen · Hämmer · Wappen · Handwerkszeichen · Winkel · Kreuze, nasenbesetzte · Männer · Steinmetze

Wappen:

Bacharach

Bearbeitung:

Azzola, Juliane und Friedrich Karl: Mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine in Hessen (= Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde Heft 10), Kassel 1972 [danach Andreas Schmidt, HLGL].

Zitierweise
„Hans von Bacharach 1433, Friedberg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/722> (Stand: 5.2.2007)