Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Kriegsgedichte von der Front in der Zeitschrift Hessenland, 1914-1918

Abschnitt 15: Chr. Brandenstein, Kriegsurlaub (Gedicht)


Kriegsurlaub!

Mein Weib mit den Kleinsten beim Scheiden
Nahm stummen Abschied zu Haus.
Die Ändern mich treu begleiten
Ein Stück des Weges hinaus.

Die Jüngste von sieben Jahren
Bezwang ihre Tränen nicht;
Von fern noch im Weiterfahren
Sah ich ihr verweintes Gesicht.

Die großen Schwestern sind härter,
Ich selber bin ernst und still;
Man spricht am Kreuzweg der Schwerter
Am besten: Wie Gott will.

Drei Mädchen in blonden Haaren
Stumm grüßend sah'n traurig mich an;
Die Jüngste von sieben Jahren
Hat mir am leidsten getan.


Chr. Brandenstein | z.Z. im Felde


[Veröffentlicht in der Zeitschrift Hessenland, 31. Jahrgang, Nr. 11/12, Juni-Doppelheft 1917, S. 177.]
Der Autor war ein Schreinermeister und Landwirt aus Heimboldshausen (heute Landkreis Hersfeld-Rotenburg), der als Landsturmmann an der Westfront stand. Im Frühjahr 1917 bekam er Heimaturlaub , weil ein Sohn, eines seiner sechs Kinder, gestorben war. Nach dessen Beerdigung musste Chr. Brandenstein an die Front in Frankreich zurückkehren.


Personen: Brandenstein, Chr.
Orte: Heimboldshausen
Sachbegriffe: Kriegsgedichte · Hessenland · Landsturm
Empfohlene Zitierweise: „Kriegsgedichte von der Front in der Zeitschrift Hessenland, 1914-1918, Abschnitt 39: Chr. Brandenstein, Kriegsurlaub (Gedicht)“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/163-15> (aufgerufen am 27.04.2024)