Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg
Inhalt
- 2.7.1914: Kreiskriegerfest in Marburg bevorstehend
- 3.7.1914: Reisepläne des Kaisers im August 1914
- 3.7.1914: Vertagung des Rosa Luxemburg-Prozesses
- 3.7.1914: Kriegerfesttage in Marburg
- 4.7.1914: Kriegerfesttage in Marburg beginnen
- 4.7.1914: Antideutsche Stimmung in Elsass-Lothringen
- 6.7.1914: Kaiserin und Prinz Eitel in Wilhelmshöhe
- 7.7.1914: Bericht von den Marburger Kriegerfesttagen
- 7.7.1917: Aufsehen bei Fliegerlandung in Marburg
- ...
- 31.7.1914: Auf des Messers Schneide!
Abbildungen
↑ Die letzten Tage vor dem Krieg in der Oberhessischen Zeitung (Marburg), Juli 1914
Abschnitt 6: 4.7.1914: Antideutsche Stimmung in Elsass-Lothringen
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Stimmungsbilder aus dem Reichslande
Straßburg, 4. Juli. Die amtliche Korrespondenz veröffentlicht folgende Erklärung: „Es ist in letzter Zeit beobachtet worden, daß insbesondere bei der Rückkehr von Ausflügen über die Grenze Fahnen und Embleme aller Art in den französischen Farben in auffälliger Weise getragen werden. Es empfiehlt sich daher der Hinweis, daß das öffentliche Ausstellen dieser Farben nach Artikel 6 Ziffer 3 des Dekrets vom 11. August 1848 in Verbindung mit § 15 des Gesetzes vom 11. Mai 1865 und nach vielfachen gerichtlichen Entscheidungen eine strafbare Handlung darstellt, die mit Gefängnis und mit erheblichen Geldstrafen geahndet wird."
Die Französlinge und ihre Verteidiger in Altdeutschland stellen es immer so hin, als handle es sich bei dem Tragen französischer Fahnen und Abzeichen immer nur um Ausflüsse harmlos heiterer Stimmung oder höchstens um unüberlegte Torheiten. In Einzelfällen mag das zutreffen, in der Regel liegt eine bewußt gewollte Methode darin, die nur als eine Verhöhnung des Deutschtums anzusprechen ist. Die energische Mahnung der neuen Regierung wird hoffentlich genügen und eine Anwendung der darin genannten Vorschriften erübrigen.
[Oberhessische Zeitung vom 6. Juli 1914]
Erläuterungen: Als Reichsland wurden die nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870-1871 von Deutschland annektierten französischen Gebiete in Elsass-Lothringen bezeichnet, die dem Kaiser direkt unterstellt waren. Das Verhältnis zwischen der Bevölkerung in Elsass-Lothringen und dem Reich, vor allem dem hier zahlreich vertretetenen deutschen Militär, war spätestens seit der sog. "Zabern-Affäre" vom Oktober/November 1913 erheblich belastet. Auf die Proteste der Bevölkerung gegen die Beleidigungen durch einen jungen deutschen Offizier reagierte das Militär mit zahlreichen Willkürakten und Übergriffen, die von der deutschen politischen Führung gebilligt wurden und das Ansehen des Kaisers und Deutschlands deutlich schmälerten.
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Personen: | Wilhelm II., Deutsches Reich, Kaiser |
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Orte: | Elsass-Lothringen · Straßburg · Zabern |
Sachbegriffe: | Reichslandes · Nationalismus · Französische Fahnen · Zeitungen · Oberhessische Zeitung · Zabern-Affäre |
Empfohlene Zitierweise: | „Die letzten Tage vor dem Krieg in der Oberhessischen Zeitung (Marburg), Juli 1914, Abschnitt 36: 4.7.1914: Antideutsche Stimmung in Elsass-Lothringen“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/39-6> (aufgerufen am 04.05.2024) |