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Grabdenkmäler

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Johannes Stephani 1593, Neuweilnau

Neuweilnau · Gem. Weilrod · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Neuweilnau

Gebäude / Areal:

Neuweilnau (Weilrod), Evangelische Pfarrkirche

Angaben zum Standort:

Der ursprüngliche Standort im Kirchenraum ist unbekannt.

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Heute ist sie im Inneren der Kirche an der Südwand neben der Kanzel aufgerichtet.

Merkmale

Datierung:

1593

Typ:

Grabplatte

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

62 x 169 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A) 6, (B) 4, (Initialen) 3,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabplatte des Johannes Stephani. Schmalen Platte aus rotem Sandstein. Auf der Randleiste läuft das Grabgedicht (A) um. Im unteren Teil des Feldes steht die Rollwerktafel mit der in 15 Zeilen ausgehauenen Inschrift (B). Der obere Teil der Platte wird von einem schlichten Rundbogen mit Wappenkartusche eingenommen, darin sind zwei spätere (?) Wappenschilde eingeritzt. Die untere Leiste fehlt, sonst ist das Denkmal recht gut erhalten. Worttrenner sind Quadrangel (A), bei (B) mit paragraphzeichenförmig ausgezogenen Zierstrichen.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Enthaltene Wappen:

Handwerkszeichen2)


  1. Oben unkenntlich, darunter Müllerhaue, begleitet von 3 2:1 gestellten Sternen.

Dargestellte Personen:

1566 war Johann Stephani Keller und Küchenschreiber, 1567–84 Keller zu Neuweilnau und dortiger Schultheiß von 1575 bis 1592.4) Seine dritte Ehefrau Judith gab das Denkmal in Auftrag. Johann Stephani gehörte möglicherweise zur Familie des 1501–1584 belegten Jakob Stein genannt Stephani aus Neuweilnau, dessen Sohn der spätere nassauische Hofprediger und Generalsuperintendent Lorenz Stephani († 1616) war.5)


  1. Kaethner/Kaethner, Weilrod 244 (Schultheißenliste); 1587 Rechnung über den Kauf von Holzschwellen für die Befestigung des Weges hinauf zum Schloss, ausgefertigt von Johann Stephani, vgl. ebd. 240.
  2. Vgl. zu diesem Renkhoff, Nass. Biographie 763, Nr. 4286.

Sonstiges:

Die sorgfältig gearbeitete Kapitalis zeigt Linksschrägenverstärkung bei A, M, N, V und X sowie gut proportionierte Bogenverstärkungen. Das O weist Schattenachsen auf, die nur gelegentlich senkrecht oder rechtsschräg, mehrheitlich linksschräg ausgerichtet sind. Dem klassizierenden Anspruch genügen nicht die Worttrenner, die in der Umschrift schlankere Proportion, die Buchstabenverbindungen und Eigenheiten einzelner Buchstaben, die wie E mit kurzem Mittelbalken, M mit kurzem Mittelteil und R mit stark geschwungener und senkrecht nach unten geführter Cauda zeitgenössische Varianten darstellen. Den Bildungshintergrund der Auftraggeber verrät die Verwendung der lateinischen Sprache sowie die Anleihe an den Wortlaut des vom lutherischen Theologen und niedersächsischen Reformator Antonius Corvinus († 1553) vor dem 5. April 1553 selbst verfassten Epitaphiums im Pentameter SPIRITVS (...).3)


  1. Freundl. Hinweis von Dr. Michael Oberweis, Mainz; vgl. Briefwechsel des Antonius Corvinus 293, Nr. 344.
Inschrift

Umschrift:

A EN · IOHAN͜NIS · STE/PHANI · PRETORIS · WEILNA͜VIENSIS ·

HIC · SVB · SPE · VITE · [/ QVIESCVNT OSS/]Aa) · FVTVRA͜Eb) ·

SIRITVSc) · A͜ETH͜EREAS · INCOLITd) · IPSE · DOMOSe) ·

B IOB · XIX · / SCIO · QVOD · / REDEMPTOR · / M͜EVS · VIVIT · ET / IN ·

NOVISSIMO / DIE · DE · TERRA · / RESVRRECTV=/RVS · SVM1) ·

OBI/IT · XIII · IANV=/ARIVSf) · AN͜NO · / CH͜RISTI · 1 · 5 · / 9 · 3 ·

A͜ETATIS · / VERO · SVA͜E / LX · IVDIT͜H 3 · / CONIVNX ·


  1. Die Ergänzung ergibt sich aus dem noch vorhandenen A von OSSA, den metrischen und prosodischen Anforderungen des Hexameters sowie aus dem Inhalt.
  2. V jeweils unter T gestellt.
  3. Sic! Statt SPIRITVS.
  4. I über den Balken des L gestellt.
  5. D und O verschränkt.
  6. Sic! Statt IANVARII.
  1. Ijob 19,25.

Übersetzung:

(A) Ach, hier (ruhen) in Erwartung des künftigen Lebens (die Knochen) des Johannes Stephani, Schultheiß zu Weilnau. Die Seele selbst lebt in den himmlischen Wohnungen.

(B) Ijob 19. Ich weiß, dass mein Erlöser lebt und ich am Jüngsten Tage von der Erde auferstehen werde. Er starb am 13. Januar im Jahre Christi 1593, im Alter von 60 Jahren. Judith, seine dritte Ehefrau.

Kommentar:

Ein Hexameter, ein elegisches Distichon (A).

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Wappen:

Hausmarke (Anhang Nr. 8), begleitet von drei Rauten Hausmarke (Initialen I W) · Handwerkszeichen

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 147.

Zitierweise
„Johannes Stephani 1593, Neuweilnau“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2469> (Stand: 20.3.2023)